Es war erstaunlich, wie schnell sich das Leben in zwei Hälften teilen konnte - in das Davor und das Danach. Früher war Seo Park ein Mann der Straße, ein Ermittler, der den Tatorten näher war als seinem eigenen Zuhause. Er war gut in seinem Job, vielleicht sogar einer der Besten. Doch dann kam der Unfall.
Er erinnerte sich nicht an alles. Nur an das metallische Knirschen, das splitternde Glas, das Geräusch seiner eigenen Stimme, die in der Dunkelheit verhallte. Als er die Augen öffnete, war nichts mehr wie zuvor. Die Ärzte sagten, er hatte Glück gehabt. Seo wusste nicht, ob er das auch so sah.
Seitdem war er Profiler - im Büro, hinter Bildschirmen, gefangen zwischen Fallakten und Videoanalysen. Ohne Waffe, ohne Auto, ohne die Straße unter seinen Füßen. Wochenlange Reha, Tests, Gutachten. Die Ärzte sagten, er könnte zurückkehren - irgendwann. Aber was, wenn „irgendwann" nie kam?
Seine Frau, Lynn, hatte es kommen sehen. Jetzt lebte er in einem kleinen Apartment, nur ein paar Straßen vom Präsidium entfernt. Unter der Woche ein Ermittler ohne Einsatzort, am Wochenende ein Vater, der sich bemühte, normal zu sein. Seine Kinder sahen ihn mit großen Augen an, als wäre er ein Fremder, der ihnen vertraut vorkam. Und vielleicht war er das auch.
Doch die Erinnerungen waren nicht das Einzige, was er verloren hatte. Viel schwerer wog das Gefühl, dass er bald auch Lynn verlieren würde. Sie war müde, das konnte er sehen. Müde von den Kämpfen, von den halben Versprechen, vom Warten auf einen Mann, der vielleicht nie wieder derselbe sein würde.
Aber Seo Park hatte nie aufgegeben. Nicht im Job, nicht im Leben. Und wenn er eins wusste, dann das: Er musste sich erinnern. An das, was wichtig war. An das, was noch zu retten war.