Nachtfalter - Merry Christmas

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Harry war schlecht gelaunt. So richtig schlecht gelaunt.
Dabei war doch eigentlich seine liebste Jahreszeit.
Er liebte Weihnachten, auch wenn ihm dabei jedes Jahr der schmerzliche Verlust noch einmal vor Augen geführt wurde. Dennoch, er liebte es einfach. Er liebte die Filme, er liebte die Stimmung, die Plätzchen, Glühwein, den Weihnachtsschmuck - er freute sich jedes Jahr darauf.
Und dieses Jahr sollte es eigentlich besonders toll werden.
Louis und er hatten sich dieses große Haus gekauft und eigentlich hatten sie vor, alle an Weihnachten zu sich einzuladen. Wirklich alle. Liam, Zayn, Liams Mutter, Louis' Familie, Niall und seine - mittlerweile- vier Kinder und natürlich Kendall und Eleanor. Einfach alle sollten kommen und es sollte das schönste Weihnachten aller Zeiten werden. Doch leider kam Harry dieser enorm wichtige Auftrag dazwischen.
Und weil Harry diesen Auftrag angenommen und nicht richtig nachgeschaut hatte, hatte er vor einer Woche mit erschrecken festgestellt, dass dieser Auftrag am 24.12. fertig sein sollte.
An sich wäre das ja kein Problem, wenn Harry seinen Angestellten nicht bereits Urlaub gegeben hätte. Er hatte ihnen allen eine Woche vor Weihnachten frei gegeben, da er genau wusste, wie stressig es werden konnte, wenn man neben den ganzen Vorbereitungen noch arbeiten musste.
Und Harry war kein Unmensch. Natürlich orderte er seine Mitarbeiter nicht zurück.
Er musste diesen Auftrag also alleine machen und als er das zu Hause seinem Mann erklärte, war dieser ausgetickt. Es war doch schon alles geplant und alle freuten sich so sehr auf die kommenden Tage. Doch es ging einfach nicht. Harry schaffte das alles nicht und da Louis ebenfalls bis Heiligabend arbeiten musste - immerhin hatte er sich gerade erst selbstständig mit einer eigenen Praxis gemacht - musste das Paar zähneknirschend die Feier bei ihnen absagen.
Und das machte dem hübschen Lockenkopf wirklich miese Laune.

"Kaffee?".
Kendall setzte sich lächelnd gegenüber des Lockenkopfes und schob ihm einfach eine Tasse unter die Nase. Sie war die Einzige, die ihm half, wobei Harry sie mehr als einmal nach Hause geschickt hatte.
Aber Kendall war seit Jahren keine Angestellte mehr. Sie war seine Partnerin und theoretisch hatte Harry ihr nichts mehr zu sagen. Und so half die Brünette dem Lockenkopf bei der Arbeit, auch wenn ihre Frau zu Hause sicherlich schon auf sie wartete.
"Kendall, bitte, geh nach Hause. Es reicht, dass Louis seit Tagen nicht mehr mit mir redet. El sollte nicht auch noch sauer auf dich sein."
Die Brünette seufzte, lächelte dann aber und sah Harry aufmunternd an.
"Anstatt hier in Selbstmittleid zu versinken, sollten wir uns lieber beeilen, damit du mit deinem Mann wenigstens noch seinen Geburtstag feiern kannst."
Das war noch so etwas. Ausgerechnet heute, an Heiligabend, hatte Louis Geburtstag. Harry hatte diesen komplette Tag anders geplant. Aber nun saß er seit heute früh in seinem Büro, anstatt den Tag gemeinsam mit seinem Geliebten zu verbringen.

Weitere Stunden vergingen und als Harry dann endlich den Auftrag abschickte, stöhnte er erschöpft auf und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
"Geschafft", murmelte er und merkte, wie müde und schwer seine Knochen waren. Gähnend richtete er sich wieder auf, rieb sich durch sein Gesicht und sah auf die Uhr.
22.00 Uhr.
Louis würde ihm den Arsch aufreißen.
"Na los, lass uns endlich gehen. Soll ich dich fahren?". Kendall hatte bereits ihren Mantel an und hielt ihren Autoschlüssel in die Luft. Dankend nickte Harry, denn er hatte Antonio, der noch immer für ihn arbeitete, heute auch frei gegeben.
Als Harry und Kendall dann um 22:40 Uhr vor dem großen Haus ankamen, war im Inneren alles dunkel und Harry ahnte schon, dass es gleich alles, aber nicht harmonisch wurde.
"Kopf hoch, immerhin ist Weihnachten", lächelte Kendall, küsste die Wange von Harry und schob diesen dann aus dem Wagen.
Winkend fuhr sie davon und Harry machte sich mit einem unguten Gefühl im Magen auf den Weg in das Haus.
Leise schloss er die Tür auf, zog seine Schuhe aus und stellte sie zur Seite. Seinen schweren Mantel hängte er an die Garderobe und hielt dann die Luft an, damit er besser lauschen konnte.
Er konnte den Fernseher hören.
Leise schlich er sich durch den langen Flur, spähte dann in das Wohnzimmer und erkannte Louis, der in einer dicken Wolldecke auf dem Sofa eingeschlafen war.
Harrys Herz schmerzte bei dem Anblick. Eigentlich sollte er neben Louis liegen. Sie hätten zusammen vor dem Fernseher einschlafen sollen. Und dieses Jahr sollten sie eigentlich um diese Uhrzeit betrunken von zu viel Eierpunsch sein und fröhlich mit ihren Freunden lachen.
Das schlechte Gewissen nagte tief an Harry und er schwor sich, bevor er einen Auftrag annahm, las er sich in Zukunft vorher die Einzelheiten durch.

Hühnersuppe für die Seele - One Direction One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt