Prolog: Verrückt sein kostet nur den Verstand

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«Weena ist eine hohle Schlampe.», diese Worte hallen in meinem Kopf. Sie verfolgen mich und lassen mich nicht in Ruhe. Ich dachte er mag mich. Er war mein bester Freund! Wie konnte er nur?

Mein Blick bleibt bei meinem Freund heften. Sein Gesicht ist vor Wut verzogen. Auch er ist wütend auf ihn. Mein Geliebter wird niemals zulassen, dass jemand mich beleidigt und dann ungeschoren davon kommt. Nein, er wird mich rächen.

Er hat mir gezeigt, dass nicht alle Männer böse sind. Er ist meine Stütze. Mein Held. Er war es, der mich vor meine Alkoholsucht befreit hat. Er ist mein sicherer Hafen. Durch ihn konnte ich zum aller ersten Mal Wärme und Geborgenheit spüren.

Ich fühle mich Hilflos. All die Gefühle, die er vertrieben hat, kommen durch diesen Satz wieder hoch. Schlampe, Schlampe, Schlampe...

Man hat mich nicht zum ersten Mal so genannt. Vor Jahren... Das Gesicht meines Vaters, der betrunken nach Hause kommt, taucht auf. Er hat Alkohol niemals vertragen. Selbst vor seine Abhängigkeit wurde er immer nach ein paar Flaschen Bier laut. Aber es wurde schlimmer. Viel schlimmer. Ich erschaudere und probiere all die schlechten Erinnerungen zu verdrängen. Das ist meine Vergangenheit. Das ist vorbei.

Schlampe, Schlampe, Schlampe...

Am liebsten würde ich frustriert aufschreien. Ich kann nicht aufhören. Meine Erinnerungen plagen mich. Ich fühle mich in der Vergangenheit zurück versetzt. Ich bin wieder ein verschrecktes Mädchen. Hilflos, nichts Wert, einsam.

Panik lähmt meine Glieder. Nein! Es darf sich nicht wieder holen! Ein zweites Mal überlebe ich das nicht.

Alles nur wegen ihn! Er ist schuld an allem. Er, er, er!

Er bestätigt mein Männerbild. Alle Männer sind böse, grausam... Sie müssen alle bestraft werden.

Mein Blick fällt wieder auf dem Mann, den ich liebe. Er nicht. Er ist nicht böse. Er ist mein Held, mein Beschützer. Nein, er ist nicht böse. Er wird auf mich aufpassen. Niemals wird er zulassen, dass sich meine Vergangenheit wiederholt.

Meine Angst verschwindet und macht Platz für Wut.

Was dachte er sich! Er dachte wohl, dass er mich gegen mein Geliebter auflehnen konnte! Da hat er sich geirrt. Ich liebe ihn. Ich werde ihn ewig lieben.

Schlampe, schlampe, schlampe...

Er musst bestraft werden. Er muss leiden. Wie konnte er es wagen!

All meine Angst, Wut, Verzweiflung, all die schlechten Gefühle, die mich wegen meiner Vergangenheit plagen richten sich auf ihn.

In mein Kopf fängt er an, der Schuldige für all mein Leid zu sein. Wenn er bestraft wird, dann wird alles gut. Alles wird gut. Er wird dafür bezahlen.

Je mehr ich darüber nach denke, desto selbstverständlicher wird meine Entscheidung. Es gibt kein anderer Weg. Ich werde ihn bestrafen. Ich werde ihn leiden lassen.

Ich werde ihn töten.

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