Zwischen uns, das Schweigen
Ich hatte nie vorgehabt, in eine Jungs-WG zu ziehen. Ehrlich gesagt, hatte ich nie vorgehabt, mich überhaupt jemals so sehr auf fremde Menschen einzulassen. Aber als ich an diesem verregneten Septembertag mit zwei Koffern vor der Tür in der Lichtenberger Straße stand, wusste ich, dass ich keine Wahl hatte.
Der Campus war voll, alle anderen WGs hatten mich abgelehnt oder ignoriert. Nur diese hier hatte sich zurückgemeldet - "drei Typen, alle Anfang zwanzig, offen für alles", hatte die Anzeige gesagt.
Ich hätte wissen müssen, dass "offen für alles" auch "offen für Chaos" bedeutet. Aber ich wusste nicht, dass diese Wohnung mein Leben verändern würde.
Dass ich mich verlieben würde.
Dass ich zerbrechen würde.
Dass ich mir selbst wehtun würde, um überhaupt noch etwas zu fühlen.
Aber am meisten wusste ich nicht, dass jemand mich sehen würde. Wirklich sehen.
ACHTUNG: Sensible Themen vorhanden wie: Selbstverletzung, Betrug, Essstörung und familiäre Probleme!
