- 24.12. -
- Lola -
„Lola? Kannst du mir mal helfen?“, fragt Amélie, die neben mir im Wohnzimmer vor dem mittlerweile aufgestellten Tannenbaum steht und mich aus großen Augen ansieht.
„Ähm…ja, sicher“, ich blinzle kurz und hänge eine rote Weihnachtskugel mit kleinen Schneemännchenmotiven an einen der unzähligen Tannenzweige, bevor ich mich zu Amélie drehe und mich zu ihr runter beuge, „was brauchst du denn, Amélie?“
„Ich muss da hoch“, sagt Amélie und deutet mit dem Strohengelchen in der Hand auf den oberen Bereich des Tannenbaums.
„Ach so“, ich muss lächeln, als ich vom Tannenbaum zurück zu Amélie blicke, die mich immer noch aus großen Augen ansieht, „na, dann komm mal her.“
Amélie kichert und strampelt leicht, als ich sie unter den Armen packe und hochhebe, wodurch sie ohne Probleme das Strohengelchen am Tannenbaum aufhängen kann.
„Merci, Lola“, sagt Amélie und schaut breit grinsend zu mir hoch, nachdem ich sie wieder auf dem Boden abgesetzt habe und ihr Grinsen erwidere.
„Pas de problème, Amélie.“
Ich zwinkere Zoes kleiner Nichte zu, die ein weiteres Mal aufkichert und sich anschließend umdreht, um zurück zu ihrem Bruder zu laufen, mit dem sie weiter in den im Wohnzimmer verteilten Pappkartons und Kisten nach dem perfekten Tannenbaumschmuck stöbert.
Ein leises Lachen ertönt und ich sehe aus den Augenwinkeln, wie Constantin mich lächelnd von der Seite betrachtet.
„Die Kinder haben dich jetzt schon richtig gern“, sagt er und deutet mit dem Kopf in Amélies und Thibaults Richtung, die gerade damit beschäftigt sind, den kompletten Inhalt eines Pappkartons auf dem Sofa auszubreiten und akribisch mit gerunzelter Stirn zu mustern.
„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, sage ich und drehe meinen Kopf lächelnd von den Zwillingen zu Constantin, „ich habe die zwei auch bereits in mein Herz geschlossen.“
„In dein…Herz geschlossen?“, fragt Constantin und hebt ein wenig irritiert eine Augenbraue, was mich zum Kichern bringt.
„Das bedeutet, dass ich die beiden auch richtig gern habe.“
„Ah, oui. Une tournure de phrase…eine…wie sagt man…Redensart?“
„Äh…ja“, ich nicke, immer noch kichernd, „ja, so in etwa.“
In diesem Moment höre ich, wie Lachen aus der Küche dringt…Zoes Lachen, um genau zu sein…und wahrscheinlich wieder wegen diesem... Pierre...
Diesem blondgelockten, schnöseligen Halbfranzosen mit den stahlblauen Augen und dem schmierigen Lächeln…
„Lola?“
„Hä?“
Constantins Stimme lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken und ich brauche einen Augenblick, bevor ich wieder zu ihm schaue und sehe, wie er mich prüfend durch seine runden Brillengläser betrachtet.
„Ich, ähm…entschuldige, Constantin“, murmle ich und werfe ihm einen zerknirschten Blick zu, „hast du etwas gesagt?“
Constantin schüttelt langsam den Kopf, während er mich weiter mustert und sich schließlich räuspert. „Du magst Pierre nicht, n’est-ce pas?“
„W-Was?“, stammle ich und starre Constantin mehrfach blinzelnd an, „ich…äh…w-wie kommst du denn darauf? Ich…ich kenne Pierre doch gar nicht richtig…“
„Aber du hast doch bestimmt eine…première impression…einen ersten Eindruck von Pierre. Und dieser Eindruck war nicht sehr gut, sonst hättest du nicht so böse geschaut, als du vorhin aus der Küche und ins Badezimmer gegangen bist. Und gerade als Zoe gelacht hat, hast du schon wieder so böse geschaut.“
Na super...
War das wirklich so offensichtlich?
Ertappt weiche ich Constantins Blick aus und streiche mir stattdessen ein wenig beschämt eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Ich…also…ich…na ja…“
„Je suis désolé, Lola. Tut mir Leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, sagt Constantin und schiebt sich an einigen Kartons vorbei, um auf mich zuzutreten, „und…wenn es dich tröstet…Marie und ich können Pierre auch nicht besonders leiden.“
„Na, immerhin etwas“, seufze ich und lache trocken auf, während Constantin mir mitfühlend über den Arm streicht, „dann bin ich wenigstens nicht die Einzige, die so denkt und fühlt.“
„Oh nein, das bist du wirklich nicht“, sagt Constantin und lacht ebenfalls, wenn auch etwas befreiter als ich, „Marie hat mir erzählt, dass sie Pierre schon während ihrer Kindheit nicht mochte und als er dann auch noch ständig bei uns in Paris aufgetaucht ist…“
„Wie bitte?“, frage ich und runzle mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung die Stirn. „Wieso war er denn bei euch in Paris?“
„Wegen Zoe“, sagt Constantin und rückt seine Brille ein Stück zurecht, „nach ihrer Scheidung hat sie doch für eine Weile bei uns gelebt und Pierre hat sie oft bei uns besucht. Sehr oft. Er hat sie ständig eingeladen…in Restaurants…ins Kino…ins Theater…und irgendwann ist Marie und mir das auch sehr…wie sagt man nochmal…auf den Kuchen gegangen?“
„Keks“, erwidere ich geistesabwesend, während ich mit gesenktem Blick vor mich ins Leere starre und meine Hände sich langsam zu Fäusten ballen.
Wusste ich es doch…
Der Kerl steht auf Zoe!
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Weihnachten Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 2) (girlxgirl; christmas)
Lãng mạn- Fortsetzung zu "Liebe Auf Französisch" - Weihnachten. Das Fest der Liebe und der Familie. Und damit der perfekte Zeitpunkt, um endlich die Familie der Partnerin kennenzulernen. Das denken auch Lola und Zoe, die das Weihnachtsfest zusammen mit...