Oskar wurde Ende 1940, im Zweiten Weltkrieg als Fötus wild herumgeschleudert. Seine Mutter versuchte ihn in wilden Ritten abzutreiben, denn sie wollte keine Kinder, schon gar nicht ....... Im Juli 2012 wäre Oskar 71 Jahre alt geworden. Ich traf ihn an mehreren Sonntagen des vergangenen Sommers im Garten der Seniorenresidenz Villa Ahorn, an einem Nebenlauf der Alster gelegen. Altersheim dürfen derartige Bewahranstalten heute nicht mehr genannt werden. Er erzählte mir Ausschnitte aus seinem Leben und ich habe seine ungewöhnliche Geschichte aufgeschrieben. Zu den ersten sieben Jahren konnte er nicht viel sagen, da er davon kaum mehr etwas wusste. Ich habe bei einer noch lebenden älteren Cousine recherchiert, denn die ersten Lebensjahre waren für seine spätere Entwicklung, wie für jeden Menschen, entscheidend wichtig. Nach dem Treffen mit dieser Dame ging ich, bevor ich den Text in den PC tippte, durch meine Wohnung und strich mit den Händen über all die unbenutzten Gegenstände, die einmal so etwas wie ein neues Leben möglich erscheinen ließen. Diese körperlichen Dinge waren mir zum Zeitpunkt des Erwerbes jeweils sehr wichtig, da ich mir am besten über Anschauen und Ertasten sinnliche Eindrücke verschaffen konnte. Ich wurde vor meinen Besuchen von Oskar immer wieder von einer Mischung aus Melancholie und Erwartung erfasst, so als würde die Gegenwart meines Betastens der Gegenstände und des bevorstehenden Treffens auf einen kurzen Augenblick zusammenschrumpfen, getrennt vom Vergangenen und Zukünftigen.
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