Mein Ich ist ein bloßer Scherbenhaufen, eine Ansammlung verkrüppelter Einzelteile über einer schwarzen zerstückelten Seele, ein Nichts. Ich trete vor meinen Schrank der überquoll vor farbenfrohen Anziehsachen: Röcke, Hosen, T-Shirts und Jacken. Doch ich trage jeden Tag die selbe Farbe: SCHWARZ. Also lege ich mir eine schwarze Hose und einen schwarzen Pullover raus. Obwohl es erst Spätsommer ist, trage ich schon lange Sachen. Heute sollen es 25°C werden, wahrscheinlich der letzte heiße Sommertag. Bevor ich mich anziehe betrachte ich mich nackt im Spiegel. Meine schulterlangen nussbraunen Haare sind das Einzige das mir an meinem Körper gefällt. Alles andere finde ich hässlich: meine für mein Alter viel zu kleinen Brüste, meine Taille, meinen Po. Einfach alles an mir. Doch am meisten meine Unterarme. Diese sind überzogen von vielen Narben und drei offenen Wunden von gestern. Ich habe wiedermal viel zu tief geschnitten, als dass ich diese Wunden verschleiern könnte. Sie haben zwar aufgehört zu bluten, doch würde die blutrote Färbung jedem sofort in Gesicht stechen, hätte ich heute keinen Pullover getragen.
10 parts