11 parts Ongoing Prolog
Die Diagnose kam an einem verregneten Mittwoch.
Minho hatte nie viel von Wetter gehalten, doch seit diesem Tag schien der Himmel sich mit seinem Inneren abzustimmen - grau, schwer, still. Die Worte des Arztes hallten noch immer in seinem Kopf wider, obwohl sie längst verklungen waren. „Bösartig. Fortgeschritten. Chemotherapie."
Und dann das schlimmste:
„Nicht mehr viel Zeit."
Sein Leben wurde auf einen Countdown reduziert. Keine Pläne mehr. Keine Zukunft.
Nur noch Zahlen. Werte. Behandlungen. Und der Gedanke, dass er bald gehen musste - ohne zu wissen, ob jemand sich erinnern würde, wer er wirklich war. Nicht nur Minho mit Krebs. Nicht der mit dem fast kahlen Kopf. Nicht der, dem Leute plötzlich mitleidig zulächelten und dann schnell wegsahen.
Minho hatte sich zurückgezogen.
Er redete kaum noch, mied Spiegel, mied Menschen, mied alles, was ihm das Gefühl gab, noch Teil dieser Welt zu sein.
Bis er ihm begegnete.
Der Fremde war laut. Direkt. Unverblümt. Mit einem Lächeln, das keine Angst kannte, keine Rücksicht nahm - und doch nicht verletzte.
Er stellte keine Fragen über Minhos Krankheit.
Er sprach nicht in dem Ton, den Menschen anschlugen, wenn sie glaubten, sie müssten zärtlich sein, weil man zerbrechlich war.
Stattdessen fragte er:
„Was wäre das Erste, das du tun würdest, wenn du nicht bald sterben müsstest?"
Minho war so überrascht, dass er tatsächlich lachte.
Und zum ersten Mal seit Wochen fühlte es sich nicht falsch an.
Vielleicht... war da noch etwas.
Etwas, das größer war als der Krebs.
Etwas, das Minho wieder zu dem machen konnte, der er war.
Oder zu dem, der er noch werden wollte.