Bewegungslos lag Jimin auf der kleinen Couch in Yoongi's Studio, hatte die Beine über die Seitenlehne geschwungen und versuchte, keinen noch so kleinen Ton von sich zu geben.
Zum gefühlt zehnten mal zählte er heute die einzelnen Holzpanelen der Studiodecke.
Einhundertdreiundfündzig.
Auch nach dem sechsten Durchgang hatte sich an dieser Ziffer nichts geändert.
Eigentlich waren es immer Einhundertdreiundfündzig.Was hatte er erwartet?
Das sich die Anzahl der Paneele veränderte nur weil er sie immer und immer wieder zählte?
Dass urplötzlich welche dazukommen würden?
Oder sich auf mysteriöse Weise in Wohlgefallen auflösten?
Nichts dergleichen passierte.
Es wäre auch überaus gruselig, wenn es auf einmal mehr oder weniger gewesen wären.
Also blieb das Ergebnis eben die altbekannten Einhundertdreiundfünfzig.Dennoch frustrierte es ihn ungemein. Er hatte das überaus starke Bedürfnis, einfach laut zu schreien, um seinen Unmut darüber kundzutun.
Aber er wusste genau das sein Hyung es nicht leiden konnte wenn man ihn beim Arbeiten störte.
Eigentlich mochte er es an sich nicht, wenn ihn jemand beim Arbeiten belästigte.
Nichtsdestotrotz hatte Jimin es geschafft, dass der Ältere ihn immer wieder in sein Studio ließ.Die ersten Male musste er tatsächlich noch den "heiligen Schwur" ablegen: dass er sich ruhig verhalten würde, das Handy auf stumm schaltete und ganz besonders keine Snacks aß, weil das laute Kaugeräusch ihn sonst aus dem Konzept brachte.
Irgendwie vermisste er diese kleine Ansprache etwas.Nicht dass er scharf drauf war, immer wieder denselben Text zu hören, den er allmählich auswendig mitsprechen konnte.
Aber es war lustig zu sehen wie der ältere versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass Lärm seinen sicheren Tod bedeuten würde.Machmal unterhielten sie sich eine Weile über alle möglichen Dinge.
An anderen Tagen nutzte Jimin das Schweigen um Videogames zu spielen oder Comics zu lesen. Natürlich ganz leise.Er fühlte sich wohl in Yoongi's Studio.
Einer der Gründe war höchstwahrscheinlich, dass einfach niemand so reinplatzen konnte. Wie es sonst in allen anderen Räume des Dorms der Normalfall war.
Nirgends hatte man wirklich seine Ruhe.Doch sein Hyung war cleverer als alle anderen. Gleich nach dem Einzug hatte er eine Türanlage mit Fingerprint einbauen lassen.
Klopfen war ja seltsamerweise ein Fremdwort für die anderen und selbst wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten,unangemeldet in Yoongi's Heiligtum aufzutauchen.
Niemand hatte irgendwie den Mut dazu.Lieber warteten sie, bis Min Yoongi selbst sich in die anderen Räume des Dorms verirrte.
Was wirklich selten vorkam.
Normalerweise tauchte er nur auf der Bildfläche auf, wenn Jin Hyung für alle kochte.
Oder natürlich, wenn das Bett rief.Früher war Yoongi eindeutig geselliger.
Man hatte das Gefühl, seit dem Umzug wurde er zusehends zum einsamen Eremiten.Jimins Blick glitt langsam zu dem am Schreibtisch sitzenden Yoongi.
Er konnte sich nicht erklären, wieso keiner der anderen sich eigentlich die Mühe machte, auch nur einen Schritt in die besagten "Heiligen Hallen" zu tun.
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The Best Moments In Life
Fanfiction"Das Leben ist oftmals nicht perfekt. Aber es hat perfekte Momente."