Da bin ich nun. Siehst du mich?
Hier sitze ich, auf dem ausgedorrten Ast der mich kaum zu tragen weiß und blicke dich an. Meine stumpfen Federn schüttle ich, meine alten Füße halten mich kaum mehr und ich weiß nicht, ob es meine Knochen sind, oder das alte Holz unter mir welches diese ächzenden Geräusche von sich gibt. Oder ist es vielleicht doch etwas anderes?
Warum siehst du mich so an?
Wer ich bin? Ich bin der Rabe.
Eine schier unendliche Reise liegt hinter mir. Viel erlebt habe ich, das kannst du mir glauben. War Begleiter großer Hexen, deren Magie dich das fürchten lehren würden. Habe zugesehen, wie diese unter Schmerz kreischten, als die Flammen ihre Haut zernagten, was das Fleisch ungenießbar für mich machte. Die Hexenjäger, sie waren schuld.
Ich war Wächter über Schlachten und konnte dabei voller staunen zu sehen, wie der letzte Schein aus den Augen sterbender Menschen erlosch. Wenige glückliche brachte ich zum Flehen, als ich ihnen das Herz aus der Brust pickte.
Wo ich war, fand man den Tod. Ich bin der Vorbote der Kälte und fliege hoch über dem Tal. Dabei habe ich vieles gesehen. Nicht nur ihr Menschen tut abscheuliches, nein, nein. Ihr nennt sie Dämonen, Geister oder sogar Monster. Alter Rabe, der ich bin, habe stets beobachtet, habe aufgepasst.
Hörst du mich? Hörst du mein Krächzen? Dann pass gut auf.
Setzt dich zu mir an den Baum, labe dich am Licht des Mondes und fühle die Kälte der Nacht. Lehne dich zurück und ignoriere das Ächzen da hinten, du bist sicher bei mir, das verspreche ich. Komm setzt dich nun, ich will dir meine Geschichten erzählen.