Auch wenn ich es kaum erwartet hatte, nachdem der erste Tage im Internat mir schon einige Hoffnungen auf schnelle Normalität geraubt hatte, der zweite hatte mir zumindest schon einmal einige wenige Erkenntnisse gebracht. Nicht nur kannte ich mich dank Nialls vollendeter Führung heute nun ziemlich gut im Internat aus und wusste über den ein oder anderen Geheimgang Bescheid, den Frau Clarke meinen Eltern und mir bei unserem ersten Besuch verschwiegen hatte, dadurch das Niall sich Liam und mir anvertraut, uns seine Geschichte erzählt hatte, war mir auch so einiges klar geworden. Niall hatte immer wieder betont, dass er noch vertrauen konnte, da andere Menschen ihn nicht allzu sehr enttäuscht hatten. Ihm war es also immer noch möglich eine Bindung einzugehen, anders als Louis und Zayn, die mir heute in meinen ersten Unterrichtsstunden auch noch einmal deutlich gemacht hatten, was sie von mir hielten. Irgendwas musste sie in ihrem Leben so stark verletzt oder zerrüttet haben, genauso wie die anderen Bewohner, die mich mit abwertenden Blicken ansahen, weshalb sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vertrauen konnten.
Richtig klar war mir nun, dass Vertrauen auf Gegenseitigkeit basiert und mir wurde bewusst, dass ich nicht einfach nur jeden nach seiner Geschichte fragen und eine Antwort erwarten durfte, sondern auch selbst ein Stück von mir preisgeben und den Kindern und Jugendlichen hier etwas anvertrauen müsste. Damit würden sie mich hoffentlich nicht nur besser kennenlernen, sondern auch wieder lernen was es bedeutet zu vertrauen, mir und meinen Taten glauben schenken und realisieren, dass ich wirklich nur positive Absichten habe und daran interessiert war, ihnen zu helfen. Ich hoffte zumindest, dass dies eine Möglichkeit sein würde, damit ich an diejenigen, wie Louis, Zayn und all die anderen, die mich momentan noch nicht ausstehen konnten, herankommen konnte, ohne ihnen direkt zu nahe zu treten.
Ich hatte auch schon eine mögliche Idee, wie sich dies umsetzen ließ, welche ich am Wochenende mit Frau Clarke besprechen wollte. Und wenn die Zeit reif sein würde, würden die Bewohner des Internats sich mir hoffentlich ganz freiwillig anvertrauen und realisieren, dass ich ihnen mit diesem Wissen im Hinterkopf am besten helfen kann. Zusätzlich würde ich sie so auch vor Menschen wie meinem Vater verteidigen können, der momentan noch davon ausging, dass die Bewohner einfach nicht wüssten, wie man Respekt zeigt. Allerdings, wie mir aber schon nach unserem ersten Besuch im Internat bewusst geworden war, war das keine Aufgabe für wenige Stunden, so schnell ließ sich Vertrauen nicht erlangen und umso glücklicher war ich, das ich einige Wochen in diesem Internat verbringen durfte.
Es war mir einfach wichtig, zu allen eine freundschaftliche Bindung aufzubauen, denn auch gerade bei Niall war mir noch einmal aufgefallen, dass er in seiner Situation einfach nur völlig missverstanden wurde, das man ihm nicht richtig zugehört hatte und ihm etwas Liebe in seinem Leben gefehlt hatte und immer noch fehlt. Und ich war sehr davon überzeugt, dass er nicht der einzige im Internat war, auf den dies zutraf. Wenn diese Punkte also im Internat für jeden einzelnen gewährleistet werden würden, jeder seine Sorgen loswerden und eine Bezugsperson haben könnte, sich hier wirklich zu einhundert Prozent Zuhause fühlen könnte, so war ich mir sicher, würde dies sicher eine langfristige Hilfe und Lösung sein. Nur fragte ich mich noch, wie sich das am besten umsetzen ließ und ob es wirklich alles war, was die Kinder und Jugendlichen hier brauchten. Dafür müsste ich die Menschen hier noch näher kennenlernen, um das endgültig herauszufinden. Denn natürlich konnte ich nur aus dem Gespräch mit Niall allein noch keine Rückschlüsse auf die gesamten Bewohner des Internats ziehen.
Auch wenn Niall versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, Liam und ich merkten, dass er ein wenig traurig wurde, nachdem er uns seine Geschichte erzählt hatte. Es war sicher alles andere als leicht für ihn, denn seit fünf Jahren hatte er seine Eltern nicht mehr gesehen, sie waren im Streit auseinandergegangen, hatten zwei Jahre keinen Kontakt und nun nur noch übers Telefon miteinander gesprochen. Persönlich hatten sie sich seitdem gar nicht mehr gesehen, aber vielleicht, wenn Niall das wollen würde, würde sich da sicher irgendwann etwas machen lassen. Auch wenn ich ihn erst gestern kennengelernt hatte, er war der erste in diesem Internat, der mich vollkommen normal behandelt hatte und absolut keine Andeutungen darauf gemacht hatte, dass ich ein Prinz war. Es war ihm schlichtweg egal und ich hoffte, dass auch die restlichen Bewohner des Internats bald so denken würden. Er war einfach ein herzensguter Mensch, er sah das gleiche in mir und das bedeutete mir viel, aber Liam und ich einigten uns mit bloßem Blickkontakt darauf, dass wir Niall nun erst einmal etwas von den negativen Gedanken ablenken wollten.
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Stranger To Love - Larry Stylinson
FanfictionLouis William Tomlinson hatte es im Leben bisher nicht leicht. Mit jungen Jahren wurde er von seinen Eltern auf ein Internat geschickt und als schwer erziehbar abgestempelt. Nie hat sich jemand richtig um ihn gekümmert, sich um ihn gesorgt oder ihn...