°. • Miracles in December 。*. •

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Freitag, 20. Dezember.

Augenscheinlich war dies ein völlig normaler Tag; vier Tage vor Heilig Abend.

Der Abendverkehr auf den Straßen war selbst durch geschlossene Fenster zu hören, an dessen Scheiben sich kleine Frostflöckchen gebildet hatten.
Viele Menschen eilten von Kaufhaus zu Kaufhaus durch die beleuchteten Straßen.
In der Luft lag ein süßer Duft von Zimt, welcher sich mit dem von Regen und Rauch vermischte, alles zusammen auf eine Weise weihnachtlich wirkend.

Am Rand der Straße, abseits des Verkehrs, quoll fleißig Rauch aus einem der Häuser, die dort vereinzelt standen.
Kleine, dennoch niedliche Lichterketten zierten die schon etwas gelbliche Hauswand, jedoch war es mehr ein freundlich wirkendes Gelb.
Ein paar Meter vor dem Haus stand sogar ein kleiner Briefkasten, auf dessen Blech in geschwungener Schrift ein Name zu erkennen war:

Jeon

Hinter zugezogenen, altmodisch weißen Vorhängen konnte man einen Blick in das Innere des Hauses erhaschen, in dem der Braunhaarige soeben aus der Küche trat.
Er wischte sich die Hände an einem Küchentuch, um sich anschließend dem Wohnzimmer zuzuwenden.

Eine Weile setzte er sich dort auf das Sofa; gut zwei Personen hätten darauf Platz. Jedoch fühlte er sich eher einsam, allein auf diesem großen Sofa. Generell war das Haus viel zu groß für ihn allein.
Allerdings zog etwas anderes bald die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich.

Seufzend richtete sich der Braunhaarige auf und lief ein paar weitere Schritte.
Schließlich ging er langsam in die Knie, streckte seine Hand und zog an dem Griff der untersten Schublade seines kleinen Wandschranks, der so unscheinbar in der Ecke des Wohnzimmers stand; fast direkt neben dem beheizten Kamin.
Abwartend blickte er in das fast leere Fach, als würde es sich durch seinen intensiven Blick von selbst befüllen.

Nach einigem Zögern griff er schließlich hinein und holte behutsam das dort einzig ruhende Foto mitsamt eines kleinen Rings hervor.

Das Foto war schon recht alt, schließlich ruhte es dort auch schon bald drei Jahre.
Jedoch wies es keinerlei Verblassung auf, die zwei Jungen darauf waren noch gut erkennbar.
Beide hatten braun schimmerndes Haar, der eine lockig, der andere etwas glätter.
Ein freies glückliches Lachen zierte beide Gesichter; der Hintere den Vorderen eng umschlungen, indem er die Arme um dessen Taille gelegt hatte und den Vorderen somit an sich zog.

Der Anflug eines Lächelns huschte über das Gesicht des Braunhaarigen, dessen Haare nun einen etwas dunkleren Ton besaßen, während er weiterhin das Bild begutachtete.
Dabei fuhr er mit seinem Daumen immer wieder sanft darüber, bis er es schließlich zur Seite legte und den Ring in dieselbe Hand nahm.

Er begutachtete eine Weile das Gold, welches trotz all der Jahre noch immer so schimmerte, wie am ersten Tag.
Beobachtete und drehte das Goldstück, um zu sehen, wie es das Licht der draußen scheinenden Straßenlaternen spiegelte.

Schließlich, mit etwas drückendem Herzen, zog der Braunhaarige sich den Ring über den Ringfinger seiner linken Hand.

Seine Hand tastete behutsam nach dem Foto, um die Ringe darauf mit seinem an seinem Finger zu vergleichen, wie er es schon so oft getan hatte.
Natürlich war es derselbe Ring, den er damals schon getragen hatte, welcher die Ringfinger beider Jungen auf dem Foto schmückte.

Ein weiteres Seufzen entwich dem Braunhaarigen.
Es war ein wehmütiges, sehnsüchtiges Seufzen.

„Taehyung...", verließ es leise die Lippen des Jungen, dessen Augen sprachen, was er wohl gerade zu fühlen schien.

So lang hatte er diesen Namen nicht mehr über seine Lippen gebracht.

„...ich werde für immer Dein sein, ich werde für immer zu dir gehören..."

STARRY NIGHT | TK OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt