Suchend sehe ich mich um. Soll das hier jetzt ein Versteckspiel werden oder was? Der werte Herr kommt auch auf Ideen...
»Zeldris?«, rief ich in den Raum herein und bekam aber nur Stille zurück. Ich seufzte leise. Eigentlich hatte ich keine Lust auf solche Spielchen, aber was soll ich anderes machen?
»Zeldris, jetzt kommt raus. Ich hab keine Lust darauf, dich noch lange suchen zu müssen.« Ich verdrehte leicht meine Augen und setzte mich dennoch in Bewegung und suchte den Schwarzhaarigen, der sich scheinbar zum Spaß versteckte. Was er wohl diesmal vorbereitet hat?
Grinsend grübelte ich. Mir fiel viel so einiges an, aber davon war dann doch mehr recht unrealistisch bei dieser Situation. Sonst sähe es teilweise anders aus.
»Ich bin nicht Zeldris.«
Verdammt. Diese Stimme. Das konnte nur einer sein— Melodias.
Ein genervtes Seufzen entfloh mir und mit verschränkten Armen drehte ich mich zu ihm um. »Also, was hast du dieses mal mit ihm angestellt, hm? Diesmal vielleicht sogar richtig beseitigt, wie es sich ja für Brüder gehört?«, murrte ich fragend und verdrehte meine Augen dabei. Mir war egal, wie verletzt er mich deswegen anstarrte und das ihm ein trauriges Seufzen entfloh. Erst hat er Elizabeth scheiße behandelt und danach noch Zeldris ins Krankenhaus befördert. Der brauchte gar nicht zu erwarten, von mir Mitleid zu bekommen. Nicht mal in irgendeinem Parallel Universum!
»Sag das nicht! Das stimmt doch alles nicht. Ich habe ihn weder Krankenhaus reif geschlagen, noch habe ich ihn jetzt getötet oder so. Ja, ich gebe zu, wir haben uns geprügelt und dass das wohl eher auf meinem Mist gewachsen ist, aber ich würde ihn doch niemals in Krankenhaus befördern! So ein Bruder bin ich nicht!«
Ich seufzte leise. Ich konnte das echt nicht mehr hören. Wer soll es sonst gewesen sein? Der Osterhase? Oder vielleicht ja Zeldris selbst? Das ich nicht lache.
»Und wer war es dann?« Ich entschied mich dafür, seine Variante wenigstens anzuhören. Vielleicht war ich ihm das doch schuldig. Mein schlechtes Gewissen musste ja wieder überwiegen und meinen, dass er noch eine Chance verdient hätte, da irgendwas in mir glaubte, er sei nicht der Täte. Man, wie ich das hasste.. Wieso konnte ich denn da nicht einfach konsequent bleiben? Das konnte doch nicht immer so sein, dass ich letztlich nach gab! Irgendwann musste doch auch mal Schluss sein.
»Versprichst du mir, mich ausreden zu lassen? Du musst mir nicht glauben, aber ich würde es dir wirklich gutheißen, wenn du mich nicht unterbrichst, okay?« Ich nickte etwas. Na gut, dann musste ich mich sicher etwas zügeln. Denn wenn er schon solch eine Anforderung stellte, musste das ja damit begründet sein, dass es mich vermutlich veranlasste, das ganze aufgebracht zu unterbrechen, ohne mir die restlichen und erst aufklärenden Informationen anzuhören.
»Gut. Also das ist eine etwas längere Geschichte. Am besten wir setzen uns hin, ja?« Wieder nickte ich und nahm zusammen mit Melodias Platz, auf den Sesseln, die sich gegenüberstanden. Ich überschlug ein Bei übers andere und sah abwartend zu ihm, wollte, dass er endlich mit Reden anfing.
»Okay, lass mich mich kurz sammeln, ja?« Er schien kurz in Gedanken abzuschweifen, wahrscheinlich um noch jedes kleinste Detail zusammen zu kratzen.
»Nachdem wir aus deinem Zimmer verschwunden sind, hat es zwar etwas gedauert, aber wir haben uns beruhigt und aufgehört, aufeinander einzuschlagen. Elizabeth hatte uns auch voneinander getrennt und uns auch gleich eine Standpauke gehalten, von wegen, dass Geschwister sowas niemals machen sollten und so weiter und so fort. Danach sind wir zusammen durch die Gänge geschlendert und dann ging es erst richtig los. Chiyo oder wie die hieß, hatte sich Zeldris um den Hals geworfen und etwas gelabert von wegen, er wäre ihr Freund und sie würden sich ja beide über alles lieben bla bla bla. Wie auch immer. Das hatte ein paar Jungs überhaupt nicht in den Kramm gepasst, die offensichtlich auch auf die Hexe standen, weshalb die gemeinsam auf Zeldris los gegangen sind, der immer noch mit Chiyo zu kämpfen hatte. Aber bevor ihm hätte was ernstes passieren können, hab ich mich noch dazwischen geworfen und sie von ihm auf mich abgelenkt, damit es zumindest nur bei einem Krankenhaus Besuch für ihn bleibt. Auch wenn ich den Jungs eine Lektion erteilt habe, bin ich selbst nicht verschont geblieben.«
Okay, WOW.
Ehrlich, das musste ich erst einmal verdauen, das war nun wirklich krass. Eine Nummer zu krass.
Diese Chiyo werde ich mir definitiv nochmal vorknöpfen! Wie konnte sie es überhaupt erst wagen, sich Zeldris um den Hals zu werfen?Ich merkte, wie die Eifersucht in mir gerade nur so brodelte und kurz davor war, den Deckel, der das ganze noch im Rahmen hielt, weg zu sprengen. Am besten in ihr Gesicht, sowie sie es verdiente. Man, wie ich dieses Mädchen hasste!
Da ich meine Konzentration viel zu sehr auf meine Gedanken und Gefühle setzte, merkte ich nicht, wie Melodias mehrmals versuchte mich anzusprechen. Mittlerweile tat es mir auch Leid, wie ich mit ihm umgesprungen war, obwohl ich ihm das mit Elizabeth immer noch nicht verzieh.
»Lou?«, wurde er letztlich etwas lauter mit seiner Stimme und ich schüttelte etwas meinen Kopf, als würde mir das innerliche Ordnung verschaffen, was leider nicht der Fall war.
»Was?« Ich klang etwas harsch, wofür ich mich auch direkt entschuldigte. Er winkte jedoch wieder ab.
»Ähm... Ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?«, murmelte er etwas unsicher, was nur noch mehr Holz in die Flame meines schlechten Gewissens warf, sodass sie hoch aufloderte.
»Ja, ist es. Tut mir leid, dass ich dir erst nicht glauben wollte.« Ich kratzte mich etwas am Nacken und lächelte entschuldigend. »Das war ja auch begründet, also naja. Es ist nicht weiter schlimm.«
»Das hoffe ich doch. Aber sag mal, hast du Zeldris irgendwo gesehen?« Auf meine Frage hin, schüttelte er nur den Kopf und erklärte mir mit einem Schulterzucken, dass er ihn jetzt nicht weiter gesehen hätte.
Wo steckte er bloß?
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✧ 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄𝐒 𝐂𝐇𝐀𝐎𝐒; zeldris ( √ )
FanfictionNie hätte Lou auch nur ansatzweise damit gerechnet, dass der Heiligschein, den diese Stadt zu Anfang trägt, eigentlich ganz unpassend war, wenn man heraus findet, was hier so für Spielchen gespielt wurden. In weitere halsbrecherische Angelegenheite...