Wieder liege ich hier. Wach. Hell. Wach. Da sind so verdammte Stimmen in meinem Kopf, die mich nicht mehr in Ruhe lassen. Alles steigt mir zu Kopf. Die ganze Sache mit Youtube steigt mir zu Kopf. Ich kann keine Minute mehr schlafen. Alles dreht sich nur noch darum. Youtube. Dima und Sascha. Ardy und Taddl. Jodie, Rewi, Felix. Dagi, Melina und Shirin. Julien. Youtube. Alles nur noch Youtube. Hallo?! Es gibt auch so etwas, wie Leben. Mal wieder richtig leben. Nicht vor dem PC sitzen und mühselig alle meine Videos schneiden. Ich will nicht mehr. Ich will mal wieder das Leben spüren. Mal wieder richtig spüren. Ich möchte, dass mein Herz wieder richtig stark pumpt, weil es etwas Atemberaubendes sieht und nicht, weil ein Video zu spät kommt und ich die wütenden Kommentare lesen muss. Ich möchte hastig atmen, weil ich etwas Schönes erlebe und nicht, weil ich von dem einen Drehort zum Anderen rennen muss. Ich möchte vor Freude zittern und nicht vor Angst. Ich möchte wieder lieben und nicht nur so oberflächlich, wie ich es jetzt tue. Ich sehe nur noch Schranken und Absperrungen. Überall. Wenn ich nach Vorne sehe, nach Hinten und zur meiner Rechten und Linken. Die Absperrungen bedrängen mich, wie in einem Käfig. Stress. Die Absperrungen nehmen mir die Luft zum Atmen. Angst. Die Absperrungen tragen Kameras. Youtube.
Ich drehe mich auf die Seite. Versuche meine Augen zu schließen. Vielleicht schaffe ich es ja diese Nacht einzuschlafen. Doch die Hoffnung stirbt. Mein Herz schlägt in regelmäßigen Abständen. Viele wissen nicht, was in mir vorgeht. Niemand weiß es, ehrlich gesagt. Denn ich bin Keine, die sich gerne auf einer Gefühlsebene mitteilt.
Mondmädchen. So nennt mich Taddl immer. Stimmt. Ich lebe mit meinem Kopf in den Wolken. Und ich liebe es. Ich träume gerne. Ich bin gerne gedankenversunken. Ich lebe auf dem Mond. Der Mond ist meine Welt. Ich brauche Freiraum, Schwerelosigkeit, Ruhe. Mein Herz gehört niemanden, außer mir selbst. Mein Verstand ist nicht immer definierbar. Meine Gedanken grenzenlos. Meine Liebe bedingunglos. Doch leben kann ich das nicht. Da sind diese Absperrungen, von denen ich gesprochen habe. Youtube ist nicht schlecht. Doch macht es mir Kummer. Viele meiner Freunde sind mittlerweile daran zerbrochen. Ardy. Er hat sich umgebracht. Er kam damit nicht klar. Der Druck, er konnte dem nicht standhalten. Seine Säulen brachen ein, die Decke über ihm krachte auf ihn runter, erstickte ihn letztendlich. So will ich nicht enden. Seit dem haben einige auf die Bremsen gedrückt. Doch nur für einen kurzen Moment. Als hätten sie ihn vergessen, machten sie weiter. Kamera raus, Lächeln.
Ich bin müde. Müde vom Leben. Mein Herz - zerbrochen und zum zusammenflicken ist es bereits zu spät. Verstehen die nicht, dass wir nur Menschen sind? Menschlich sind? Keine Maschinen?
Okay. Ich denke zu viel.
Ich setze mich auf. Schaue rüber auf meinen Schminktisch. Dort befinden sich Pillen. Meine Füße tragen mich dort hin. Ich schaue in den Spiegel. Ich habe nicht einmal bemerkt, dass ich geweint habe. Schön. Nein, nicht schön. Ganz und gar nicht. Dunkle Schleier befinden sich unter meinen Augen. Meine Haare sind zerzaust und verknotet. Ich nehme eine der Pillen und schlucke sie mit ein wenig Wasser hinunter.
Ich bewege mich in Richtung Hausflur. Ein paar Sekunden später stehe ich im Treppenhaus, vom Youtubehaus. Ich klingle an der Tür gegenüber. Ein paar Sekunden später öffnet sich die Tür. Ich reiße meine Augen auf. Mein Herz bleibt stehen. Ich stocke. Meine Freude schnürrt mir meine Kehle zu. Ardy. Ich renne auf ihn zu, doch falle durch ihn durch, in eine tiefe Schlucht. Alles zieh ich hinter mir her. Er betrachtet mich nur, wie ich falle. Bilder fallen mir entgegen. Ich höre Schreie. Meine eigenen. Ich sehe ihn nicht mehr. Ich reiße alles hinter mir her. Die ganze Welt um mich herum versinkt ebenfalls neben mir. Wie in einem schwarzen Loch. Ich spüre den Widerstand in meinem Rücken. Doch merke ich den Druck auf meiner Brust. Auf meinem Herzen. Mir wird schwarz vor Augen. Doch als ich sie öffne, bin ich da. Im Universum. Mit den ganzen Sternen. Neben mir schweben Erinnerungen. In Form von Bildern, Filmen, Videos. In meinem Kopf befindet sich nichts von dem was um mich ist. Überall bunte Farben. Schleier aus Gold, Pink und Blau. Lichter, welche mich blenden. Doch einige gedämmt. Ein paar weisen die Farben grün, rot und gelb auf. Keine Planeten in der Nähe. Nichts woran ich mich fest halten kann. Keine Schranken, Absperrungen, Hindernisse. Schwerelosigkeit. Keine Spur von Irgendjemand. Ich bin Schwerelos. Lebenslos. Zufrieden.
Schweißgebaded wache ich auf. An meinem Schminktisch. Die Pillen haben gewirkt. Einen Moment Ruhe hatte ich letztendlich doch. Mit einem kleinen Lächeln setze ich mich an meinen Laptop und fange an, eins meiner Videos zu bearbeiten. Als wäre nichts passiert.
Kamera raus, Lächeln.
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Die Nächte die ich wach blieb- Oneshot Luna Darko
FanfictionVerzweiflung, Bange, Angst, Mut, Trauer, Beständigkeit. Wörter, die mich prägen. Ich habe damit jeden verdammten Tag zu kämpfen. Irgendwas lässt mir keine Ruhe. Ich weiß nicht einmal was. Das alles wird mir zu viel. Ich bin Luna Darko und habe Angst...