Kapitel 1 - Mondschein um Mitternacht

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PoV Harry

Vollmond. Es ist wieder Vollmond. Einer der Nächte, an dem ein jeder Wolf seine Gelüste nach Freiheit und Liebe auslebt. Jeder, außer mir.

Vollmondnächte sind und bleiben die Nächte, an denen ich in meinem Zimmer eingeschlossen und alleine gelassen werde. Seit vier Jahren schon warte ich darauf, endlich einmal diesen Gelüsten Befriedigung zu verschaffen.

Die Uhr zeigt mir, dass es gerade mal 19 Uhr ist. Also habe ich 10 Stunden für mich, bevor die Tür wieder geöffnet wird und ich meinem Alltag wieder nachgehen muss. Jeden tag um 5 Uhr stehe ich auf, nur um dann meinem Herren, wohl eher Sklaventreiber, sein ach so geliebtes Frühstück zu bringen. Es versteht sich natürlich, dass der Kaffee genau gleich warm sein muss, wie immer, das Ei muss auf den Punkt wachsweich gekocht sein, das Brot sollte möglichst frisch gebacken sein, oder warm vom Bäcker geholt werden. Das Obst muss in gleichen Teilen geschnitten und auf einem separaten Teller serviert werden. Und um nicht zu vergessen, „Vergesse deine Dienstkleidung nicht."

Ja meine Dienstkleidung. Das ist ein Thema für sich. Morgens, wenn ich das Frühstück serviere, trage ich eine kurze schwarze Hose, mit Hemd und weißer Schürze. Die Blicke, die mir wegen der Aufmachung zugeworfen werden, sind alles andere als reizend. Mittags dann, habe ich in Dienstmädchenuniform, also Rock und Absatzschuhe, das Essen zu servieren. Und abends, wenn er mal wieder seine „Freunde" zu besucht hat, dann ist das Outfit der Wahl, ein Anzug, eng, und natürlich, wie zu erwarten, ein Hemd.

Allgemein gesehen geht es mir ganz gut hier. Nur den Grund meines Aufenthaltes verstehe ich nicht:

Vor 4 Jahren, 5 Tage vor meinen 15 Geburtstagen, hatte Simon Colwell mich entführt, und weit weg von meinem Rudel in seiner Villa versteckt.

Tagelang wurde ich in einem, mit vergitterten Fenstern ausgestatteten Raum eingesperrt. Da zu meinem 15 Geburtstag auch meine Hitze einsetzt. Und damit keiner der hier anwesenden Wölfe mein Geruch mitbekommt, und auf die Idee kommen könnten, mich Binden zu wollen, habe ich meine erste Hitze ohne meinen Gefährten erlebt. Es war schmerzhaft und traumatisch. Seit dieser Woche, ist meine Hitze nicht mehr wieder gekommen, was unüblich ist, da sie regulär alle 4 Monate auftritt.

Ich denke, mein Wolf merkt, dass es nicht hilfreich ist diese Gerüche an so einem Ort auszustrahlen.

Naja, bis auf heute. Ich habe schon nach dem Aufstehen gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Mein Wolf, Edward, dreht dauerhaft Kreise. Davon mal abgesehen das mir bei den Gerüchen der anderen Wölfe ein ganz und gar nicht schönes Szenario durch den Kopf geht.

Jetzt da ich alleine in der Villa bin, merke ich, dass mit jeder vorschreitenden Minuten, mein Körper immer heißer wird, ich habe das Bedürfnis mich anfassen zu wollen. Ich brauche meinen Gefährten!

Gegen 20 Uhr fängt es dann an so unausstehlich zu werden, dass ich mich schreiend und winselnd im Bett wälze. Ich höre Schritte im Flur, und werde leise, jedoch verlassen meine winselnden Auslaute weiterhin meine Lippen. „Ich schwöre es dir Liam, er ist hier in diesem Haus, er muss es einfach sein. Mein Wolf sagt mir das mein Mate nicht weit weg ist.", sagte eine rauchige, aber zugleich auch wunderbare Stimme. „Louis, wir suchen seit vier Jahren. Vielleicht lebt er gar nicht mehr." „Liam, ich rieche ihn." Und die Stimme wird leise. Ich verkrieche mich, mit schmerzen im Unterleib unter der Decke. Immer wieder kommen leise Schluchzer über meine Lippen.

Dann wird die Tür mit einer Immensen Wucht aufgetreten. Ich zittere, weine leise. Bis ich die Präsens eines Alpha spüre, meines Alphas. Er legt vorsichtig seine Hand auf meine bebende Schulter. „Hey, alles ist gut, alles wird wieder gut. Ich verspreche es dir, meine Luna." Langsam ziehe ich mir die Decke vom Kopf und schaue zu ihm. Meine Nase wird erfüllt von einem Duft aus Kerzenwachs und Blumenblüten. Ich richte mich vorsichtig auf, immer noch unter schmerzen, bis der Mann seine Hand auf meine Wange legt. Wie durch Zauberhand hören die Schmerzen auf. Ein paar Tränen laufen mir immer noch über die Wangen. „Ssch, alles wird gut. Ich habe so lange nach dir gesucht." „Ww-er bist d-du?", frage ich mit zitternder Stimme. „Ich bin Louis Tomlinson, Alpha vom Doncaster-Stamm. Ich bin dein Gefährte." Ich schaue ihn, noch immer unsicher an und versuche eine Lüge in seinen Worten zu finden, jedoch strahlt seine Präsenz nur eine wohlige wärme in mir aus, und mein Wolf schreit Gefährte. „Du? Aber Simon hat doch gesagt, er hätte alle Spuren verwischt?" „Ja, aber deinen Geruch und deine Gefühle habe ich immer Gespürt. Ich habe mir geschworen dich zu finden. Ich bin zwar mittlerweile 22, aber ich will nur meinen Gefährten." Meinst du das Ernst?" „Der ist wie ein Verrückter durch den Wald gelaufen als er gespürt hat, dass du in deiner Hitze bist" Meldet sich nun der andere Mann zu Wort. „ich bin Liam, Louis Beta." „Ihr müsst hier weg, wenn Simon mitbekommt, dass Ihr hier seid, dann bringt er euch um." Louis und Liam schauen sich an. „Dann pack mal lieber schnell deine Sachen, ich lasse dich nicht hier, bei diesem Irren." „Ich habe nichts was ich mitnehmen wollen würde." Ich schaue auf meine Hände. „Dann komm, wir müssen weit laufen, solange wir in seinem Gebiet sind, kann er uns wittern." „Ich kann nicht, mein Wolf hat sich noch nie verwandelt." „Oh..., dass ist natürlich... unüblich, aber nicht schlimm ich trage dich auf meinen Rücken, du musst dich nur Festhalten." „Du willst mich wirklich mitnehmen?", meine Augen glänzen von den Tränen die sich bilden, noch nie habe ich so viel Freude und glück verspürt. „Natürlich", er legt seine Hand wieder an meine Wange, und streicht die Tränen weg. „Ich werde dich nie wieder gehen lassen, ich werde dich Beschützen und dich wertschätzen. Ich würde gerne weiter reden, aber wir sollten wirklich los, wenn wir es rechtzeitig schaffen wollen." „Ja ok", ich setzte mich auf, meine Hitze ist weg, als wäre sie nur aufgetaucht um ihn herzuholen.

Der Mond hat mich gerufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt