Nicht genug (Kageyama x OC) | Haikyuu Fanfiction | Abgeschlossen

XIV. Lernen (POV: Kageyama)

Was ein beschissener Tag! Meine Hände zu Fäusten ballend, beeilte ich mich, auf mein Zimmer zu kommen, welches ich mir mit Shoyo teilen musste. Wieso zeigte er keine Einsicht? War er so dumm, oder so verzweifelt, zu denken, in der kurzen Zeit eine neue Technik perfektionieren zu können?

Schnaubend stieß ich die Tür auf. Dunkelheit umhüllte mich. Der Geschmack von Galle lag auf meiner Zunge. Genervt ließ ich mich auf mein Bett fallen. Wie viel konnte an einem Tag schiefgehen? Erst der Streit mit Misaki, jetzt mit Shoyo. Es war außer Kontrolle gelaufen.

Nach dem Handtuch packend, flüchtete ich ins Badezimmer. Das Wasser kalt auf meiner Haut. Nass fielen mir meine schwarzen Haarsträhnen ins Gesicht.

Ich hatte mir gerade meine Jogginghose angezogen, als ich die Zimmertür hören konnte.

Oberkörperfrei, meine Haare trocken rubbelnd, öffnete ich die Tür.

„Shoyo, ich..." Meine Stimme stockte. Misakis grüne Augen wanderten von meinem Gesicht über meinen nackten Oberkörper, verweilten einige Sekunden zu lange. Augenblicklich wurde sie rot. Verwirrt spürte ich, dass sich auch über meine Wangen ein roter Schleier zog. Misaki schüttelte sich kurz, packte nach dem Riemen von Shoyos Tasche und wand sich wieder der Tür zu. Mit der Klinke in der Hand verweilte sie kurz.

„Shoyo wird heute bei mir schlafen. Echt unfassbar, wie du jeden vor den Kopf stößt, dem du etwas bedeutest." Ihre Stimme war leise, aber ihre Worte waren scharf wie Klingen. Wenige Augenblicke später hatte sie das Zimmer verlassen.

Ich verweilte zwischen Bad und Bett, mein Gehirn ratterte. Ich würde heute keine Gelegenheit bekommen, mich zu entschuldigen. Shoyo würde bei Misaki im Zimmer schlafen. Schnaubend versuchte ich die Eifersucht abzuschütteln, welche sich mir penetrant aufzwang, wusste ich doch ganz genau, dass ich mir zumindest über diese Tatsache keine Gedanken machen musste.

So konnte es aber auch nicht weitergehen. Zu viele Faktoren trafen aufeinander und ließen mich verzweifeln. Die Eifersucht, die Angst zu versagen, der Wille, besser sein zu wollen, aber nicht zu können, nicht zu wissen, wie.

Mir war bewusst, dass kein Weg daran vorbeiführte. Ich musste es tun, über meinen Stolz springen und die bittere Wahrheit schlucken, mich selbst mit ihr konfrontieren.

Ich griff nach meinem Smartphone, hell leuchtete mir das Display entgegen. Über die Uhr wischend, stellte ich einen Wecker um sechs Uhr. Mein Kiefer knackte leise. Wieso war das so schwer? Reiß dich zusammen, Tobio.

Die Busfahrt zog sich. Ich unterdrückte die Aufregung, versuchte es zumindest, trotz allem zitterten meine Fingerspitzen. Ich hätte gerne gesagt, dass ich es für Shoyo und Misaki tat, doch das wäre gelogen. Ich tat es für mich. Ich wollte endlich den Ballast abwerfen, ich wollte wissen, was er richtig tat. In Gedanken versuchte ich mir das Gespräch auszumalen. Wie er reagieren würde, ob er überhaupt mit mir sprechen würde.

Die nächste Halstestelle wurde angekündigt. Auf die Zunge beißend, bereitete ich mich vor, auszusteigen. Kaum waren die Türen geöffnet, schlug mir Kinderlachen entgegen. Eindeutig zu viel gute Laune in der Früh. Ich hatte noch eine halbe Stunde. Das musste reichen.

Lil'Tykes verkündete das Schild über der Halle. Als ich gestern Abend nach einer Möglichkeit gesucht hatte, ihn zu kontaktieren, stieß ich auf sein Bild, welches ihn als Trainer identifizierte.

Zwischen den Eltern und Kindern kam ich mir fehl am Platz vor. Ich hatte das Gefühl, als ob sie mich anstarren würden. Meine Hände vergrub ich tiefer in den Taschen. Bitte, lass diese Aktion etwas bewirken.

Am Eingang meldete ich mich bei dem Hallenwärter an, fragte, ob er schon da sei. Der ältere Herr musterte mich zwar skeptisch, verwies mich aber in die letzte Halle. Aufgeregt schlug mein Herz gegen meine Brust.