viciverse
Ein Mädchen.
Ein Auslandsjahr.
Ein Mord.
✩
Geschockt reiße ich meine Augen auf. Ich muss in einem Horrorfilm sein. Das ist bestimmt nur ein Traum. Es kann nicht real sein.
Zwischen unseren einst wunderschönen Theaterkostümen liegt eine Person. Ihr ehemals blondes Haar ist durch Blut rot gefärbt worden.
Ich schreie.
Die Haut ist weiß, nur einzelne Blutspuren zerstören das Bild einer lediglich schlafenden Person.
Wer das Mädchen ist, kann ich nur befürchten, da ihr Gesicht mir nicht zugewandt ist. Irgendwas in mir schreit, dass es nicht die sein kann, die der toten Person so ähnlich sieht.
„Was ist los?", Phoebe hetzt zu mir in die Garderobe. Sie stockt. Dann kreischt sie los, klammert sich an meinen Schultern fest, während ich meinen Blick nicht von der Blondine wenden kann.
Ihr blutverschmiertes Shirt war mal türkis, die kurze Shorts weiß.
Plötzlich sind überall Menschen, reden aufeinander ein, fotografieren meine tote Freundin und malen mit Kreide ihren unnatürlichen Umriss nach. Ihr einer Arm ist seltsam nach hinten gebogen, ihre Beine abgeknickt.
Trotz des Trubels um mich herum nehme ich nichts als Phoebes Schluchzen wahr. Ich spüre die Tränen, die meine Wangen wie Flüsse überqueren und den Schmerz in meiner Brust.
Wie kann man mit so einem Schmerz nur weiterleben?
Ich versuche meinen Schmerz rauszuschreien.
Womit hat sie das verdient?
Zwei uniformierte Polizisten versuchen mich und meine rothaarige Freundin herauszubringen, doch ich wehre mich mit aller Kraft. Ich kann sie nicht gehen lassen!
Ich muss ihr noch so viel sagen, mich entschuldigen, mich verabschieden.