Die erste Nacht Im Internat schlief ich nicht wirklich viel. Es war das erste Mal, dass ich ohne meine Eltern längere Zeit irgendwo übernachtete und auch wenn ich mich durch das Wissen, dass Liam direkt nebenan war, sicher und wohlbehütet fühlte, konnte ich dennoch kaum einschlafen. Ich dachte darüber nach, was Niall mir gesagt hatte, inwiefern er Schuld sein könnte, im Internat gelandet zu sein und auch ging mir durch den Kopf, wie ich mich an meinem ersten richtigen Schultag verhalten sollte. Durch den Privatunterricht, den ich immer im Buckingham Palace bekommen hatte, hatte ich eigentlich schon meinen Schulabschluss, aber es war noch einmal etwas ganz anderes, im Unterricht zu sitzen. Liam hatte mir zwar viele lustige Geschichten aus seiner Schulzeit erzählt, aber er wurde auch nicht wie ein rohes Ei behandelt, von allen angestarrt und angesprochen. Ich wünschte mir wirklich, den Unterricht ganz normal erleben zu können, genauso wie das allgemeine Leben hier, aber Liam und Niall hatten wohl Recht, wenn sie sagten, dass ich nichts erzwingen konnte und dem ganzen Prozess etwas mehr Zeit geben musste, damit sich alle an meine Anwesenheit gewöhnten.
Anders als ich schlief Niall dafür tief und fest, ab und an redete er sogar im Schlaf und grummelte unzufrieden, als sein Wecker schlussendlich klingelte und uns ankündigte, dass wir langsam aufstehen sollten. Ich war es gewohnt, wenig Schlaf zu bekommen und früh aufstehen zu müssen, das war Zuhause oft der Fall, vor allem wenn wir eine Reise antraten oder Besuch von einer anderen Königsfamilie oder irgendwelchen Politikern aus aller Welt bekamen. Deshalb schlug ich direkt die Decke beiseite, streckte mich kurz und stand dann auf, um das Licht anzumachen. Wieder grummelte Niall und zog sich die Decke über den Kopf. ,,Noch fünf Minuten, bitte", jammerte er und brachte mich damit zum Lachen. Sowas kannte ich noch von Gemma, als sie noch im Schloss gewohnt hatte war sie auch ein ziemlicher Morgenmuffel gewesen und es war nach dem gestrigen Tag sehr erfrischend, dass Niall so natürlich war.
,,Wir müssen uns aber langsam fertig machen, zum Frühstück und dann in den Unterricht", sagte ich und spürte dabei, wie mein Magen sich vor Aufregung etwas zusammenzog. ,,Ich will nicht", ertönte es von dem Iren unter der Decke und diese Situation war so herrlich normal, dass ich das Zimmer am liebsten gar nicht verlassen wollte. Denn dann würde ich wieder all denen begegnen, die mich für etwas besseres hielten, für etwas besonderes, mich auf Händen tragen wollten oder mich gerade deshalb abwertend behandeln wollten. Doch ihnen würde ich hoffentlich heute schon beweisen können, dass ich genauso war wie sie, ein ganz normaler Junge, der mit seiner Anwesenheit nicht prahlen, sondern wirklich helfen wollte. ,,Komm schon, es ist mein erster Schultag."
Nach diesen Worten lugte Niall unter seiner Decke hervor, die blondgefärbten Haare zerzaust und ein Abdruck vom Kissen im Gesicht. ,,Dein erster Schultag? Aber..-", bevor er weitersprechen konnte, klärte ich ihn auf. ,,Ich hatte Privatunterricht und hab meinen Schulabschluss schon." Seine Augen wurden noch größer und nun setzte er sich vollständig im Bett auf. ,,Du hast deinen Schulabschluss schon und gehst jetzt trotzdem noch einmal freiwillig in den Unterricht?", fragte er vollkommen fassungslos, als könne er nicht glauben, was ich ihm erzählte. ,,Naja, für mich ist das etwas vollkommen neues und ich freue mich ehrlich gesagt darauf, es zu erleben. Außerdem muss ich doch auch alles über die schulische Situation hier im Internat lernen, sehen wie die Lehrer mit euch Schülern umgehen und sowas", erzählte ich, während Niall langsam aus dem Bett aufstand. ,,Also ich meine mir war ja schon klar, dass du es ernst meinst und wirklich helfen willst, aber wenn du dafür sogar die Schule besuchst..", Niall ließ den Rest seines Satzes offen in der Luft stehen und drückte einmal kurz meine Schulter, ehe er sich aus seinem Kleiderschrank etwas zum Anziehen raussuchte.
Ich warf mich derweil in die Kleidung von Liam und wünschte mir, auch außerhalb des Internats so etwas tragen zu können, doch mein Vater legte viel wert auf Traditionen und so war mir es meistens verwehrt. Gemeinsam gingen Niall und ich ins Bad und kurz darauf runter in den Speisesaal, wo schon ein reges Treiben herrschte. Es brauchte nicht lange, bis meine Anwesenheit bemerkt wurde, mir wurde zugewunken, man rief meinen Namen und es fing eigentlich genauso an, wie es gestern aufgehört hatte. Ich war erleichtert, als Liam an meiner Seite auftauchte und eine Hand auf meinen Rücken legte, um mich zu führen. ,,Guten Morgen Harry, ich hatte mich schon einmal zu Ashton und Luke gesetzt und dir auch schon ein Tablett fertig gemacht, ich hoffe das ist okay", sprach Liam und führte mich zum besagten Tisch. ,,Danke Liam", ehrlich lächelte ich ihm zu und dachte in dem Moment nicht darüber nach, wie es rüberkam, dass ich mir das Frühstück nicht selbst bei der Essensausgabe abholte.
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Stranger To Love - Larry Stylinson
FanfictionLouis William Tomlinson hatte es im Leben bisher nicht leicht. Mit jungen Jahren wurde er von seinen Eltern auf ein Internat geschickt und als schwer erziehbar abgestempelt. Nie hat sich jemand richtig um ihn gekümmert, sich um ihn gesorgt oder ihn...