Ayakashi-Akademie

Lange Zeit lebten sie getrennt - verborgen in Wäldern, Bergen, Meeren und alten Tempeln. Kitsune hielten sich fern von Oni, Banshees flohen vor dem Licht der Ryū, Yuki-onna mieden die Kälte der Kyuuketsuki, Dryaden zogen sich in friedliche Wälder zurück. Ningyo sangen allein im Ozean, Inugami jagten durch die Nacht, Kuchisake-onna streiften durch dunkle Gassen. Begegnungen führten zu Misstrauen, Grenzen wurden durch Tradition, Stolz und Angst bewahrt. Doch die Welt veränderte sich. Menschen drangen tiefer in ihre Geheimnisse vor, und der Druck wuchs: sich zu schützen - oder zu verändern. Aisha, eine uralte Yuki-onna, wagte den ersten Schritt. In einem ewigen Gebirge, wo Nebel und Schnee nie wichen, gründete sie die Ayakashi-Akademie - eine Schule für Nachkommen aller übernatürlichen Wesen. Dort sollte nicht nur Magie oder Kampfkunst gelehrt werden, sondern auch Verständnis und Koexistenz. Die Akademie verband Tradition mit moderner Technik: WLAN durch alte Mauern, warme Duschen, Sonnenlicht, gefiltert für Kyuuketsuki. Kitsune teilten Zimmer mit Oni, Ryū mit Banshees, selbst Menschen waren vereinzelt aufgenommen worden - doch nach ihrem Abschluss verschwanden sie spurlos. Anfangs herrschten Misstrauen und Vorurteile, doch mit der Zeit wuchsen Respekt, Freundschaften - und manchmal Liebe. Eine gefährliche Liebe. Denn der Ältestenrat, bestehend aus den mächtigsten Vertretern aller Spezies, hatte strenge Regeln: Beziehungen zwischen Arten waren verboten. Sie fürchteten Vermischung von Blut, Magie und Instinkt. Noch war kein Fall bekannt geworden. Doch was, wenn ein Kyuuketsuki eine Dryade liebte? Ein Inugami das Herz einer Kitsune gewann? Ein Oni für eine Yuki-onna brannte? Gerüchte flüsterten in den Fluren, heimliche Blicke trafen sich in stillen Nächten. Aisha wusste davon - und schwieg. Vielleicht, so dachte sie, könnte genau diese Liebe den wahren Wandel bringen.