Kapitel 1

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Als ich aus der Tür des Wohnhauses trete, taucht die Sonne mein an der Wand lehnendes Fahrrad in spätsommerliches warmes Licht, was das Türkis des Rahmens aussehen lässt, als sei es direkt aus dem Tuschkasten gesprungen. Es scheint als wolle mir die Sonne die Angst vor dem heutigen Tag nehmen, denn Northhill sieht in diesem Licht viel freundlicher aus, als ich es bei dem tristen Wetter der letzten Tage bisher wahrgenommen habe. Ich stelle meine dunkelbraune Schultertasche in den Fahrradkorb von Ellie und schiebe sie langsam in Richtung Straße. JA, ich habe meinem Fahrrad einen Namen gegeben und bin verdammt stolz drauf. Dieses Fahrrad begleitet mich schon seit Jahren und auch heute an meinem ersten Unitag wird es mich nicht im Stich lassen. Zudem geben wir heute ein ziemlich gutes Team ab, denn man könnte beinahe meinen, dass ich die Farbe meines Tops eins zu eins auf Ellies Rahmen abgestimmt habe, dabei ist es eigentlich nur Zufall. Wobei Türkis meine Lieblingsfarbe ist, wodurch die Wahrscheinlichkeit für diesen Zufall wohl relativ hoch gewesen ist. Nachdem ich das Zopfgummi, dass meine dunkelblonden Haare zu einem hohen Zopf zusammenhält, noch einmal zurechtgerückt habe, schwinge ich mich auf den Sattel und mache mich auf in Richtung der Uni.

Der Weg ist wirklich kurz, einer der Vorteile meiner neuen Wohnung, denn sie liegt genau wie der Campus ziemlich zentrumsnah. Trotz der wirklich nicht langen Strecke, mühe ich mich schon nach kurzer Zeit ziemlich ab. Ich merke beinahe sekündlich wie meine Kraft nachlässt, was vielleicht auch an den leichten Hügeln in der Landschaft hier liegt. Solche bin ich von zuhause nicht gewöhnt. Eine Sportskanone bin ich dazu auch nicht wirklich und das scheint mir meine Lunge in diesem Moment noch einmal besonders deutlich vor Augen führen zu wollen. Zu allem Überfluss nervt mich die Sonne, der ich vor ein paar Sekunden noch dankbar gewesen bin, nun beinahe. Dadurch, dass sie so stark scheint, muss ich meine Augen immer wieder zusammenkneifen, um überhaupt etwas sehen zu können. Das war auch der Grund, weshalb ich beinahe über eine rote Ampel fahre, was dann wohl definitiv für einen ersten Unitag gesorgt hätte, den ich nie vergessen hätte.

Endlich angekommen, bleibt mir beim Anblick der Universität kurz die Luft weg. Das Gelände ist wunderschön. Die Gebäude, sind von einer riesigen Grünflächen umgeben, auf denen schon einige Studenten sitzen und die letzten Sonnenstrahlen für dieses Jahr einfangen. Manche von ihnen lernen, andere picknicken und einige scheinen den Vormittag einfach nur zu genießen. Das Gebäude, das ich bei meinen Recherchen als Hauptkomplex der Universität ausgemacht habe, ist ein riesiges, schon sehr altes Gemäuer, mit zwei herausragenden Türmen. Die Fenster sind schwarz gerahmt und an einigen Stellen von Efeu geziert.

Da ich den Weg zur Uni schon öfter über Google maps studiert habe, weiß ich, dass die Fahrradständer hinter der Fassade liegen. Dementsprechend steige ich wieder auf mein Fahrrad und fahre den geschlängelten Weg entlang, der hinter das Gebäude führt. Je mehr Luft des Campus ich einatme, desto größer wird die Freude, die in mir aufsteigt. So lange habe ich mich auf diesen Tag gefreut.

Endlich bin ich nicht mehr Zuhause.

Endlich kann ich den Neuanfang wagen, von dem ich solange geräumt habe.

Endlich kennt mich niemand.

Endlich gibt es mir gegenüber keine Vorurteile mehr.

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⏰ Last updated: Nov 29, 2020 ⏰

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It was always you- Amy&ColeWhere stories live. Discover now