Der exorbitante Heros

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„Guen-Tae-Sama! Guen-Tae-Sama!"

„Es reicht jetzt, Chuel! Ich möchte nichts mehr davon hören!"

„Aber Meister, ich..."

„Nein! Wir hatten dieses Thema jetzt oft genug durch. Ich werde keinen Frieden mit einem dämlichen Kind schließen, wenn es keinen Krieg gab. Wenn dieser Rotzbengel wirklich denkt, mir, dem Erdgeneral dieses Königreichs, Forderungen zu stellen, wird er sich tief in die Hand schneiden. Was glaubt er, wer er ist, und woher kommen diese Forderungen? Wenn der König das erfahren würde, hätte er mir schon längst erlaubt, Krieg mit diesem idiotischen Pack zu führen!"

„Meister, Ihr denkt immer nur an Krieg..."

Es kitzelte. Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mich aus meinem Schlaf heraus und ich drehte langsam mein Gesicht gen Sonne. Ohne es kontrollieren zu können, musste ich sofort schmunzeln. Zu lebhaft, zu real schien mir der vergangene Traum. Immer noch sah ich Chuels genervtes Gesicht und die Müdigkeit seiner Augen, wenn er mit seinem Meister diskutierte. Es war doch immer wieder ein hoffnungsloser Versuch seinerseits, seinen Meister zur Vernunft zu animieren. Meister.

Für uns alle im Erdkönigreich war er ein Meister, für die Allgemeinheit aber auch der Erdgeneral, aber für mich...

Jetzt musste ich wirklich kichern. Anscheinend hatte ich von der gestrigen Situation geträumt, in der ich die beiden zufällig erwischt hatte. Ich hatte mich auf den Weg zum Schloss gemacht nach der Arbeit auf meiner Teeplantage und hatte meine typische Runde durch unser prächtiges Ansehen drehen wollen, als ich die zwei stolzen Männer bei einer ihrer alltäglichen Streitereien erwischt hatte. Schnell hatte ich mich hinter einer der Ecken der langen Korridore versteckt auf dem Außenanwesen und sah ihnen aus einiger Entfernung zu, wie sie etwas beredeten. Nun ja. Eigentlich redete Chuel nur pausenlos auf ihn ein, während er seufzte und genervt irgendwo in den Himmel schaute. Er wollte extra seine gespielte Reizbarkeit betonen und seinem Angestellten deutlich zeigen, dass er Besseres zu tun habe als solch Belanglosigkeiten zu diskutieren. Ich wusste niemals wirklich, ob die anderen oder Chuel es persönlich wussten, aber tief in mir wusste ich, dass es ihn interessierte. Er tat zwar immer genervt, aber er sorgte sich sehr um sein Land und sein Volk. Zwar war er seit langer Zeit aufgrund des Friedens in unserem Land deprimiert...ja, solche Fälle gab es in der Weltgeschichte anscheinend wirklich...aber er sorgte sich dennoch immer um all die Probleme und Kleinigkeiten, von denen er jeden Tag erfuhr. Er war schon immer durchgängig ein toller Mann...

In meine eigene Schwärmerei und meinen Tagträumen verfallen, hatte ich nicht bemerkt, wie einer der Männer langsam zu mir herüberblickte. Er war überrascht und es kümmerte ihn nicht mehr, was der andere auf ihn pausenlos einredete. Zu spät bemerkte ich dies und presste meinen Kopf gegen die Wand, hinter der ich mich versteckte. Ich fühlte mich ertappt. Ich wollte doch eigentlich gar nicht lauschen. Aber es war mir auch niemals ums Lauschen gegangen. Ich wollte ihn nur betrachten. Seine Schönheit in mich aufziehen. Seinen Stolz. Nicht, wenn ihn jeder so sehen konnte, sondern nur, wenn ich ihn sehen konnte, wie er sich keine Gedanken um sein Erscheinen machte, sondern nur mit stiller Schönheit und Anmut gen Unendlichkeit blickte.

Ich spürte, wie meine Wangen sich schon wie immer zart rosa färbten, wenn ich mich schämte oder von etwas begeistert war. Ich konnte noch immer schnell weglaufen. So tun, als wäre nichts gewesen. Alles abstreiten. Aber ich verweilte. Weil ich nicht weglaufen wollte. Weil ich nichts abstreiten wollte. Denn in Wirklichkeit wusste ich, dass ich tief in mir nach seiner Aufmerksamkeit jauchzte. Ich wollte unbedingt von seinen goldenen Augen angeblickt werden, egal wie er reagierte. Denn ich wusste, dass es das war, wofür ich jeden Tag lebte.

„Yuno?" hörte ich seine Stimme. Seine reine, tiefe Stimme, die pure Männlichkeit und Erhabenheit ausstrahlte. Die Stimme meines Ehemannes.

Jetzt war es mir doch etwas unangenehm. Denn mein geliebter Mann hatte nicht nur eine erhabene und stolze Ausstrahlung, sondern konnte auch manchmal ein klitzekleines bisschen angsteinflößend sein. Ich hatte noch niemals Angst vor seiner Person gehabt. Ich hatte eher immer Angst davor gehabt, ihn zu stören oder ihm lästig zu werden. Und das wollte ich nicht. Das durfte niemals sein! Denn es gab nichts, was ich mehr wollte als seine bedingungslose Liebe und Aufmerksamkeit. Denn jeder sanfte Blick, jedes aufrichtige Lächeln und jede Zuneigung seinerseits gaben mir mehr Kraft als zehn Göttinnen mir hätten geben können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 02, 2021 ⏰

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