Ich konnte kaum atmen. Sein schwerer Körper lag regungslos auf meinem. Hatte ihn die Kugel, die für mich bestimmt war, tatsächlich getroffen? Hatte er sich gerade wirklich für mich geopfert? Meine Augen füllten sich mit Tränen. "P..Pan?" hauchte ich mit zittriger Stimme in sein Ohr. Sekunden vergingen. Doch mit einem mal spannte sich sein Körper an und unter schmerzerfülltem Stöhnen, stützte er sich auf seine Ellbogen und blickte mir jetzt mit seinen tannengrünen Augen direkt in meine. "Mir geht es gut!" log er mir glatt mit kratziger Stimme ins Gesicht und das auch noch mit einem Lächeln. Ich konnte mich nicht länger zusammen reißen, Tränen liefen in kleinen Rinnsalen meine Wangen herab. Alles war meine Schuld. Pan rollte sich nach rechts und lag jetzt neben mir auf dem Rücken. Er atmete tief durch, zog die Knie an, stützte sich auf seine Schultern und sprang hoch. Wie oft hatte er damit angegeben, es sah bei ihm immer so leichtfüßig aus. Doch diesmal stand er nicht vor mir, sondern ging direkt in die Hocke. Er war angeschlagen. Sein Shirt wies bereits mehrere Schnitte von Hook's Klinge auf, einige hatten nicht nur den Stoff durchtrennt. Stetig tropfend bildete sich rasch eine kleine blutrote Pfütze unter ihm. "Er hat mich nicht getroffen, nicht direkt.." sprach Pan ruhig, den Blick auf Hook fixiert. Langsam richtete auch ich mich auf. "Ein Streifschuss.. zum Glück." flüsterte ich zu mir selbst. Wut stieg in mir auf. Woher hatte dieser Bastard so schnell eine geladene Waffe ziehen können?!
Auf der anderen Schiffsseite lehnte Captain Hook gelassen an der Reling. Er lachte aus vollem Halse: "Was ist denn nur mit dir Peter, machst du schlapp? Dachtest du etwa, wir spielen hier fair? 'Keine Regeln' danach lebst du doch mit deiner kleinen Bande!" Er machte einen Schritt auf uns zu. Rasch stand Pan auf und richtete sein Schwert auf Hook. "Ach, ich dachte ich mache es mal etwas spannend und gönne dir, Alter Mann, einen kleinen Vorsprung." zischte er zwischen zusammen gepressten Zähnen zurück. Die Antwort gefiel Hook nicht, sofort wurde sein Gesicht ernst. Sie sprangen auf einander zu, blitzschnell griff Pan ein Seil unweit vom ihm am Hauptmasten und zog sich mit Leichtigkeit 10 Meter in die Luft und landete hinter Hook. Diese drehte sich rasch um und sofort gingen sie wieder auf einander los. Klirrend prallten die Schwerter auf einander.
Mit einem Arm zog ich mich an der Reling hoch. Mein linker Arm war Blut überströmt, große Tropfen platschten von meinen Fingern auf das Deck. Provisorisch verband ich die tiefe Schnittwunde mit einem Stück meines Ärmels. Wenn meine Mutter mich jetzt sehen würde.. sie wäre froh, dass der Pullover endlich ruiniert ist. Sie mochte nie, wie ich mich anzog. Nicht Damenhaft, nannte sie meinen Kleidungsstil. In einem Kleid hätte ich allerdings nur halb solange gegen die Piraten stand gehalten, nicht das meine Chancen je gut standen. Doch in Hosen konnte ich wenigstens 2 Piraten außer Gefecht setzen und somit unsere Chance, hier lebend raus zu kommen, etwas erhöhen. Was wollte Hook bloß an so einem schönen Tag, hier in der Bucht von Neverland? Scheiße, die verlorenen Jungs und ich wollten doch nur den Tag am Strand genießen.. hätten wir nur auf Peter gehört, er hatte ein schlechtes Gefühl, von Anfang an.
Flink warf ich mich zur Seite, naja, ich stolperte eher, als Pan Hook mit einem kräftigen Tritt in meine Richtung beförderte. Taumelnd fing sich dieser an einem Fass. Pan guckte hektisch zu mir, mit einem Nicken versicherte ich ihm, dass es mir 'gut' ging. In der nächsten Sekunde konterte er bereits den nächsten Hieb von Hook. Pan verzog das Gesicht. Dies entging auch seinem Angreifer nicht: "Dieses mal kommst du mir nicht davon!" sagte Hook siegessicher. Auch ich habe Peter Pan noch nie zuvor so entkräftet gesehen, er hatte es mal wieder geschafft alle in Sicherheit zu bringen, nur er und ich waren noch auf dem Schiff. Es war zu viel, zu zahlreich waren seine Verletzungen. Für jeden Treffer, den er bei Hook landen konnte, traf dieser Pan doppelt so hart. Plötzlich tauchte ein goldenes leuchten vor meinen Augen auf. "Tinkerbell!" ich war noch nie so froh sie zu sehen. Erstarrt, die Hände vor dem Mund beobachtete sie kurz den Kampf, bevor sie sorgenvoll zu mir zurück sah. Wir mussten handeln. Im nächsten Moment ging Pan zu Boden, Hook platzierte sofort seinen schweren, schwarzen Stiefel auf Pan's Brustkorb. Beide atmeten schwer,ermüdet vom Kampf. Mir blieb der Atem stehen. Entschlossen blickte ich zu Tinkerbell und nickte ihr zu, sie verstand sofort was ich meinte, zögerte dennoch eine Sekunde, ich sprach ruhig zu ihr: "Rette ihn, es ist ok, Neverland, die verlorenen Jungs, all das funktioniert ohne Pan nicht.. aber ohne mich schon." Sie schaute noch für eine weitere Sekunde besorgt zu mir, bevor sie losflog. Tinkerbell war zwar winzig, aber sie konnte einen Menschen tragen. Einen. Sie packte sich Pan und zog ihn mit aller Mühe unter Hook's Stiefel weg. "NEIN!" schrie Pan noch, doch er war bereits vom Schiff runter und flog übers Meer Richtung rettenden Strand. Er verlor das Bewusstsein.
Hook's Fuß prallte aufs Deck. Rasch drehte er sich zu mir um. Zorn loderte in seinen Augen auf. "Ergreift sie!" befahl er den paar Creewmitgliedern, die noch auf ihren Füßen standen. Verletzt wie ich war hatten sie keine große Mühe mich in die Zelle unter Deck zu stecken. Ich sank sofort in die Knie und hoffte nur, dass Pan es sicher an den Strand geschafft hatte.
Hook stütze sich ans Steuerrad des Schiffes, strich eine einzelne schwarze Haarsträhne zurück hinters Ohr und setzte sich seinen Hut auf. Blut floß aus einer kleineren Wunde in seinem Gesicht. Finster blickte er noch einmal Richtung Neverland und setzte dann Kurs aufs offene Meer. "Wir sehen uns wieder, Peter Pan. Ich habe etwas, das dir gehört."
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Neverland
FantasyJeder kennt Peter Pan und seine lostboys, mal sehen was für Abenteuer sie hier erleben werden..