Andere leben in der Zukunft, planen sich alles voraus, haben die geilsten Ideen für ihr Leben und merken später erst, dass das alles nicht so klappen kann, wie sie sich's ausgedacht haben. Scheiße gelaufen. Deshalb mach ich's nicht so.
Oder sie leben in der Vergangenheit. Denken daran, wie geil es damals war und was sie machen müssen, damit es wieder so wird wie damals, aber nichts wird jemals so, wie es mal war. Nichts kann wieder so sein, wie man es zum ersten Mal wahrgenommen hat.
Und dann gibt's noch wenige, die wirklich gerade leben. Die diesen Atemzug, den sie gerade genommen haben, wirklich wahrnehmen. Es auf ihrer Haut fühlen. Den Schauder. Weil es sich so wahr anfühlt, so verstanden.
Die sich auf der Straße umschauen und sich denken, wie alles immer gleich ist. Der Lärm. Die Autos. Die Menschen. Es ist alles so unspektakulär. Es fehlt die Farbe. Und dann denkst du dir, du willst etwas daran ändern, du willst dich ändern. Damit du das immer Gleiche änderst.
Du nimmst den nächsten Atemzug in der kalten Oktoberluft und siehst die Welt plötzlich anders. Du siehst die Ästhetik hinter deiner Stadt, deinem Dorf, dem Bahnhof deines Ortes, deiner Welt anders. Du denkst, etwas fehlt in dir, etwas fehlt neben dir, etwas fehlt dir. Du denkst dir das alles, während du atmest. Du lebst den Moment, du fühlst das Leben in dir. Du fühlst, dass du etwas brauchst. Und als ich dich damals kennengelernt habe, ist dieses Gefühl verschwunden. Ich habe nichts mehr gebraucht, ich hatte alles. Mit dir hatte ich alles. Mit dir habe ich im Moment gelebt. Aber die Momente sind weg. Du bist weg.
Du nimmst den nächsten Atemzug in der kalten Oktoberluft und findest dich wider in Mitten eines Waldes, aber dich findest du eigentlich nie wieder. Ich nehme die Welt jetzt anders wahr. Kälter, kahler, leerer.
"Ich will dich doch überhaupt nicht heiraten." flüsterte ich leise und sah in sein Gesicht, dass nur wenige Zentimeter entfernt von meinem war. "Und trotzdem wirst du morgen Ja sagen." hauchte er an meine Wange und streichelte mir mit seinen Daumen leicht über die Wange. Meine Tränen konnte ich nicht länger zurückhalten. Sie liefen mir über das Gesicht während ich ihn tief einatmen hörte. "Das werden wir ja sehen." flüsterte ich und würde lieber sterben als diesen Mann zu heiraten. Gefährlich blitzten seine Auen auf während er mein Gesicht in seine Hand nahm und leicht zudrückte. "Treib es lieber nicht auf die Spitze meine Schöne." hörte ich seine drohende Stimme während ich jetzt noch heftiger weinte.