So sah man ihn noch nie. Blutrot. Doch war es nicht der Mond, von dem ständig die rede war, sondern der Himmel, der sich meilenweit über die Hafenmündung und die angrenzende Großstadt erstreckte. Getupft von schwarzen, herabhängenden Wolken, die den nächst bevorstehenden Regenschauer anmahnten.
Immer wieder kreuzten Raben des Teufels den blutroten Himmel. Sie klagten den baldigen Schmerz. Sie flogen tiefer und tiefer. Schon bald kühlten sie sich auf der Oberfläche der Mündung ab, indem sie das Wasser leicht mit ihren Körpern streiften und wieder in die Höh schnellten.
Ein lauter Schrei des heranfahrenden Kreutzschiffes, durchbrach die aufgekommene Stille und hüllte sie mit darauffolgenden vielen Menschengeplapper ein. Diese verschwanden alsbald in ihre Wohnungen und die Stille kehrte zurück. Zunächst verstummten die Raben, doch noch immer zogen sie ihre Bahnen am Himmel. Sie waren ein großer Kontrast zum Himmel der in rottönen geziert war.
Er wirkte bedrohlich, gar so, als wolle er uns vor etwas warnen. Die selten vorbeilaufenden Menschen bemerkten ihn jedoch kaum. Er hüllte die Umgebung in eine ganz andere Athmosphäre, viel düsterer, viel ängstlicher. Doch dann hörte man einen lauten Knall. Laut durchriss er den Schall. Als wären Stahlträger aufeinandergefallen. Jedoch war nirgends etwas zu sehen. Keine metallischen Stahlträger, keine Menschen in Bauarbeiterausrüstungen, rein gar nichts.
In der Ferne tat sich jetzt doch etwas. Ganz weit am Himmel sah man ein Schloss. Monströß kam es immer näher und glich dem von Graf Dracula. Vielleicht wurde es doch von dem Himmel prophezeiht. Die lauten Töne, wie sie von dem Knall kamen, waren nun wieder zu hören doch lauter und langgestreckter. Es zog am Himmel Richtung Osten und kam somit immer näher. Das Mädchen, was all dies schon seit geraumer Zeit am Rande der Straße neben dem Hafen beobachtete, lief nun ein Stückchen weiter die Straße entlang, um das Schloss besser erkennen zu können. Angst und Besorgnis machte sich in ihr breit und sie begann mit Zittern als das Schloss schon fast über ihrem Kopf vorbeigezogen war. Sie zögerte, holte dann aber ihr Handy hervor und versuchte ein Foto zu schießen, doch dieses zersprang komischerweise sofort in viele Kleinstteile und viel zu Boden. Was ging hier vor? Was ist das für ein Schloss?
Den Tönen lauschend stand sie weiterhin an der Leitplanke und konnte ihre Augen nicht von dem riesigen Objekt lassen. Bis ihre Augen etwas erhaschten. Es sah aus als fiel etwas von dem Schloss hinab zur Erde. Es würde direkt in den angenzenden6 Wald fallen. Voller Aufregung und mit jeder menge Adrenalin in ihren Beinen rannte sie über die Straße, kletterte über einen kleinen Zaun, der den Wald von der vielbefahrenen Straße trennte. Querbeetein rannte sie als könnte sie nichts halten. >>Was zur Hölle ist da nur aus einem Schloss, aus den Wolken gefallen?<< , stellte sie sich selbst die Frage. Sie wollte der Sache definitiv auf den Grund gehen.
Nach geraumer Zeit sah sie in der Ferne ein kleines Licht brennen, als kam es von einer Fackel oder von einer Leuchte. Zielstrebig lief sie darauf zu. Als sie nur ein paar meter von dem Objekt entfernt war lief sie nocheinmal schneller und kniete sich vor ihm ins Laub. Es war ein menschlich aussehender Körper. Augenscheinlich ein Junge mit zerissenen Sachen, dem die Beine amputiert wurde und der in seiner linken Hand demonstratif die Fackel festhielt, als wolle er, dass ihr nichts geschiet. Bei genauerem hinsehen, bemerkte sie dass er am ganzen Körper Bissspuren hatte, die aus jeweils zwei löchern bestanden. >>Was ist dir nur zugestoßen?<< , sprach sie zu sich selbst, da sie davon ausging dass er bereits Tot war.
Seine Augen erschienen leer, sein Körper bleich. Er war abgemagert, sodass man seine Rippen sehen konnte. Das Blut was aus seinen Wunden an den Beinen liefen müsste, war bereits eingetrocknet, was bestätigte, dass er diese Verletzungen schon länger trug. Das Mädchen wusste nicht recht, was sie mit ihm anstellen sollte und musste sich schnell etwas überlegen bevor Leute sie sehen würden und selbst denken, dass sie dem Jungen das angetan hatte.
Sie überlegte etwas. Doch dann beschloss sie kurzerhand ihn mit seiner Fackel anzuzünden und ihn auf dem Waldboden liegen zu lassen. Dort würde er nach einiger Zeit verrotten und man würde nichts mehr von ihm finden, außer ein paar Knochen. Also zündete sie ihn an und steckte die Fackel neben ihm Fest in den Waldboden.Als das Mädchen Tage später zu der Stelle zurückgekommen war, blieb kaum noch etwas über von ihm und doch trug sie ein paar Schuldgefühle in sich. Sie hätte wahrscheinlich besser die Polizei rufen sollen, doch das tat sie nicht. Das einzige was sie verwunderte, war dass die Fackel nach einigen starken Regentagen immernoch brannte wie zuvor, als wäre nie Regen gewesen.
Was war nur geschehen mit ihm im Himmel?
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Blutroter Himmel
FantasyAls ein Mädchen an der Leitplanke neben dem Hafen etwas seltsames am Himmel entdeckt und laute Geräusche hört, die sie nicht einordnen kann, geht sie der Sache auf die Spur... 21.12.20