Auch in ihrer menschlichen Gestalt waren sie groß, muskulös und durchtrainiert. Zusätzlich wirkten sie auch irgendwie gefährlich. Für normale Menschen wirkte das bestimmt anziehend, in einer „ich zeig dir wie der Hase läuft"-Manier, aber bei mir stellte sich der Fluchtreflex ein. Ich musste all meine Konzentration aufbringen, um nicht mitten in dieser riesigen Veranstaltung aufzuspringen und zur Tür zu hasten. Das wäre ein toller Studienstart gewesen. Ohne also wirklich zuzuhören starte ich nach vorne zum Podium und wartete darauf das bekannt gegeben wurde, wo die spezialisierte Einführung für meinen Studiengang stattfinden würde. Meine Muskeln waren zu zerreißen gespannt und der Blick des einen, von dem ich spüren konnte, dass er immer noch auf mir weilte, half nicht wirklich.
‚Denk menschliche Gedanken, Anna!', rief ich mich selbst dazu auf die animalischen Instinkte zu bekämpfen. Wer wohl meine zwei Mitbewohner werden? Ich hoffe sie sind nett, aber nicht zu neugierig. Es gab einfach Dinge Werwesen betreffend die für Menschen ungewöhnlich und auffällig waren. Ohne mein Einzelzimmer hätte ich diese Umstände kaum verstecken können. Allein schon das ständig geöffnete Fenster könnte Fragen aufwerfen... Aber alles half nichts, ich blieb zwar sitzen, aber alle meine Haare stellten sich auf und ich rutschte auf dem Platz soweit weg von dem Kerl wie möglich. Er schien sich wirklich gar nicht mit mir zu beschäftigen. Das lag wahrscheinlich daran das ich auf ihn nicht bedrohlich wirkte. Das war die natürliche Hierarchie der Dinge. Auch sein Kumpel wirkte nur neugierig und keineswegs beunruhigt. Anders als ihr bedrohliches Charisma, stellte ich mir vor das ich etwas wechselfreudiges ausstrahlte. Mein Leben lang war ich alleine durch die Wälder gestreift, was ich über unsere Art wusste hatte mir mein Vater, ein Mensch, erzählt als ich alt genug war. Meine Mutter, die wie ich eine Werkatze gewesen war, verstarb als ich noch sehr klein war. Ihrer großen Liebe, meinem Vater hatte sie alles anvertraut, und so hatte er mir versucht so gut wie es ging durch meine erste Verwandlung zu helfen.
Aufmerksam wurde ich als der erste Redner wieder das Wort ergriff: „So, nun da sie ein wenig mehr über die Arbeit des Fakultätsrats erfahren haben wollen wir sie aber nicht länger aufhalten und bitten sie sich draußen auf die Freifläche zu begeben und sich dort in ihre Studiengänge zu sortieren!". Sofort stellte sich allgemeine Geschäftigkeit ein und alle begannen aufzustehen. Aus meinen Gedanken gerissen fuhr ich hoch und versuchte so schnell wie möglich zum Ausgang zu kommen. Dadurch das aber alle gleichzeitig zum selben Ziel wollten und mein Platz in der Mitte einer langen Sitzreihe gelegen war, staute sich der Vekehr natürlich. Verzweifelt schaute ich die vor mir stehenden Studenten an. Hier ging es nicht weiter. Hinter mir spürte ich das auch die zwei Großkatzen sich erhoben hatten. Mein Instinkt schrie mir zu der Gefahr nicht den Rücken zuzuwenden und so drehte ich mich um.
Er stand näher als gedacht. Meine Augen waren auf seine breite Brust direkt vor mir gerichtet. Langsam hob ich den Kopf, um sein Gesicht zu sehen. Und anders als vorhin schien er mich das erste Mal richtig zu beachten. Seine intensiven bernsteinfarbenen Augen musterten mich. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück und stieß dabei an den Rücken meines linken Sitznachbarn. Auf seinem kantigen Gesicht breitete sich ein amüsiertes Lächeln aus. Gönnerhaft brachte er hervor: „Ruhig Kätzchen, ich tue dir nichts.". Mein Mund verzog sich zu einer unleidlichen Grimasse. Wenn ich eins nicht leiden konnte dann gönnerhafte Männer. In der Reihe über mir kam langsam Bewegung in die Massen, also fällte ich eine schnelle Entscheidung. Direkte Konfrontation war so gar nicht mein Stil, zumindest nicht, wenn ich nicht mit Sicherheit gewinnen würde. Ich warf ihm einen Blick zu der wie ich hoffte ein „Du kannst mich mal" ausdrückte und schwang mich über die Rückenlehne meines Sitzes um mich dann in der anderen Reihe mit dem Strom der Menschen zum Ausgang tragen zu lassen. ‚Großartig Anna! Das fängt ja gut an...'
DU LIEST GERADE
Wildling
FantasyAnna ist seit sie denken kann dazu fähig ihre zweite Gestalt anzunehmen, nur handelt es sich dabei nicht um etwas großes und gefährliches sondern um eine kleine graue Wildkatze. Verfolgt sie bei ihem Unistart und erlebt wie sie auf andere Übernatürl...