Aus Liebe kann Hass entstehen, und genauso kann Hass in Liebe verwandelt werden. Diese Lektion hat mir Nathanael Morgen beigebracht - nicht nur, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Gefühlen oft verschwimmen, sondern auch, dass Liebe nicht immer das ist, was sie zu sein scheint. Liebe kann manipulativ und ausbeuterisch sein, und manchmal verbirgt sich hinter einem Gefühl der Zuneigung eine tiefe Dunkelheit, die man nicht sofort erkennt. Obwohl Nathanael mich entführt hatte, war er doch auf seine eigene Weise ein besserer Mensch als Luis. Vielleicht war er grausam, doch er war wenigstens ehrlich in seiner Grausamkeit. Luis dagegen hatte mich mit seiner falschen Sanftheit und seinen schönen Worten umgarnt, nur um mir später auf eine viel subtilere Weise weh zu tun. Nathanael hatte keinen Raum für Illusionen gelassen, er war direkt und unmissverständlich. Und in dieser Klarheit lag eine Art von Ehrlichkeit, die Luis niemals hatte. Die Erfahrung mit Nathanael hat mir gezeigt, dass Liebe nicht immer das ist, was sie vorgibt zu sein. Sie kann zerstören, aber sie kann auch den Weg zur Wahrheit ebnen, auch wenn diese Wahrheit schmerzhaft ist.