Erstes Türchen -1- Verabredung Teil 1

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Bunt. Bunt und funkelnd waren die Straßen erleuchtet. Flackernde Lichter wohin man auch sah. Grelle LED-Leuchten blinkten um die Wette, während Augenkrebs erregende Werbetafeln mit billigen Weihnachtsgeschenken die Gebäude zierten.
Es war bereits echt kalt geworden doch der Bus ließ noch auf sich warten. Frierend zog ich den Schal weiter über mein Gesicht und starrte die bereits vereiste Anzeigetafel an. Wieso hatte ich mich für das Bus fahren entschieden. Ich hätte einfach das Auto nehmen können. Verdammt. Wütend strich ich mir durch die dunkelbraunen, kurzen Haare und wand mein Blick wieder dem Regen treiben der Einkaufsstraße zu.

Die Passanten waren richtig vertieft in die Weihnachtsvorbereitungen und dabei war es erst November. Diese verdammte Weihnachtslaune ging mir echt auf die Nerven. Die sollten sich erst im Dezember auf Weihnachten freuen dürfen. Seufzend widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder der Anzeigetafel. Dieses verdammte Ding sprang die ganze Zeit von vier zu drei Minuten und wieder zurück. Dieses Ding musste kaputt sein. Gefallen im Kampf gegen die eisigen Kälte. Rip Anzeigetafel. Grinsend klopfte ich mir selber auf die Schulter für diesen absolut grausamen Witz. Den Bus konnte ich wohl vergessen, denn ich hatte gar keine Ahnung ob dieser heute überhaupt noch kommen würden.

Doch ich wusste mit Sicherheit, dass ich zuspät kam. Zu spät zu meinem Termin, zuspät zur Arbeit und zuspät zu meinem Date. So ein scheiß Dating-App Date. Ich hatte mich leider dazu überreden lassen, weil er ja ganz nett wirkte. Bei diesem Punkt war ich mir aber nicht mehr ganz sicher. Er wirkte nur noch creepy, aber ich war zu schüchtern um abzusagen, außerdem hatte ich ihm eine Verabredung versprochen und ich hatte Angst, dass er so eine Art Troll war der meine IP Adresse ausfindig machen konnte und mir dann Drohbriefe oder Ähnliches schicken würde. Boar ich war echt paranoid, aber das war ernst. Warum musste mir immer so etwas passieren? Wütend machte ich mich nun auf den Weg zu Fuß.

Nachdem ich meinen Zahnarzt und meinen kleinen Teilzeit Job von der Liste abgehakt hatte blieb nur noch ein Punkt übrig. Ich hatte einfach den ganzen Tag gehofft die Zeit würde einfach anhalten, doch mit jeder Minute die vergang rückte die Verabredung näher und jetzt war es nur noch eine halbe Stunde. Schnell flitzte ich nach Hause um mich noch umzuziehen und machte mich auf dem Weg. Zum Glück hatte er mich wenigstens in ein sehr teures Restaurant eingeladen, welches ich mir nie hätte leisten können. Das ˋMarbellá.

Dort angekommen wurde ich direkt zu unserem Tisch geleitet, doch er war bereits schon dar. Direkt bereute ich gekommen zu sein. Er hatte bereits bestellt und war dabei zu essen, außerdem sah er schon so aus wie jemand der keine Art von Manieren hatte.
„Oh schön du bist endlich da"  begrüßte er mich. Wieso endlich? Ich war sogar früher als geplant hier. Wütend setzte ich ein Lächeln auf, nickte und setzte mich. Nachdem ich ebenfalls gegessen hatte und er sich noch weitere Portionen bestellt hatte ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen mich zu fragen ob ich auch etwas weiteres essen wollte. Mir platzte der Kragen jede Sekunde. Zornig nippte ich an meinem Wein, damit ich möglichst wenig mit ihm reden musste. Wenigstens der Wein war verdammt gut. Er war gerade dabei mir von irgendwelchen Aktien Kursen zu erzählen als aufeinmal sein Handy aufblinkte. Schnell sah er auf. Vielleicht hatte ich heute wohl doch kein so großes Pech.

„Ich muss leider schon los. Probleme in der Firma. Bis bald" und schon war er durch die Tür verschwunden. Überglücklich streckte ich die Beine gemütlich aus und aß den Rest von seinem Essen. Doch dann traf mich der Schock. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Er hatte mir kein Geld dagelassen um bezahlen zu können. Fast erstickte ich an dem Essen in meinem Hals. Ich sowas von tot. Shit. Er hatte einfach so verdammt viel bestellt, da kamen locker so 500 Euro zusammen und ich hatte vielleicht so 10 dabei. Mit einem kleinen Teilzeit Job verdiente man halt nicht so viel. Panisch versuchte ich ihn zu erreichen, da traf es mich wie ein Schlag: das war sein Plan gewesen, üppig essen und dann einfach verschwinden und ich war darauf herein gefallen.

Mir wurde echt schwindelig und verunsichert schaute ich mich um. Ich konnte nicht einfach wegrennen. Ich hatte keine Chance gegen die Security Personen. Ich hatte überhaupt keine Chance. Anscheinend hatten die Kellner meinen Blick bemerkt und eilten auf mich zu. Shit. Cool wirken. Cool und gelassen. Doch als sie neben mir standen  wurde ich von der inneren Panik wieder übermannt. Plötzlich sprang ein junger koranischer Mann auf den Platz von mir gegenüber. „Gibt es ein Problem. Ich und meine Verabredung würden gerne weiter essen"  behauptete er einfach. Zustimmend nickte ich wie verrückt und die Kellner ließen uns wieder in Ruhe.

Seufzend und erschöpfte sackte ich in meinem Stuhl zusammen. Was ein Tag. Mein Blick fiel nun jedoch auf den Mann der mir gegenüber saß. Er hatte dunkelblond gefärbte kurze Haare und einen grünen Anzug an. „Ah hallo mein Name ist übrigens Tae-Hyung. Meine Verabredung hat mich ebenfalls sitzen gelassen und ich habe gesehen, dass du anscheinend in Schwierigkeiten sitzt. Ist aber auch nicht verwunderlich bei der Menge, die der Typ gegessen hat" sagte er grinsend. Verwundert musste ich auch anfangen zu lächeln. „Wie viel musst du bezahlen?" „So ca. 500" antwortete ich. „Autsch." erwiderte er daraufhin und ich stimmte ihm seufzend zu.

Er schien zu überlegen „Wie viel hast du dabei?" Ich hielt ihm die 10 Euro unter die Nase und verzog das Gesicht, da kam ihm anscheinend eine Idee. „Ich kenn die Besitzerin hier. Ich versuch ihr mal  mit ihr zu reden" sagte er und war schon verschwunden. Wenig später kam er lächelnd wieder, nahm meine Jacke und hielt mir die Hand hin. Verwirrt nahm ich diese und er führte mich nach draußen. Es war bereits dunkel und die bunten Lichter machten die Nacht zum Tag. Doch diesmal war ich nicht wütend of gernervt, diesmal hatte ich diesen Held neben mir. Er hatte mir womöglich das Leben gerettet und nun liefen wir langsam den Parkweg entlang.

Plötzlich zog er mich durch die Menge sodass ich fast im Schnee ausgerutscht wäre. Er presste sich zwischen diesen ganzen Menschen durch doch aufeinmal blieb er stehen. Verwirrt sah ich mich um. Wir standen vor einer Menge von Weihnachssängern, doch er hörte nicht nur zu er fing aufeinmal an mit zu singen und forderte mich auf das selbe zu tun. Verwundert stimmte ich leise mit ein und wenig später hatte sich der Gesang schon wie ein Lauffeuer über alle Passanten verteilt. Lächelnd sah er mich an und nahm meine Hand, als aufeinmal die Lichter des Weihnachtsbaumes vor uns aufleuchteten.

Ein Applaus zog sich durch die Reihen, doch wir lächelten uns nur schweigend an und er zog mich zu sich. Fest umschlungen schauten wir uns noch weitere Zeit den Baum an, bis auch der letzte Passant verschwunden war. Als sich nun auch die ersten Sonnenstrahlen hervor kämpften standen wir immer noch an selber Stelle. Uns war zwar bitter kalt und wir waren fast erfroren doch keiner wollte diesen einzigartigen Moment verstreichen lassen. Als die Straße wieder belebter wurde machten wir uns auf den Weg. Er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen. Ich tat das selbe. Und so verabschiedete ich mich von ihm und fiel müde ins Bett.

Der Tag war anstrengend gewesen, doch ich hatte sehr wahrscheinlich meinen Seelenverwandten gefunden und konnte es kaum abwarten ihn wieder zu sehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 01, 2020 ⏰

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