Kapitel 20

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"Marls", flüsterte eine raue Stimme und ich wurde angestupst.
Verschlafen und mit schmerzenden Rücken blinzelte ich gegen die Morgensonne.
Ich brauchte einen Moment, um mich an die Geschenisse der letzten Nacht zu erinnern und da fiel mir alles auf einen Schlag wieder ein.
Ich riss meine Augen vollständig auf und blickte in Sirius wunderschöne graue Augen.
"Wie geht es dir?", wollte ich sofort von Sirius wissen, doch er winkte nur ab.
"Kannst du dich noch an alles von letzter Nacht erinnern?", fragte er stattdessen mit gedämpfter Stimme.
"Ja...?", antwortete ich verwirrt.
"Wenn du wusstest wer ich bin, weißt du auch wer der Werwolf war", fragte er eindringlich.
"Ja, Re...", wollte ich, doch er unterbrach mich hastig.
"Pscht! Nicht hier!"
Er zögerte einen Moment, bevor er verlegen fragte: "Du wirst ihn doch nicht verraten oder? Und was noch viel wichtiger ist, du wirst ihn doch trotz all dem noch akzeptieren oder?"
Bevor ich antwortete, zögerte ich.
Nun gab es keinen Zweifel mehr, Remus war ein Werwolf, ein Monster, was der Mond hervorbrachte. Konnte ich ihn so noch akzeptieren?

Ja, tausendmal ja.
Remus war mein Freund.
So oft hatte er mich getröstet und aufgebaut, wenn ich traurig und innerlich zerstört war.
So oft hatte er mir bei meinen Schulproblemen geholfen.
Er war der liebenswürdigste Mensch, den ich kannte und ich liebte ihn von ganzen Herzen.
Auch wenn er einmal im Monat ein Wolfsproblem hatte. Was sollte das nun an ihn ändern? Als Antwort lächelte ich Sirius nur an und sagte:
"Er ist und bleibt mein Freund, egal was auch immer er ist!"
Kaum hatte ich das gesagt, legte sich auch schon die Anspannung in Sirius Gesicht und Erleichterung machte sich breit.

Es dauerte noch drei Tage bevor Sirius wieder den Krankensaal verlassen durfte und natürlich besuchte ich ihn jeden Tag, auch wenn er schlief, denn da beobachtete ich ihn einfach nur, wie er ruhig ein und aus atmete.
Selbst Nachts war es schwer mich von seinem Bett zu bekommen.
Einmal am zweiten Tag fragte er mich, ob Simon eigentlich kein Problem damit hatte, dass ich jeden Tag bei ihm sei.
Ich erklärte ihm die gesamte Situation. Kaum hatte ich geendet, war er bereits auch schon mit den Worten "Ich bring diesen Kerl um. Er spielt nicht ansatzweise auf deiner Lieger und dann hintergeht dich dieser Mistkerl auch noch?!" aufgesprungen. Doch er war definitiv noch nich in der Verfassung ,um irgendjemanden umzubringen, also schob ich ihn mit sanfter Gewalt,
was auch wenn er verletzt und deshalb seine Kraft noch nicht einmal vollständig einsetzen konnte, ein richtiger Kraftakt war, zurück auf sein Bett.

Das was mich jedoch noch mehr beschäftigte war jedoch Remus.
Wann auch immer ich mit ihm reden wollte, wenn ich nicht gerade bei Sirius war, war er unauffindbar oder umgeben von anderen, die nichts von seinem pelzigen Problem erfahren sollten.
Also konnte ich es nicht einfach jetzt in einem Gespräch klären.
Doch heute, heute war der Tag an dem er mir nicht davon kam. Selbst wenn ich ihn verhexen musste. Also steuerte ich zielstrebig auf die Bücherei zu, wo er häufig zu finden war.
Fast hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben und wollte gerade woanders nach ihm suchen, da entdeckte ich ihn.
Umringt von einem hohen Stapel Bücher und die Nase tief in einem Buch, welches er falsch herum hielt. Remus hatte sich buchstäblich hinter einem Buch versteckt.
"Echt nicht einfach dich alleine zu erwischen", redete ich einfach darauf los.
Remus schaute ängstlich über den Rand seines Buches, bis er es mit einem Seufzen härter als gedacht auf den Tisch schlug.
Er zögerte einen Moment bevor er sprach.
"Marls, ich... ich weiß, was du jetzt von mir denken musst.
Und ganz ehrlich ich ekel mich vor mir selbst und verstehe es, wenn du jetzt ganz bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest.
"Bevor ich antwortete, wägte ich meine Worte ganz genau ab.
"Remus, mir ist es so was von egal, was du bist. Dein pelziges Problem ändert doch nichts an dem, wer du bist. Und du bist einer der wunderbarsten, intelligentesten und nettesten Menschen, die ich kenne!"
Ich sah ein Lächeln über sein Gesicht wandern. "Und du hast echt keine Angst vor dem was ich bin?", fragte er dennoch zögerlich.
"Nein, ganz sicher nicht!", antwortete ich mit solch einer Bestimmtheit in meiner Stimme, die keine Wiederrede mehr zuließ.
Ich stand auf und lief einmal um den Tisch zu Remus herum und umarmte ihn überschwänglich. "Du bist ein wundervoller Mensch", flüsterte ich ihm noch einmal ins Ohr.

Heute war einfach ein guter Tag.
Ich hatte mich endlich mit Remus ausgesprochen, Sirius hatte endlich den Krankenflügel verlassen und noch besser war die Tatsache, dass heute Zaubertränke ausgefallen war.
Slughorn hatte sich einscheinend eine fiese Erkältung geholt.
Lily war natürlich untröstlich gewesen, dass ihr Lieblingsfach ausgefallen, doch ich war einfach glücklich und stromerte ein bisschen durch die Gänge des Schlosses herum und fragte mich, wie es die Rumtreiber wohl geschafft hatten, Animagi zu werden.
Dabei hätte so viel schief gehen können und doch hatten sie es geschafft.

"Marleni", schreckte mich eine Stimme aus meinen Gedanken.
Simon kam hinter mir hergerannt und ich beschleunigte meine Schritte.
Dafür hatte ich jetzt wirklich keinen Nerv.
"Warte doch, ich will mit dir reden!", rief er mir hechelnd hinterher.
"Ich will aber nicht mit dir reden, also lass mich in Ruhe!", sagte ich genervt.
Er ignorierte mich jedoch und fing an sich tausenmal zu entchuldigen und mir hunderte von Erklärungen zu liefern, die alle nur eins besagten.
Er habe keine Schuld und liebe mich noch über alles. Ich ignorierte ihn jedoch gekonnt und war froh, als ich eine vierköpfige Gruppe in der Nähe war erkannte.
In der Hoffnung, dass ich irgendwelche Bekannte von mir waren, trabte ich schon fast zu ihnen herüber, Simon mir immer noch auf den Fersen.
Auf halber Strecke erkannte ich, wer es war.
Es waren die Rumtreiber.
Erleichtert stieß ich zu ihnen auf.
"Marleni, lass uns doch bitte einfach nur reden", versuchte Simon es noch einmal.
Doch bevor ich überhaupt die Luft holen konnte, um etwas zu sagen, war bereits die Hand von Sirus vorgeschossen und in Simons Gesicht geprallt. "Ganz offensichtlich will sie aber nicht mit dir reden! Und ganz ehrlich, du hast es noch nicht einmal verdient, sie ansehen zu dürfen!"
Mit schmerzverzehrten Gesicht hielt er sich seine Hand vor die Lippe.
Mit einem letzten Blick auf mich, eilte er schleunigst davon.

Geschockt schauten wir alle zu Sirius, der einfach nur die Schultern zuckte. James war der erste, der das Wort ergriff. "Eigentlich müsste ich dafür jetzt Punkte abziehen." "Also ich hab nichts gesehen, oder hast irgendwas gesehen Wurmschwanz?", fragte Sirius lässig. Dieser schüttelte nur den Kopf und lachend schritten wir davon.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt