Kapitel 12 - Vivian

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Vivians PoV:
Licht tritt in meine Augen und ich kann endlich wieder etwas sehn. Die Tür des Autos, in das ich gesteckt worden war, wurde aufgeschoben. Die Frau und der Mann standen davor. Ich wusste weder wo wir waren, noch wer diese beiden Leute dort sind. Ich hatte sie zum letzten mal gesehen, als ich in meinem Traum das Mädchen von ihnen K.O. geschlagen und entführt wurde. „Was mache ich denn aber im Auto der beiden? Ich war doch nur ein Etwas in der Luft. Ich wurde doch gar nicht von ihnen entführt, sondern das Mädchen." All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf und verwirrten mich total, jedoch bevor ich weiter über diese durchaus komische und verwirrende Situation nachdenken konnte, wurde ich an den Haaren unsanft aus dem Van gezogen. Ich schrie vor Schmerz auf und daraufhin Lachte der Mann, der mich an den Haaren hielt, höhnisch und die Frau verpasste mir eine saftige Ohrfeige, woraufhin ich erneut aufschrie.
„Halt die Klappe du dummes Mädchen", keifte mich die Frau energisch an und und trat mich gegen dass Schienbein.
Ich biss vor Schmerz die Zähne zusammen, um nicht erneut schreien zu müssen. Dennoch entfuhr mir einkleines schmerzerfüllte Quieken. Der Man lachte immer noch höhnisch.
„Wir wollen doch nicht, dass man uns hier mit dir entdeckt", raunte er mir bedrohlich ins Ohr und lachte wieder.
Ich probierte um mich zu schlagen, doch es gelang mir nicht, denn bei jeder Bewegung meinerseits riss der Mann mir an den Haaren. Ich wollte gar nicht erst wissen wie viele er mir schon ausgerissen haben musste.
„Lass sie schnell ins versteck bringen, bevor sie doch noch anfängt Theater zu machen", meinte die Frau forsch.
Der Mann sagte nichts. Vielleicht nickte er bestätigend, aber dies konnte ich nicht sehen, da er mich so hielt, dass ich nicht seinen Kopf sehen konnte.
Die einzig für mich erkennbare Reaktion war, dass er mich an meinen Haaren hinter sich herzog. Es schmerzte höllisch, doch da ich keinen weiteren Schlag, oder tritt riskieren wollte hielt ich die Klappe, auch wenns mir schwer fiel.
Als wir am Auto vorbei gingen konnte ich kurz mein Spiegelbild in der Scheibe sehen. Doch es war nicht ich, die ich dort sah, sondern das Mädchen aus meinen Träumen. Da viel mir die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen. Dies war nur ein Traum. Ein blöder Albtraum. Die Fortsetzung von meinem letzten Traum. Dieses Mal aus der Perspektive des Mädchens. Auch wenn ich es das letzte mal gehasst hatte ein Nichts, in der Luft zu sein, wünschte ich mir nun dass ich es wieder wäre. Ich hätte alles dafür gegeben, aber dieses mal musste ich leider Leider, wie es das Mädchen tat.

Der Man riss mich an den Haaren herum, in einen dunklen Raum hinein. Er ließ mich los und meine Kopfhaut schmerzte nun noch mehr. Es war wie beim Öffnen eines engen Zopfes, nur tausend mal schlimmer. Die Frau verpasste mir einen ordentlichen Tritt in den Rücken, sodass ich weiterhin in den Raum hinein taumelte und auf dem Boden aufschlug. Daraufhin knallte die Tür mit einem dumpfen Knall zu und ein Riegel wurde vorgeschoben.
Meine Stirn pochte heftig und meine Kopfhaut schmerzte. Ich taste vorsichtig meine Stirn ab um sicher zu gehen, dass nichts blutete. Das tat es zum Glück nicht.
Ich krabbelte langsam nach rechts und tastete nach einer Wand. Ich konnte nichts sehen, da es zu dunkel in diesem Raum war.
Die Wand fühlte sich rau und kühl an. Sie war offensichtlich aus Stein und daher wahrscheinlich auch sehr massiv, weshalb Hilferufe unbemerkt bleiben würden.
Ich tastete mich weiter die Wand entlang, bis ich an der Tür angekommen war. Diese war glatt und Kühl. Sie musste entweder aus Metall, oder Stahl sein. Ich rüttelte ein wenig an ihr, aber sie bewegte sich nicht einen Millimeter. Ich seufzte schwer und lehnte mich gegen die Tür. Ich war eingesperrt. Eingesperrt in einem Raum mit massiven Wänden und einer Massiven Tür. Die Situation war aussichtslos. Es gab kein entkommen.

Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte ein paar Konturen im Raum erkennen. Es sah aus wie ein alter Schuppen. An den Wänden waren ein paar Regale und Leisten mit Haken, ähnlich wie bei einer Garderobe. Ich krabbelte langsam zu den Regalen rüber, um zu gucken, ob dort irgendetwas drin sein könnte, was mir eventuell helfen würde, die Tür aufzubrechen. Ich tastete vorsichtig die Regalflächen ab, aber leider musste ich feststellen, dass die leer waren. Immerhin habe ich neben einem Regal ein paar Säcke gefunden, die mit irgendetwas weichem befüllt waren, sodass ich mir einen kleinen Platz zum Schlafen herrichte konnte, falls ich denn überhaupt schlafen können würde. Ich setzte mich auf mein provisorisch hergerichtetes Bett und malte irgedwelche Bilder in den Dreck auf dem Boden, da sich meine Augen schon so gut an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass ich das Gefühl hatte schon wieder fast normal sehen zu können.

Ich malte Blumen, Schneeflocken, halt alles was mir einfiel, solange bis ich die Augen wieder aufschlug und in der Badewanne lag. „Gott sei dank", dachte ich und atmete erleichtert auf. Ich war wieder zurück in der Realität. Zu Hause und nicht irgendwo von zwei Leuten in einen Schuppen gesperrt.
„Karo?", rief ich einmal quer durch die Wohnung.
Keine Antwort.
„Karo?", rief ich erneut.
Ich bekam sogar eine Antwort, aber nicht von Karo. Lucie hatte mir mit einem Lautstarken Bellen geantwortet und stand nun vor der Badezimmertür. Sie sprang mehrmals die Tür hoch und ich stieg aus der Badewanne, um die Tür aufzumachen, bofor Lucie sie noch aus ihrer Angelung schlägt. Sie stürmte ins Bad und rannte mir aufgeregt um die Beine. Das tat sie, wenn sie wollte, dass ich ihr folge. Ich trocknete mich schnell ab, zog mir etwas über und ging ihr hinterher.
Sie ging zur Wohnungstür und stupste sie mit der Nase an.
„Ist Karo da raus gegangen?", fragte ich sie.
Als Antwort winselte sie nur.
Da sie mir nicht antworten konnte, guckte ich die ganze Wohnung nach Karo durch und fand sie nicht. „Na toll. Jetzt ist sie wieder verschwunden, ohne bescheid zu geben, oder eine Nachricht zu hinterlassen", dachte ich genervt.
„Karo kann ich jetzt auch nicht zurückholen", sagte ich zu Lucie und tätschelte ihr über den Kopf.
Ich ging zurück ins Badezimmer und ließ das Wasser in der Badewanne ab.
Danach probierte ich Karo telefonisch zu erreichen, aber genau wie das letzte mal als sie einfach verschwunden war, ging sie nicht an ihr Handy.

The Girl in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt