6. Special - Der Sturm zieht weiter

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13 Monate und 2 Sonnenaufgänge
bevor Rankensee, Hagelsturm und Klippenfall ihre Reise zur Geisterkatze angetreten haben...

Der Sturm zieht weiter

~sechstes Special~

Ich werde meine Familie nie wiedersehen.

Wie so oft in letzter Zeit wachte Storm mit diesem Gedanken auf und ermahnte sich nach einem Durchatmen, dass sie nun eine neue Familie hatte. Sogar wieder Junge erwartete. Und doch würde sie nichts darüber hinwegtrösten können, dass sie nicht mehr bei ihrer Mutter und ihren Freunden aus ihrer Jugend, oder bei ihrer ersten Tochter sein konnte. Niemals würde sie endgültig aufhören, nach der Streunerbande zu suchen und niemals die Hoffnung aufgeben, Blattpfote wiederzusehen.

Der Moment, in dem sich ihre Tochter doch noch entschieden hatte, im NachtClan zu bleiben, zählte neben Snows Tod zu den schrecklichsten in Storms Leben. All die Probleme, sie haben erst begonnen, in dem der NachtClan aufgetaucht ist.

Storm gähnte und begann, ihr Fell zu putzen. Sie genoss die Sonnenstrahlen, die durch das kahle Astwerk der umstehenden Bäume auf ihren Pelz fielen. Seit sie vom NachtClan fortgeschickt worden war, befand sie sich auf der Suche nach der Streunerbande. Anfangs war sie inmitten von Schnee und Frost unterwegs gewesen, doch allmählich wurde es wärmer.

In dieser Nacht war ihr Rastplatz eine Lichtung in einem kleinen Wäldchen gewesen, in dem sie zusammen mit ihrem neuen Gefährten bei Sonnenuntergang gejagt hatte. Danach waren sie beide so erschöpft gewesen, dass sie darauf verzichtet hatten, abwechselnd Wache zu halten, während der jeweils andere schlief. Sie hatten das sowieso nicht für zwingend notwendig gehalten, da sie auf der Jagd weder Fuchs- oder Dachsgeruch, noch ein ähnliches Anzeichen von Gefahr hatten entdecken können.

Dennoch sah Storm sich nach dem Aufwachen aufmerksam um. Die von Moos bedeckte und von Sträuchern umgebene Lichtung sah genau so aus, wie am Abend, als sie eingeschlafen war.

Ihr Gefährte lag neben ihr und schlummerte friedlich. Storm war froh, dass sie ihn gefunden hatte und dass er sie auf ihrer Suche begleitete. Es war immer gut, eine Katze an seiner Seite zu haben, auf die man sich verlassen konnte. Zwar waren die Gefährten kein so eingespieltes Team, wie sie und Snow damals, aber das konnte ja noch werden.

Weniger erfreut war Storm jedoch darüber, dass ihre Reise bald ein vorläufiges Ende finden würde. Ihr Gefährte gehörte einem Stamm an, auf den sie hier in der Nähe vor über drei Monden getroffen war und nun waren sie auf dem Rückweg dorthin. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Storm ihre Jungen zur Welt bringen würde und sie hatten beschlossen, zu diesem Zeitpunkt lieber im Stammeslager zu sein. Natürlich freute sich Storm auf die Jungen, gleichzeitig fürchtete sie aber, ihre Suche erst in mehreren Monden oder sogar gar nicht fortsetzen zu können.

»Guten Morgen!«, ertönte ein Schnurren neben ihr.

»Morgen, Weide.«

»Es dürfte nicht mehr weit sein bis Nachhause. Wenn wir früh aufbrechen, können wir es bis Sonnenuntergang dorthin schaffen.«

»Früh?«, murmelte Storm und warf einen Blick in den Himmel, an dem die Sonne bereits ein gutes Stück hoch geklettert war. »Früh ist gleich vorbei.«

»Dann lass uns losgehen.«

Storm nickte und nebeneinander liefen die Gefährten los, ließen das provisorische Lager hinter sich zurück, wanderten zwei Baumlängen durch das spärliche Unterholz des Wäldchens und traten hinaus auf eine Zweibeinerwiese, auf der riesige, gefleckte Tiere grasten. Anfangs hatte Storm ihre großen Hufe mit Respekt betrachtet, doch inzwischen hatte sie sich an die Wesen gewöhnt. Sie schienen harmlos zu sein.

Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt