ζωή

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Wie überall in Island geht die Sonne im Sommer nicht unter und so konnten wir die Schönheit der Sterne, denen wir hier oben doch so nah sein müssten, nicht in voller Pracht bewundern. Der Abend wurde später und später und einer nach dem anderen verabschiedete sich und ging ins Zelt. Als ich mich jedoch gähnend verabschiedete fing mich meine Mutter ab, bevor ich ins Zelt und in meinen schönen warmen Schlafsack schlüpfen konnte. Sie flüsterte mir ins Ohr ich solle mit ihr kommen und lief, mich hinter sich herziehend zu dem kleinen Felsplatto welches den höchsten Punkt des Gipfels darstellte. Es ragte ein wenig über den See und bot gerade mal genug Platz um ein Feuer zu entzünden und in kleiner Runde darum zu sitzen. Genau das sah ich nach erklimmen der in den Fels gehauenen von Moss überzogenen Stufen.
Eigentlich war es uns Kindern verboten hier herauf zu klettern weil vor Ewigkeiten mal eines der Kind, welches nicht gut genug aufgepasst hatte runtergestürtzt war. Es fiel glücklicherweise ins Wasser aber da es noch nicht richtig schwimmen konnte wäre es trotzdem beinahe gestorben. Wäre nicht der ältere Bruder hinterher gesprungen und hätte es gerettet.
Nun ja, jetzt durfte ich offensichtlich doch hinauf und ich war nicht die einzige. Meine Abuela und meine Tante saßen gemeinsam mit drei meiner älteren Cousinen am Feuer und spielten auf ihren Lyren.

Meine Mutter bedeutete mich zu ihnen zu setzen und tat das selbe. Die Situation verunsicherte mich und mir gingen kurz alle möglichen Schreckensszenarien durch den Kopf, doch ehe ich mich hineinsteigern konnte umfing mich ein gefühl der Leere. Oder zumindest ein raum ohne mich, die Laute der Lyren schalten in mir wieder. Sie verdrängten alle Gedanken, alles was ich wahrnahm waren die leisen, sanften klänge die zusammen mit dem knistern des feuers eine Einheit bildeten. Eine beinahe magisch wirkende Atmosphäre umfing mich. Mir fiel auf das die ganze Zeit niemand etwas gesagt hatte und gerade als ich den Mund auf machen wollte, um das Schweigen zu brechen legte meine Abuela, meine Oma ihre Lyra beiseite und begann zu sprechen. 》Meine liebe Enkeltochter es ist nun Zeit das du erfährst was es mit diesem Land auf sich hat.《Jetzt war der Bann gebrochen und mir wurde klar wie lächerlich das ganze war, meine Mutter hat mich im ernst auf dieses Plato geschleppt nur damit meine durchgeknallte, zugegeben liebenswürdige Abuela mir etwas über eine der verstaubten Legenden erzählen konnte, die sowieso total unglaubwürdig sein würde. Dazu auch noch dieser einleitende Satz der so klang wie Märchen manchmal beginnen. All das wollte ich sagen aber meine Zunge gehorchte mir nicht, sie lag schwer wie ein Stein in meinem Mund und fühlte sich auf eine komische Art fremd an. Bei dem versuch meinem Unmut luft zu machen kam nur etwas raus was wie 》Son achsin《 klang. Meine Mutter ergriff leicht panisch meine Hand und sagte aber auch nichts. Alle starten mich an und meine Cousinen hätten wohl gerne etwas beruhigendes zu mir gesagt aber auch sie brachten scheinbar kein Wort über die Lippen. Plötzlich wurde das Spiel der Lyra meiner Tante schneller und während ihre Hände auf den Saiten tanzten begannen die Flammen dem Rhythmus der Musik zu folgen. Nun sprach meine Abuela weiter als wäre nichts gewesen aber ihre Stimme wurde beim sprechen immer stärker und kraftvoller. Aus der brüchigen alten Dame wie ich sie immer wahrgenommen hatte, wurde bei den nächsten Worten eine starke Frau deren Wort einem Befehl gleich kam. 》Dottir (Tochter) der Erde entspanne dich und lausche meinen Worten.《 Ich schaute sie verunsichert und wütend zugleich an, was blieb mir den anderes übrig als ihr zuzuhören. Ich hätte nicht einmal aufstehen und zurück zum Lager gehen können da meine Beine sich so schwer anfühlen als wären sie Teil des Felsens geworden auf dem wir saßen. 》In einer Zeit lange bevor du und ich diese Welt betraten, viel ein Stern vom Himmel in dessen Mitte sich ein Wesen befand, welches wir wohl am treffendsten mit dem Wort Leben bezeichnen könnten. ......《während sie sprach verformten sich die Flammen und zeigten schemenhaft was meine Abuela in Worten ausdrückte. 》Diese Insel nennen wir heute Island und wenn man unsere Ahnenreihe zurück verfolgt sind wir eine der ersten Familien die mit ihren Schiffen diesen Teil der neuen Insel erreichten, erkundeten und dann auch bevölkerten. Geht man noch weiter zurück stammen wir aus Griechenland, der viel zitierte Thales von Milet.《 Ein Gesicht was mir irgendwie bekannt vorkam erschien in den Flammen. 》Einer der frühen Philosophen, er hat seiner Familie den Weg geebnet um später von Schweden aus das Meer zu überqueren. Doch Schluss soll jetzt sein mit der Geschichtsstunde, machen wir lieber Minuten draus, die Ahnen siedelten sich an diesem Berg an und in den Jahren fiel ihnen auf das dieser Berg nicht so ist wie die anderen. Trotz der heißen Quelle zeigte er nie vulkanische Aktivität und die Felder am Fuße des Berges waren immer von reichem Ertrag für unsere Familie die diese Gegend bewirtschaftete. Auch wuchsen schon immer Pflanzen hier die unter den Witterungsverhältnissen keinesfalls überleben sollten, auf dem Weg hast du die Weinberge und Mandarinenstauden gesehen selbst Palmen mit Kokosnüssen können hier gedeihen.《 sie machte eine lange Pause. 》Unsere Vorfahren bemerkten irgendwann das es uns an diesem Berg möglich ist Dinge zu vollbringen die anderswo unmöglich wären. Du siehst die Flammen beugen sich meinen Gedanken. Um diesen Zauber der die Gegend umgibt zu schützen geben wir das Geheimnis an die Kinder der nächsten Generation weiter sobald sie in einem angemessenen Alter sind. Deshalb bist du heute hier Erena, um dein Erbe kennenzulernen und zu empfangen.《 so endete sie mit ihrer fantastischen Geschichte und ich hatte mit einem Mal wieder die Kontrolle über meinen Körper. Trotzdem war ich nach dem was ich gesehen hatte nicht in der Lage auch nur ein vernünftiges Wort raus zu bringen. Die jüngste meiner Cousinen stand auf und nahm meine Hand, sie sah verunsichert aus, ziemlich genau so wie ich mich fühlte. Obwohl ich meinte einen Schimmer Schuldbewusstsein oder gar Bedauern in ihren Augen zu sehen. Ich nahm ihre Hand und ließ mir von ihr aufhelfen ohne groß darüber nachzudenken. Sie ging mit mir ein paar Schritte und ich bemerkte zu spät was sie vor hatte, wir standen an der Kante des Felsplattos unter dem das schimmern des Sees zu sehen war. Sie gab mir einen kleinen Schubs der aber ausreichte damit ich das Gleichgewicht verlor und stürzte.
Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor doch dann durchbrach mein Körper die Wasseroberfläche die sich nicht wie erwartet hart anfühlte wie wenn man im Schwimmbad von einem Sprungturm springt sondern eher wie eine weiche durchlässige Masse die mich in sich aufnahm. Im nächsten Moment war alles still, noch stiller als es auf dem Heit sowieso schon gewesen war und mich umgab absolute Dunkelheit.

Endlich beginnt der fantastische Teil. Mich nervt meine Abuela bis heute mit ihrer Melodramatik. Nun gut, ohne diese Show hätte ich es vermutlich nicht geglaubt und wie ich später herausfinden würde ist es sehr selten möglich das Abuela ihre Kräfte in dieser Form nutzen kann. Vielleicht wollte sie sich ja nur einen Moment länger jung und stark fühlen dürfen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 28, 2021 ⏰

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