18. Dezember: Schneefreuden

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Begeistert sehe ich durch unser Wohnzimmerfenster nach draußen und bin schlichtweg fasziniert.

Es schneit und das schon seid heute Morgen. Das ist nicht nur furchtbar selten geworden, sondern auch noch ein schöner und vor allem entspannender Anblick. Man muss wohl kaum sagen, dass ich Schnee liebe.

Er erinnert mich an meine Kindheit, in der alles so ... perfekt gewesen war und ich mich selbst über die kleinsten Dinge riesig freuen konnte. Oft bin ich ganz früh aufgestanden, um den Schnee als erster erkunden zu können. Irgendwann kamen dann immer meine Geschwister angelaufen und wir haben so lange im kalten Weiß gespielt bis uns Mom zum Frühstück gerufen hat.

Mittlerweile bin ich zwar ein gestandener Mann, aber bei Schnee tendiere selbst ich dazu, wieder Kind zu sein.

~Was starrst du denn da so intensiv an? Doch hoffentlich keinen anderen hübschen Mann?~, fragt mich mein Freund und kuschelt sich von der Seite an mich.
Lächelnd lege ich einen Arm um ihn und antworte~Du weißt, dass du der einzige für mich bist, aber sieh doch nur! Ist es nicht schön?~
~Stimmt.~

~Ich habe mir gedacht, dass wir die weiße Magie draußen erkunden?~
~Muss ich wirklich?~, fragt Magnus und klingt dabei ein wenig wie ein quengeliges Kind, wenn es den verhassten Spinat essen soll. Verwirrt wende ich meinen Blick von der Schönheit draußen ab und sehe ihn an.

~Ich dachte du liebst Weihnachten? Ist Schnee nicht ein elementarer Teil davon?~
~Ja schon, wenn ich mit einer Tasse heißer Schokolade im Warmen sitze und dem Schnee beim Fallen zusehen kann. Aber raus in die Kälte gehen und mir dann den Hintern abfrieren? Eher weniger.~

~Ach komm schon, Magnus. Gestern musste ich etwas machen, was mir nicht sonderlich gefallen hat. Heute bist du an der Reihe. Außerdem wird es ja vielleicht gar nicht so schlimm wie du glaubst. Der Winter ist toll!~

Obwohl er es deutlich zu unterdrücken versucht, schleicht sich ein Lächeln auf seine vollen Lippen. Liebevoll legt er mir eine beringte Hand an die Wange und streicht mit seinem Daumen leicht darüber.
~Wie könnte ich dir je einen Wunsch abschlagen, Darling.~

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~Gott ist das kalt!~, beschwert sich mein wundervoller Freund keine zehn Minuten später, als wir endlich durch einen kleinen, verschneiten Park in der Nähe unserer Wohnung laufen.

Ich kann nicht anders als zu lächeln, denn natürlich hat er recht bei der klirrenden Kälte, die sich wie kleine Nadelstiche auf der Haut anfühlt, aber was hatte er denn erwartet? Sommerhitze?

~Es ist Winter.~
~Nein! Ich hab gedacht, es ist Sommer und ich kann in meiner Badehose durch die Gegend laufen!~, motzt er sarkastisch.
~Eigentlich schade. Ich mag dich in Badehose.~
~Idiot.~
~Aber nur deiner.~

Endlich lächelt mein Freund wieder, auch wenn sein Blick mehr als tadelnd ist.

Dann verfallen wir wieder in Schweigen und lassen die Schönheit dieses vorübergehenden Wunders auf uns wirken.

Alles ist von einer dicken und größtenteils unberührten Schneedecke bedeckt. Es haben sich wohl noch nicht so viele aus ihren Häusern rausgetraut. Nur eine kleine Gruppe von Kindern hat den Schnee bereits für sich entdeckt und baut bereits stattliche Schneemänner. Dennoch ist es so friedlich hier, dasss ich mir wünsche, ewig hier zu bleiben.

Deshalb liebe ich den Winter. Obwohl es oft nasskalt und grau ist, ist es doch die ruhigste aller Jahreszeiten. Wenn es draußen kalt und unerbittlich wird, hat man endlich die Möglichkeit, sich in der wohligen Wärme des eigenen zu Hauses zu entspannen.

Sowohl Körper als auch Geist kommen zur Ruhe und genießen diese kleine Auszeit. Der Schnee ist nur das Tüpfellchen auf dem I. Die perfekte Abrundung für eine besinnliche Jahreszeit, in der ...

Plötzlich wird es kalt auf meinem Kopf und ich zucke zusammen, während Magnus neben mir zu kichern beginnt. Anscheinend hat ein Zweig unter den Schneemassen nachgegeben, sodass ich nun eine persönliche Kostprobe des Schnees nehmen kann.

Magnus neben mir scheint sich deutlich zu amüsieren und mir kommt eine Idee. Schneller als er reagieren kann, habe ich mir eine Handvoll Schnee von einem der nahegelegenen Büsche geschnappt und ihn damit abgeworfen.

Das Lachen fällt ihm aus dem Gesicht und wird von einem unterdrückten Schrei ersetzt. ~Das hast du gerade nicht ernsthaft getan, Alexander!? Meine Haare!~

Jetzt bin ich es, der lacht, denn sein geschockter Gesichtsausdruck ist einfach zum Schießen. Langsam schwindet der Schock jedoch und er starrt mich wütend an.
~Na warte.~

Schnell beugt er sich runter und hebt selbst eine Handvoll Schnee auf, die er hastig zu einem Ball formt. Da ich ahne, was er vorhat, renne los und suche hinter einem Baum Deckung, als auch schon ein Schneeball gegen meine Schulter prallt.

Davon lasse ich mich aber nicht beeindrucken, als ich selbst einen kleinen weißen Ball forme, kurz hinter dem Baumstamm hervorluke und dann schnell den Ball werfe, bevor ich wieder in Deckung gehe. Anhand des wütenden Geräuschs weiß ich, dass ich meinen Freund irgendwo getroffen habe und ich kann nicht anders, als wie ein kleines Kind zu grinsen.

Ich habe schon so lange keine Schneeballschlacht mehr gemacht. Eigentlich seid meiner Kindheit nicht mehr, aber der Effekt ist noch immer derselbe. Ich fühle mich lebendig und bin Feuer und Flamme, diese Schlacht zu gewinnen.

Gerade beuge ich mich wieder runter um einen weiteren Ball zu formen, als ich plötzlich umgeworfen werde. Ich lande im Schnee und werde sofort runtergedrückt, bevor ich eine Ladung der weißen Magie ins Gesicht bekomme.

~Friss Schnee dafür, dass du meine Friur ruiniert hast.~, höre ich meinen Freund knurren und kann trotzdem nicht anders, als loszulachen. Er ist einfach viel zu ... niedlich, wenn er sauer ist.

Irritiert lockert er seinen Griff und sofort nutze ich das aus, um die Situation umzudrehen. Perplex sieht er mich an, als ich ihm einen kurzen Kuss auf die weichen, aber kalten Lippen drücke. Danke Himbeerlippenbalsam.

Dann schon löse ich mich von ihm und lege mich mit dem Rücken auf den Schnee und versuche einen Schneeengel zu machen -etwas, das ich noch nie konnte. Dass dabei meine komplette Hose durchnässt wird, ist mir egal. Es war ja ohnehin schon zu spät und außerdem kann ich später einfach eine neue anziehen.

Ein Blick zur Seite verrät mir, dass Magnus mich beobachtet. Seine Augen funkeln immernoch, weil seine Haare nun völlig chaotisch auf seinem Kopf herumliegen und teilweise weiß glitzern, aber dennoch lächelt er mich liebevoll an. Er kann mir nie lange böse sein, genausowenig wie ich ihm.

Schließlich versuche ich aufzustehen, ohne mein Kunstwerk zu zerstören, was aber eher schlecht als recht funktioniert. Plötzlich wird mir eine Hand entgegengestreckt, die ich dankbar annehme und mich davon hochziehen lasse. Dann drehe ich mich um und sehe überrascht zu meinem Schneeengel, den man tatsächlich sogar als solchen identifizieren kann.

Mit einem stolzen Grinsen wende ich mich wieder meinem Freund zu, der zwar lächelt, aber merklich zu zittern beginnt.
~Ich glaube wir sollten langsam wieder nach Hause gehen. Es wird bestimmt bald wieder schneien und dann können wir den Flocken bei einer warmen Tasse heißer Schokolade beim Fallen zusehen.~

Magnus lächelt breit und nickt enthusiastisch, als ich einen Arm um ihn lege und wir wieder zurückgehen.

Der Schnee ist und bleibt toll, egal ob für jung oder alt und man sollte sich immer Zeit nehmen, ihn zu bewundern, denn Wunder wie diese darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Ob man die weiße Magie jedoch direkt persönlich erkundet oder einfach nur aus der Wärme heraus bestaunt, ist jedem selbst überlassen, denn bei beiden Varianten spürt man denselben glücklichen Hauch der Weihnacht.

Die letzten Tage bis WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt