marlojules
Shibuya Station. 07:48.
Menschenströme.
Wer sich hier beeilt, ist trotzdem zu spät.
Emi: halb Japanerin, halb Koreanerin ein paar Jahre New York in der Stimme, schlängelt sich durch die Menge.
Kopfhörer, Laptop unter dem Arm, Kaffeebecher in der Hand.
Radiomoderatorin auf Sendung in dreißig Minuten.
Sie ist wach, aber nicht anwesend.
Plötzlich ein Zusammenstoß. Schnell. Schulter an Schulter.
Er: sportlich, schwarze Jogger, Sporttasche quer.
Kein Wort. Kein Blick nur ein winziger, sauberer Moment.
Der Rhythmus der Station zieht beide gleich weiter.
Ihr Taschenriemen rutscht, sie flucht leise, klickt ihn wieder ein.
Dabei ohne es zu merken verliert sie etwas.
Ein Notizbuch.
Sie verschwindet in der Menge.
Er spürt es erst Sekunden später etwas berührt seinen Fuß.
Er bückt sich, das Buch.
Ein Gefühl, das bleibt.
Er blickt in die Richtung, in der sie ging -
sie ist längst weg.
Nur die Schuhe hat er noch im Kopf.
Sneaker mit grünen Nähten auffällig.
Ungewöhnlich.
Wie sie.
Er dreht das Buch in der Hand, kurz zögert er.
Reinschauen?
Nein, sein Handy vibriert, drei Mails, zwei verpasste Anrufe.
Der Tag zieht.
Lost & Found ist ein Projekt für morgen, vielleicht.
Und so beginnt es -
still.
Unauffällig.
Fast wie nichts.
Aber etwas ist da.