Nachdem das Mittagessen vorüber war, dauerte es eine ganze Zeit lang, bis ich es zusammen mit Liam geschafft hatte, mich aus dem Speisesaal zu kämpfen. Während dem Essen selbst hatten wohl alle Kinder und Jugendlichen langsam verarbeitet, dass mein Besuch hier keine Fata Morgana war und sobald die ersten ihr Tablett mit dem Essen weggebracht hatten, suchten sie das Gespräch mit mir und mit der Zeit wurden es so viele, dass ich niemandem mehr richtig zuhören konnte, da alle wild durcheinander sprachen. Und dabei wollte auch keiner über sich sprechen, jeder wollte nur erfahren, wie das Leben als Prinz war. Viele Fragen, die schon bei meinem ersten Besuch gestellt wurden, wiederholten sich, doch ich versuchte, alle in Ruhe zu beantworten.
Einzig und allein am Rande konnte ich beobachten, wie auch einige den Speisesaal verließen, darunter auch Zayn, Louis und weitere Jugendliche, die mich mit einem abwertenden Blick gemustert hatten, welcher meine Neugier aber erst recht geweckt hatte. Gerade mit diesen Kindern musste ich sprechen, um zu erfahren, was hier los war und um Veränderung bewirken zu können. Denn gerade diese Kinder und Jugendlichen waren es wohl, die keine schöne Vorgeschichte hatten, deren Grund für ihre Anwesenheit im Internat wahrscheinlich auch alles andere als angenehm war und denen Vertrauen so oft genommen wurde, dass es nun für sie ein Fremdwort war. Auch wenn mir nach der heutigen Begegnung mit Louis und Zayn schon bewusst geworden war, dass das sicher ein ganzes Stück Arbeit kosten würde, war ich bereit diese zu leisten, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie vor allem nicht zu enttäuschen.
Ich hätte eigentlich damit rechnen müssen, dass mich nicht alle einfach wie einen normalen Mitschüler integrieren würden, doch Niall, Ashton und Luke hatten mir durch ihr positives Verhalten so viel Hoffnung gemacht, welche nun leider wieder verschwunden war. Da die drei noch für ein Referat morgen einiges vorbereiten mussten, hatten sie sich relativ schnell nach dem Essen verabschiedet, wobei Niall mir noch versprochen hatte, unsere Rundführung morgen nach dem Unterricht weiterzuführen und so bekamen sie auch das Chaos nicht mit, in welchem Liam und ich nun steckten. Wir standen in der großen Eingangshalle und all diejenigen, die keine Skepsis mir gegenüber hegten, hatten sich um Liam und mich versammelt und löcherten mich mit Fragen. Die Aufregung war jedem hier deutlich anzusehen, dabei war ich doch auch nur ein Mensch. Mit meinem Blick suchte ich nach Finn, doch es dauerte eine ganze Weile, bis ich ihn zwischen all den Kindern endlich gefunden hatte.
Auch das Fußball spielen war leider dadurch nicht so entspannt, wie ich es mir erhofft hatte, denn jeder schien irgendwie in meiner Nähe bleiben zu wollen und so war es mir einfach unangenehm, vor so vielen Blicken den Fußball über den Rasen zu kicken. In solchen Momenten hatte ich manchmal wirklich das Gefühl, als Prinz nicht geeignet zu sein. Mein Vater genoss immer all die Aufmerksamkeit und konnte damit so geschmeidig umgehen, während ich die meiste Zeit über lieber im Hintergrund agierte und nicht den Mittelpunkt darstellen wollte. Wie sollte ich dann jemals König werden? Ich versuchte mir die Worte meiner Mutter ins Gedächtnis zu rufen, dass es mir gerade aus dem Grund möglich war zu helfen, weil ich der Prinz vom Vereinigten Königreich war und dies trug mich zumindest durch meinen restlichen ersten Tag im Internat, bis ich mich Abends vollkommen erschöpft auf Liams Bett warf.
Ich hatte heute nichts erreicht. Auch wenn es eigentlich vorhersehbar war, dass ich am ersten Tag noch nichts weltbewegendes verändern konnte und ich gerade deshalb doch mehrere Wochen blieb, hatte ich mir heute Morgen im Schloss vor unserer Abreise noch alles irgendwie etwas leichter vorgestellt. Doch seitdem ich Louis und Zayn heute wieder begegnet war, war mir bewusst, welche Hürden ich in diesem Internat überwinden musste. Und es frustrierte mich, dass ich nicht sofort helfen konnte und irgendjemand Kindern wie Louis und Zayn so viel Schaden zugefügt hatte, dass sie gar keine Hilfe mehr zulassen konnten. Zusätzlich war es mir unmöglich, den echten Alltag im Internat kennenzulernen, wenn ich jeden Tag mit diesen Massen an Kindern zu kämpfen haben müsste. Natürlich konnte ich ihre Aufregung verstehen, aber sie musste einfach bald abklingen, damit es mir möglich war, mich hier frei zu bewegen und Gespräche unter vier Augen führen zu können. Ich musste irgendwie deutlich machen, dass ich genauso bin wie sie, niemand besonderes, denn ansonsten konnte ich nur hoffen, dass die Aufregung nur von kurzer Dauer war.
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Stranger To Love - Larry Stylinson
FanfictionLouis William Tomlinson hatte es im Leben bisher nicht leicht. Mit jungen Jahren wurde er von seinen Eltern auf ein Internat geschickt und als schwer erziehbar abgestempelt. Nie hat sich jemand richtig um ihn gekümmert, sich um ihn gesorgt oder ihn...