Was man im Keller doch so alles findet... Da läuft man einfach mal so durch den Gemüsekeller seiner Oma, bestaunt die Unmengen eingekochter Früchte, atmet den leicht modrigen Geruch eines alten Bauernhauses und plötzlich liegt es dort...eingestaubt, vergilbt, vergessen: Uromas Kochbuch! Vorsichtig schlage ich die ersten Seiten auf.
"Der Gemüsekeller",
entziffere ich mühsam, die feine Handschrift meiner Uroma. Der Rest bleibt mir zunächst leider unverständlich, da er in einer mir fremden Schrift abgefasst ist.
Mit dem Buch in der Hand laufe ich hinauf zu meiner Oma.
"Was hast du da?", fragt sie mich freundlich interessiert.
"Ein Kochbuch. Ich kann es aber nicht lesen."
Ich reiche ihr das aufgeschlagene Buch, sie setzt jedoch erstmal ihre Lesebrille auf.
"Sütterlin.", entfährt es ihr. "Das habe ich ja ewig nicht mehr gesehen. Soll ich dir beibringen, wie man es liest?"
"Und dann kochen wir zusammen!", bekräftigte ich.
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Dies war vor über zwanzig Jahren. Meine Oma ist nun achtundneunzig, das Buch lag vergessen in der Kommode. Vor einigen Wochen nun entdeckten wir es wieder. Gemeinsam machten wir uns daran, die Rezepte meiner Uroma zu "übersetzen" und nachzukochen. Noch haben wir erst einen kleinen Teil der Rezepte entschlüsselt, dennoch haben wir beschlossen, diese Fundgrube der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach und nach werden hier die Rezepte erscheinen. Viele davon erinnern an glückselige Kindheitstage auf dem Bauernhof (wie zum Beispiel der unvergessene Kirschenmichel) oder an Feiern mit der ganzen Familie (Rehbraten). Es handelt sich überwiegend um ländliche Küche aus der Vorkriegszeit, daher sind oft nur Mengen wie "Ein Stückchen Butter" angegeben. Hier muss man versuchen, abzuschätzen - mit der Zeit bekommt man das aber gut raus. Außerdem sollte man beachten, dass die Mengenangaben für eine Großfamilie gedacht waren.
Viel Spaß beim Nachkochen und die Kindheit wiederentdecken wünscht,
Vincenty Tomasz