~ Alex mustert mich einen Moment lang mit diesem durchdringenden Blick, den ich inzwischen so gut kenne. „Doch, es geht. Du bürdest dir zu viel Verantwortung auf", sagt er schließlich. „Es ist nicht deine Aufgabe, alles zusammenzuhalten. Es ist nicht deine Aufgabe, irgendjemanden glücklich zu machen. Auch wenn es um deine Mutter geht. Sie ist für ihr Leben selbst verantwortlich." Seine Worte sind wie die Absolution, die ich mir so sehnlich gewünscht habe. „Aber wenn ich es nicht mache, wer macht es dann?", frage ich schwach. Er zuckt die Achseln. „Sie selbst. Und die Ärzte. Du kannst für sie da sein und sie unterstützen, doch du bist nicht für sie verantwortlich. Loslassen kann man lernen. Und das solltest du auch, wenn du nicht irgendwann daran zerbrechen willst." „Ich wünschte, es wäre so einfach", sage ich nur. Er betrachtet mich einen Moment lang. „Das ist es", sagt er schließlich. „Lass mich dir dabei helfen." ~ Nichts in Charlies Leben ist einfach. Neben der Uni kümmert sie sich um ihre alkoholkranke Mutter, mit mehreren Jobs versucht sie, sich über Wasser zu halten. Für Hobbys, tiefe Freundschaften oder gar eine Beziehung bleibt keine Zeit. Alles muss jederzeit unter Kontrolle sein, sonst geht sie unter, das weiß sie. Um ihrem trostlosen Alltag wenigstens einige Stunden entfliehen zu können, verbringt sie ihre Wochenenden mit Feiern und bedeutungslosem Sex mit Fremden. Dann trifft sie auf Alex - und stellt fest, dass es schön sein kann, die Kontrolle auch einmal abzugeben. Doch Alex hat seine eigenen Dämonen und die Beziehung steht unter keinem guten Stern ... CN: Erwähnung/ teilweise explizite Darstellung von: Sexualisierter Gewalt Sex Alkoholsucht NSSV Tod