„Linnéa!" Mit einer Gemütlichkeit wandte ich mich um. Auch wenn die Stimme ruhig klang, lag in dessen Unterton etwas Gefahrenträchtiges. Als ich ihn mit blutrot-schimmernden Augen auf der anderen Seite in einer dunklen Ecke des Appartements mit vor seinem Gesicht ineinander geflochtene Hände sah, schloss ich wie von selbst die Tür. Einige Zeit hatte ich ihn nur im Mondschein beobachtet. Wie hatte er mich nur gefunden? „Überrascht, meine Liebe?" fügte er nach langer Zeit Stille zu. Müde schüttelte ich den Kopf und setzte meine Schritte in die offene Küche fort. „Es war nur eine Frage der Zeit." Ich schenkte mir ein Glas Whiskey ein und gesellte mich zu ihm ins angrenzende Wohnzimmer. „Was willst du?" fragte ich forsch nach. „Das weißt du ganz genau. Ich wäre nicht hier, wenn es anders wäre." Seine Augen fixierten mich, ehe er sich nach vorne beugte und mir mein Glas abnahm. Ein Schluck und ich wusste, dass er meinetwegen hier war - wie sollte es auch anders sein. „Seit mehr als siebzig Menschenjahren suche ich dich und wo finde ich dich? In New York? Meine Liebe, ich dachte nicht daran, dass du dich in eine nie schlafende Stadt flüchtest." Er zupfte sein Anzugsjacke zurecht und sah mich eindringlicher an. „Komm zurück." - „Nein, Vater!" 13.08.2017