Schattennacht

"Als ich klein war, hatte ich meinen Vater immer mit einem Adler verglichen. Er strahlte eine ungeheure Ruhe aus, war in der Lage sich durch Räume zu bewegen, ohne ein Geräusch von sich zu geben und durchschaute Menschen mit einem Blick, schien notfalls dazu fähig, sich durch Gesten zu verständigen. Mit neun hatte er mich einmal außerplanmäßig zu einer Übung seiner Einheit mitgenommen, die normalerweise für mich tabu war. Gebannt hatte ich dabei zugesehen, wie sich seine schwarz vermummten Kollegen Zutritt zu einer alten Lagerhalle verschafft hatten, um eine Entführung zu simulieren. Ich war eine der Wenigen, die die Männer hinter des Maske von klein auf kannte, hatte mit ihren Kindern auf Geburtstagsfeiern gespielt und stand mit einigen von ihnen bis heute in engem Kontakt. Die Gruppe war wie eine Familie und gleichzeitig eine Einheit, die sich von außen nicht in die Karten schauen ließ."