Seine Fassade ist nach außen so stumpf und beständig. Doch nach dem was heute Nacht geschehen ist weiß ich ganz genau, dass hinter dieser Mauer etwas liebesvolle, zärtliches und geborgenes liegt. Ich muss jetzt alles wieder in den Griff bekommen. Ich darf in keinster Weise zeigen, dass ich gestern Schwach war. Hätte ich bloß die Dienstwaffe nicht im Safe in der Küche gehabt. Ich bin mir so sicher ich hätte geschossen, hätte ich die Möglichkeit gehabt. Hätte ich wirklich geschossen? Wieso war ich mir grad eine Sekunde lang sicher, dass ich hätte geschossen. Hätte ich geschossen, hätte ich jemanden ums Leben gebracht. Hätte ich das überstanden, wäre das gerechtfertigt? Ganz gleich, dass der Mann mich hat wollen umbringen. Hätte ich es wegstecken können jemanden ums Leben zu bringen. Verdammt nein! So etwas schreckliches! Ich kann mehr als froh sein, dass mir die Entscheidung zwischen schießen oder nicht schießen erspart blieb! Oh verdammt ich muss wieder Kontrolle über mein Leben bekommen und zwar jetzt sofort! Ich atme ein paar mal ein und aus. Doch selbst das bringt mir nicht mehr die Kontrolle wieder. Wieder laufen mir die Tränen über die Wangen. Immer wieder sehe ich den Mann vor mir. Jedes mal wenn ich meine Augen schließe. Jedes mal. Ich fange mit Schnappatmung an und kann mich gar nicht mehr beruhigen. Ich wollte ihn nicht schon wieder wecken. Doch jetzt war er wach. Liebevoll zieht er mich zu sich und streicht mir die Tränen aus dem Gesicht. „Pssscht, es ist alles gut. Ich bin doch da, dir kann nichts passieren. Alles ist okay. Er ist nicht mehr da!", flüstert er mir zu. Seine tiefe Stimme ist so unenedlich beruhigend. Sie wirkt fast wie ein Medikament welches man zu sich nimmt und plötzlich wirkt es.
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