🎄 8. Türchen 🎄

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„Pumpkin Spiced Latte?"

„Und-"

„Einen Cookie? Kommt sofort."

„Danke."

Die wenigen kleinen, unschuldig anmutenden Wörter, die sein Freund mit dem Barista wechselte machten Chan beinahe rasend. Die vertraute Dynamik zwischen den beiden war wie Gift für sein Gehirn, erstklassiger Dünger für die Eifersucht, die ihre dornenbesetzten Ranken immer fester um sein Herz schlang. Er versuchte sie zu zügeln, war er sich doch der Tatsache bewusst, dass es sich bei dem Gespräch um eine pure Notwendigkeit handelte, um Yoongis ihm schier unerklärliche Sucht nach Starbucksgetränken zu befriedigen. Er hasste diesen Laden, nicht zuletzt weil Jimin dort arbeitete und in Chans Augen beinahe unanständig viel Zeit mit Yoongi verbrachte, während er dessen Bestellung unerhört langsam zusammenstellte. So wie jetzt. Und die ganze Zeit über redeten sie. Die Worte prallten an ihm ab, die Welt war plötzlich stummgeschaltet. Sie bewegten ihre Münder, doch es war, als würde er vor einem Goldfischglas stehen: keine Sätze, nur Luftblasen. Was jedoch zu ihm durchdrang, war Yoongis Lächeln. Dieses ganz besondere Lächeln, das eigentlich nur ihnen beiden gehörte. Das seine Welt normalerweise mit tausend Watt erstrahlen ließ. Doch jetzt spendete es kein Fünkchen Licht. Es sog es direkt aus Chans Seele. Stromausfall. Sein Lächeln. Für Jimin. Seine Sicherungen brannten durch.

Seine Faust passte so perfekt in Jimins Gesicht. Der geschockte Ausdruck in seinen Augen gefiel Chan so viel besser als dieses dämliche Lächeln. Wie in Zeitlupe sah er den Barista nach hinten taumeln, doch anstatt wie erwartet zum Gegenangriff anzusetzen, rutschte er in einer Kaffeepfütze aus und fiel mit schockerstarrtem Gesicht schwungvoll nach hinten. Das hässliche Geräusch mit dem sein Kopf auf der massiven Kaffeemaschine aufschlug, ließ die Blase platzen, die Chan umgeben hatte. Mit einem Schlag strömten all die Geräusche wieder auf ihn ein, das panische Gekreische und hektische Getuschel. Und mit ihnen die Realisation seiner Tat.

°°°°°

Schmerzerfüllt, beinahe animalisch, schnitt Yoongis Schluchzen durch die schneeverhangene Dämmerung. Es drang bis hin zu Jimin, der dem Geräusch ohne zu zögern folgte. Nur am Rande nahm er dabei wahr, dass er nicht einmal darüber nachdachte durch den sterilen weißen Krankenhausflur zu irren um nach dem Ausgang zu suchen, sondern einfach geradewegs durch die Wand schwebte und sich durch das Schneegestöber nach unten fallen ließ. Den Ursprung des Schluchzens auszumachen gestaltete sich als verhältnismäßig einfach, so lag das Krankenhausgelände beinahe ausgestorben da. Nur hinter den größtenteils bereits erleuchteten Fenstern sah Jimin einige schemenhafte Gestalten, Patienten die hinaussahen und Pfleger die geschäftig durch die Zimmer wuselten, um Medikamente zu verabreichen und Werte zu messen. Am äußeren Rand des Geländes konnte er im Schein einer Straßenlaterne eine Bushaltestelle erkennen, an der ein kleines Kind an der Hand einer alten Frau wartete. Auf dem Hof selbst befand sich nur eine einzige Person, die auf einer der Schaukeln des kleinen, heruntergekommenen Spielplatzes saß und der Kälte trotzte. Der Schmerz schien in Wellen von ihr auszugehen, der Schneeschicht auf ihrer schwarzen Beanie nach zu urteilen, saß sie schon eine ganze Weile dort.

Igloo Of Joy - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt