Kapitel 136

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Die vergangene Woche habe ich damit verbracht langsam aber doch mein gesamtes Inventar in dem Haus zu verstreuen. Ganz zur Panik von Fabio der mir immer wieder sagte er macht das, damit ich mich nicht zu sehr anstrenge. Doch die Tatsache das ich das schon seit einer Woche mache, sagt doch wohl das ich mich wirklich nicht anstrenge. Aber egal. Ab und zu kamen auch wieder ein paar der anderen vorbei um uns zu besuchen. Und alleine auch diese Tatsache das viele unserer Freunde uns immer wieder besuchen, ist einfach der Hammer für mich. Denn viele vom MotoGP Paddock wohnen hier und so ist es schön hier zu leben, vorwiegend natürlich wegen Fabio. Ist ja klar.

Eine letzte Kiste fehlt noch, doch hierbei bedarf es wirklich Fabios Hilfe. Ich sitze im Wohnzimmer auf der Couch und telefoniere gerade mit meinen Eltern als ich die Türe höre. Fabio ist vom laufen zurück und kommt strahlend durch die Türe. Also ich weiß ja nicht wie es anderen geht aber ich strahle nach dem laufen nicht so wie er. Aber was das angeht ist er ja auch nicht normal. Vollkommen verschwitzt kommt er zu mir und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. Ich lächle ihn an und höre dabei noch meiner Mom am Handy zu. Als Fabio sich dann in die Küche begibt und sich ein Glas Wasser holt verabschiede ich mich bei meiner Mom. "Ja Mom, ich habe dich auch lieb. Bis dann" und damit lege ich mein Handy neben mir auf die Couch.

„Wie war das laufen?" frage ich Fabio der schon wieder auf mich zu kommt. „Gut, 10km waren es" sagt er doch zumindest etwas erschöpft und nimmt wieder einen Schluck von seinem Wasser. „Kannst du mir nach dem Duschen noch bei etwas helfen?" frage ich ihn. „Na klar. Bei was denn?" „Eine Kiste fehlt noch die ich nicht ausgeräumt habe." „Ja klar, ich spring nur schnell unter die Dusche und dann helfe ich dir dabei" sagt er und gibt mir noch einen Kuss. Das Glas stellt er noch in der Küche ab und schon läuft er die Stiege hinauf.

Wenig später kommt er frisch geduscht die Stufen hinunter. Ich lege gleich wieder mein Handy weg und stehe auf. Das funktioniert auch zum Glück schon etwas schneller. „Holst du die Kiste aus dem Gästezimmer?" frage ich ihn. „Jap" kommt es von ihm und schon ist er durch die nächste Tür ins Gästezimmer verschwunden. Er kommt mit der Kiste heraus und fragt gleich „Wohin damit?" Das Problem ich weiß es selbst nicht. Diese Kiste ist nicht umsonst die letzte. „Ich...weiß es nicht..." antworte ich ihm leicht kopfschüttelnd. Natürlich findet er meine Antwort seltsam und stelle die Kiste vor sich ab. „Wie du weißt nicht? Was ist denn da drin?" fragt er mich und schon öffnet er sie auch. Sein Blick zu mir ist anders als ich erwartet hätte. Ich dachte er ist vielleicht wütend oder etwas schockiert oder so aber sein Gesichtsausdruck lässt eher auf etwas anderes schließen. „Was willst du damit machen?" fragt er mich als ob ich ihm bereits die falsche Antwort dafür gegeben hätte. „Ich...ich weiß es nicht?" „Ich schon" sagt er kurzerhand und schnappt sich gleich das erste aus der Kiste. Mit meinem Pokal von meinem ersten Platz in der Schweiz, geht er zum Regal neben gleich neben mir im Wohnzimmer. Drauf stellt er meinen Pokal zu jenen von seinen Rennen. Alle drei Pokale stellt er auf das Regal und als er den letzten zurechtrückt, dreht er sich zu mir um. „Hier her, gehören sie." Ich sehe ihn etwas traurig an und sofort kommt er zu mir und nimmt seine Hände an mein Gesicht. „Du solltest stolz auf deine Erfolge sein. Egal ob du es fertig gemacht hast oder nicht und egal was dazwischen passiert ist. Sei stolz auf das was du geleistet hast, denn das hast du alleine dir zu verdanken. Niemand sonst konnte dir dabei helfen." „Aber auch diese Pokale erinnern mich...erinnern uns doch nur an diese Zeit..." „Ja und diese Zeit gehört genauso zu unserer Geschichte wie jedes Rennen von mir und jeder verdammt Tag den wir zusammen oder eben auch getrennt verbracht haben. Es gab auch schöne Dinge" haucht er mir mit einem leichten Lächeln entgegen. „Was denn zum Beispiel?" frage ich ihn ungläubig. „Zum Beispiel das Telefonat das wir nach deinem ersten Turnier geführt haben. Du warst so glücklich und ich konnte endlich mal erfahren wie das normal für dich ist, wenn du mich nach den Rennen anrufst. Oder auch als ich dich in die Schweiz begleitet habe und wir bei Dani und seiner Familie waren. Und auch an diesem Wochenende hast du doch auch ein paar Freunde kennengelernt. Oder aber auch als ich in Frankreich bei deinem Turnier mit war und ich dich Live und in Aktion gesehen habe.... Du siehts es gab nicht nur schlechtes, auch wenn es manchmal so wirkt. Klar gibt es das auch aber nicht nur. Man sollte sich immer auf die Guten Dinge im Leben fixieren und diese genießen. Denn dann kann man sie in schlechten Zeiten heranziehen." „Weißt du eigentlich wie sehr ich liebe..." antworte ich ihm darauf und schlinge meine Arme um seinen Nacken. „Ich denke Ja. Aber wenn du willst kannst du es mir gerne erneut beweisen" grinst er vor sich hin legt dabei seine Arme vorsichtig um meinen Körper. Er kommt mir für einen Kuss entgegen, dabei ergreife ich seine kurzen Haare und ziehe etwas an ihnen. Der Kuss wird immer intensiver und auch Fabios Arme streichen immer mehr an mir herum. Ich vernehme deutlich das die Lust in mir hochkommt. Kein Wunder ist ja auch einen guten Monat her seit wir es das letzte Mal getan haben. Doch dann stoppt Fabio auch schon und hält seine Stirn an meine. Mit leicht schwerem Atem haucht er mir entgegen „Wir können das nicht tun, du bist verletzt." Er geht einen Schritt zurück und auch ich nicke ihm nur zu.

Nach dem Abendessen mühe ich mich ab für ein Bad. Denn leider ist so etwas weniger entspannend mit diesem Blöden Gips an meinem Bein. Ich ziehe mir meine Hose und mein Shirt aus und versetze mich zurück als früher Fabio noch an genau den Stellen über meinen Körper strich. Währenddessen schließe ich automatisch die Augen um mich an dieses schöne Gefühl zurück zu versetzen. Ich weiß das ich verletzt bin und das zu viel Anstrengung immer noch schmerzt aber... Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an das mich Fabio richtig berührt hat. Und damit meine ich nicht einmal das letzte Mal als wir zusammen geschlafen haben, nein. Er brüht mich auch so anders. Als wäre ich aus Porzellan und würde jeden Augenblick zerbrechen. Natürlich kann ich es ihm beim Blick in den Spiegel nicht übel nehmen das er mich nicht wirklich berühren will. Mit dem Blick auf mein Spiegelbild vor mir gerichtet streiche ich über die Narbe die von an meiner rechten Seite von den unteren Rippen bis zur Hüfte reicht nach. Die Haut dort fühlt sich anders an, irgendwie seltsam. Auch sehe ich natürlich das ich zugenommen habe. Naja bei zwei Wochen nichts tun außer rumsitzen und essen... Mein Blick fällt auf mein kleines Bäuchlein und da denke ich mir. Es ist wirklich kein Wunder das er mich so nicht sehen will, ich will das ja nicht mal selbst. Als ich so über meinen Bauch und meine Narbe an der Seite streiche kommt mir plötzlich ein anderes Bild in den Kopf. Hervorgerufen von dem Gefühl meiner Hand auf meiner Haut versetzt es mich an jenen Tag zurück als mich das letzte Mal jemand richtige berührt hat. Doch das war nicht Fabio, sondern Christian. Meine Augen füllen sich unwillkürlich mit tränen und schnell richte ich meinen Blick wieder nach oben um sie nicht raus zu lassen. Doch mein Blick bleibt am Spiegel vor mir hängen oder wohl eher hinter mir...

When your life changes, do you keep going or do you go back?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt