TWO

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02:: the art of drowning

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02:: the art of drowning

TW: gewalt, (kind of) gore,
implied depression + sa

Min Yoongi war mit dem Privileg geboren worden, reich zu sein; so reich, dass jeden Schritt, den er tat, mit Samt ausgelegt zu sein schien.
Dieser Silberlöffel, der auf seiner Zunge weilte, ließ ihn kein einziges Mal das System der Welt hinterfragen, denn wieso sollte er auch?

Als Kind bekam er jedes Spielzeug, das er sich wünschte und später jede noch so teure Kleidung, weshalb sollte er also den Fehler in einer Gesellschaft suchen, die ihm sein Leben so unvorstellbar einfach machte?
Die Slums mit ihren Bettlern und Taschendieben waren bis in jede Ecke mit Armut bedeckt, ein Begriff von dem Yoongi so weit entfernt war, dass er sich nicht einmal vorstellen konnte, wie irgendjemand in solch eine Situation kommen sollte, sofern diese nicht gerechtfertigt war.

Der Schwarzhaarige war zu dem Klischee eines arroganten Jungen herangewachsen, der behütet von seinen Eltern, Geld und Ansehen durch die Welt stolzierte. Sein Vater war Geschäftsmann gewesen, was so viele Türen für Yoongi geöffnet hatte, dass er sich nicht einmal ansatzweise Gedanken über seine Zukunft hatte machen müssen. Je älter er wurde, desto mehr wurde sich der Schwarzhaarige seiner Macht bewusst und da sich mit dem Alter auch die gutaussehenden Gene seines Vaters durchsetzten, dachte Yoongi, dass ihm irgendwann die Welt gehören könnte.

Doch selbst er war nicht immer von dieser Leichtigkeit beseelt gewesen.
An manchen Tagen, die mit den Jahren immer mehr wurden und die er sich einfach nicht erklären konnte, drückte eine Last seinen Körper nieder.
Wenn er von einer großen Feier zurück in sein Bett sank, das Parfüm von schönen Mädchen und noch schöneren Jungen an seiner Haut klebend, dann zog sich ein eisernes Netz um seine Lunge. Es war schwer zu atmen, denn die Angst nicht genug zu sein, vielleicht nie genug zu sein, haftete ihm an wie ein zweiter Schatten und ließ seine Hände vor Panik zittern.
Yoongi war geblendet und privilegiert, blind zu dem Leiden in der Welt, doch tief in seinem Inneren brodelte ein Selbsthass, der nur darauf wartete, seine Gedanken zu durchfluten.

Seine ältere Schwester, Hana, war ganz anders gewesen als er. Sie bot ihrem Vater immer wieder aufs Neue die Stirn, lernte früh sich gegen das patriarchalische System nach ihren Möglichkeiten zu wehren und verschwand nachts in die Slums, um dort die unverschämten Massen von Resten des Abendessens der Mins zu verteilen. Irgendwo hatte Yoongi seine Schwester immer bewundert, doch das hatte er erst bemerkt, als es zu spät gewesen war.
Er konnte sich nur an ein einziges Mal erinnern, als die beiden so etwas wie ein geschwisterliches Band geknüpft hatten, was nach ein paar Tagen sofort wieder zerrissen war, doch es hatte existiert und zwar in eben jener Küstenstadt, die Yoongi in den Wehen eines furchtbaren Sturms aufgesucht hatte.

Damals waren die Mins auf einer ihrer unzähligen Urlaubsreisen der Empfehlung eines Freundes der Familie gefolgt, der mit leuchtenden Augen von dem Ort geschwärmt hatte. Unentdeckt, die Bewohner waren freundlich und die Umgebung sollte fantastisch sein, ein richtiger Geheimtipp, und natürlich ließ sich Yoongis Vater nicht die Gelegenheit entgehen vor seinen Arbeitskollegen prahlen zu können, sollten sich die Versprechungen bewahrheiten.

silver tongue; ymWhere stories live. Discover now