Kapitel 19

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Es war dunkel und dreckig. Der Geruch der Erde schnürrte mir die Kehle zu. War das etwa einer der Geheimgänge, die aus dem Schloss hinausführten? Jamie hatte mir von einigen erzählt, aber den hier hatte er nie erwähnt.
Und die Frage, die mich am meisten in diesem staubigen und dreckigen Loch beschäftigte, war: Was wollten die drei hier?
„Lumus", flüsterte ich in der Hoffnung, dass die Rumtreiber bereits weit genug entfernt waren, dass sie das Licht nicht mehr sehen konnten.
Und so stiefelte ich los.

Ich wusste nicht wie lange ich nur geradeaus ging, doch es kam mir so lang wie die Strecke nach Hogsmeade vor.
Irgendwann ,als ich schon überlegte umzudrehen, stieß ich mit meinem Kopf vor einen Eingang aus Holz.
Ein bisschen benebelt nahm ich war, dass ich vor einer Treppe mit einer dicken Staubschicht stand, die vor kurzen erst aufgewirbelt worden war.
Vorsichtig setzte ich einen Fuss auf die erste Stufe und bettete zu Merlin, dass diese nicht lautstark knarren würde.
Die Stufen quietschen nur leise, weshalb ich schnell die Treppe hoch flitzte.
Plötzlich ertönte ein leises Jaulen, zumindest glaubte ich, dass es ein Jaulen war, und ich erstarrte.
Was um Himmels willen war das? Ich hatte Angst, ich konnte es nicht leugnen, doch meine Neugierde siegte, also sprang ich leise die letzten beiden Stufen nach oben. Die Treppe endete vor einem Raum mit geöffneter Tür, vor der ich stehen blieb.
Dieses Gebäude musste ein Haus sein und ich stand mitten im Eingangsbereich.
Vorsichtig lugte ich in den Raum, mein Blick fiel zu den vernagelten Fenstern der vermutlich Küche und ich erkannte.
Ich war nicht nur in irgendeinen Gebäude, ich war in der von wütenden Geistern heimgesuchten Heulenden Hütte in Hogsmeade.
Die Einrichtung der Küche wies viele Kratzspuren und Bissspuren auf.
Was war hier passiert?
Eins stand fest, Geister waren dies nicht gewesen. Plötzlich hörte ich ein Ratschen und ein darauf folgendes Heulen.
Doch jetzt waren die Geräusche viel näher, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich versteckte mich wieder vor der Tür.

Ich konnte nicht anders und schaute noch einmal in den Raum und was ich dort sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Ich blickte direkt auf den Rücken eines Werwolfes. Doch dieser war nicht allein, vor und hinter ihm war ein Hirsch und ein riesiger schwarzer zotteliger Hund.
Ich war wie gelähmt vor Angst. Selbst wenn ich wegrennen hätte wollen, so hätte ich es nicht gekonnt.
Dann fiel der Blick des Hundes auf mich und ich war mir sicher Angst und Sorge in seinen grauen Augen zu erkennen.

Es war auch nicht irgendein Hund, es war der schwarze Hund von den Fotos und der aus meinem Garten.
Und da begriff ich es, wo ich ihm noch einmal in die Augen sah.
Tatze, Sirius Spitzname, war nicht einfach ausgedacht, er hatte eine Bedeutung. Sirius war der Hund, er war ein Animagus.
Ich wusste nicht wie, aber ich war mir sicher, dass ich Recht hatte.
Waren sie vielleicht allesamt Animagi? James hieß Krone, also musste er der Hirsch sein.
Remus war ohne Zweifel der Werwolf, deshalb Moony, doch wo war Peter?
Und da sah ihn. Er war die Ratte, direkt zu Füßen der Rumtreiber.

All das schwierte binnen weniger Sekunden in meinem Kopf herum.
Der Hund, Sirius schaute einen Moment zu lang zu mir hinüber, denn die riesige Pranke des Werwolfes traf ihn direkt an der Brust und ein Jaulen des Schmerzes war zu hören.
Ich konnte gerade so einen Aufschrei unterdrücken, als ich sah wie das Blut bereits in Strömen aus seiner Wunde quoll.
Auch wenn nicht ich die Jenige war, die von einem Werwolf angegriffen wurde, bereitete es mir doch körperliche Schmerzen Sirius so zu sehen.
Auch dem Hirschen, James, stand die Sorgen ins Gesicht geschrieben, als er Sirius erblickte, der mittlerweile wieder aufgesprungen war, aber aussah, als würde er gleich wieder zusammenbrechen.
Sirius deutete mit seiner Schnauze immer wieder zu mir hinüber, wenn Remus nicht zu ihm schaute. Dann traf James meinen Blick und auch ihm, so schien es, durchlief einen Schauer des Entsetzens. Immer wenn der Werwolf sich der Tür näherte hinter der ich saß, so stieß James ihn mit seinem riesigen Geweih immer weiter zurück nach oben, weg von Sirius und mir.
Sirius versuchte James dabei zu unterstützen, doch irgendwann verließen ihn seine Kräfte und er brach in sich zusammen.

Meine starre fing an sich zu lösen, weshalb ich mich zwingen musste nicht Hals über Kopf zu Sirius zu rennen.
Alleine stemmte James Remus nach oben und irgendwann waren die beiden nicht mehr zu sehen und die Kampfgeräusche kaum mehr zu hören.

Ich rannte zu dem Hund der rasseln atmete.
Unter ihm sah man bereits eine Fütze aus Blut.
Ich ließ mich direkt neben Sirius fallen und redete auf ihn ein.
"Sirius, ich weiß, dass du es bist. Bitte verwandle dich, denn so krieg ich dich nicht mehr lebend heraus!"
Während ich das sagte, stiegen mir die Tränen in die Augen und alles um mich herum fing an zu verschwimmen. Ich musste mich zusammenreißen, denn heulend brachte ich Sirius auch nichts.
Doch er hatte sich noch immer nicht verwandelt. Als ich wieder zu ihm blickte, schüttelte Sirius kaum merklich seinen Hundekopf.
"Bitte", flehte ich und dann konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie liefen nur so meine Wangen herunter.
"Bitte, bitte,bitte", schluchste ich nur noch.

"Marls, hör bitte auf zu weinen", krächste die raue Stimme von Sirius.
Sirius lag als Mensch direkt vor mir. Und da erst erkannte ich den Schaden, den die Pranke von Remus verursacht hatte.
Drei lange und vorallem tiefe Schlitze waren auf Sirius Brust zu erkennen und das Blut lief nur so herab.
Was sollte ich bloß tun?
"Sirius ich muss deinen Pulli aufschneiden und deine Wunde abbinden, sonst verblutest du", sprach ich ohne zu überlegen, während ich meinen Zauberstarb zückte und mit Hilfe eines Zaubers seinen ohnehin schon zerfledderten Pulli aufschnitt. Vorsichtig band ich ihn stram um die offene Wunde, um die Blutungen zu verlangsamen.
"Glaubst du du kannst ein bisschen laufen?"
Er gab keine Antwort, stattdessen biss er seine Zähne zusammen und stemmte sich auf die Beine. Er wurde sofort leichenblass und stütze sich mit seinem ganzen Gewicht auf meine Schultern.

Ich brach fast unter seinem vollständigen Gewicht zusammen, doch auch ich biss die Zähne zusammen und so machten wir uns zusammen auf den Weg zurück nach Hogwarts.
Wir liefen so schnell wie wir in diesem Zustand konnten, doch mir erschien es alles viel zu langsam. Als ich den Ausgang des Tunnels endlich erblickte, hatten mich meine Kräfte bereits schon fast verlassen, doch dieser Lichtblick gab mir wieder Kraft und ich hiefte Sirius mit all meine Kräften weiter.
Nach gefühlten Stunden hatten wir es endlich zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel geschafft.
Ich hatte mir bereits tausende von Ausreden überlegt, wie ich die Wunden erklären konnte, doch sie rauschte nur an mir vorbei und fing bereits an Sirius zu versorgen, bevor er überhaupt in einem der Krankenbetten lag.
Ich setzte mich zu ihm ans Bett und Madam Pomfrey, die normalerweise jeden bei solchen ernsthaften Verletzungen herrauswarf, akzeptierte es, dass ich bei Sirius blieb.
Ich blieb bei Sirius bis er versorgt war und auf dem Stuhl neben seinem Bett eingeschlafen war.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt