Just a KID

Ein verlorenes Kind - Überleben statt Leben

Ich kam auf die Welt, aber willkommen war ich nicht. Von Anfang an war ich falsch - egal, was ich tat. Zu laut, zu still, zu schwach, zu widerspenstig. Jede Bewegung, jedes Wort konnte der Grund sein, warum ich wieder schuldig war. Ich wusste nie, warum. Ich wusste nur, dass ich es immer war.

Mein Zuhause war kein Ort der Sicherheit, sondern ein Schlachtfeld. Ich habe früh gelernt, leise zu sein, mich klein zu machen, meinen Atem anzuhalten, wenn Schritte näher kamen. Ich habe gelernt, dass Schmerz nicht nur durch Schläge kommt, sondern auch durch Worte, die sich wie Gift in die Haut fressen. Dass Stille manchmal lauter schreit als jede Ohrfeige.

Ich suchte nach Liebe, nach einem Blick, der mich sah - wirklich sah. Aber da war nur Kälte, nur Härte, nur die ständige Angst, nicht zu genügen. Ich habe geweint, bis die Tränen nichts mehr brachten. Irgendwann hörte ich auf. Irgendwann begriff ich, dass Hoffnung gefährlich ist.

Die anderen Kinder spielten, lachten, träumten. Ich? Ich habe überlebt. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ich funktionierte, weil es keine andere Wahl gab. Ich lernte, meine Narben zu verstecken - die auf meiner Haut und die tief in mir. Ich spielte meine Rolle so gut, dass ich manchmal selbst glaubte, dass alles in Ordnung war. Fast.

Aber Schmerz lässt sich nicht für immer verdrängen. Er kommt zurück - in der Dunkelheit, wenn alles still ist, in der Enge meiner Brust, wenn niemand hinsieht. Dann frage ich mich:

War das wirklich alles? Sollte das wirklich mein Leben sein?

Und eine Stimme in mir, leise, aber entschlossen, flüstert: Nein.

Irgendwann werde ich es herausfinden. Und wenn es keinen Weg gibt - dann werde ich ihn mir selbst erschaffen.

~Seda