Eins

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"Ich hab meine Nägel machen lassen und bin danach direkt zu Justin gegangen." flüsterte ich. Ich war am Samstag das erste Mal bei Justin Zuhause und wir hatten uns einen schönen Abend gemacht. Justin und ich waren zwar nicht offiziell zusammen aber wir gingen oft miteinander aus. Er ist älter, reifer und viel klüger als ich aber genau das macht ihn interessant. Er behandelt mich anderes als die meisten es bis jetzt getan haben und nimmt mich bei jedem Wort ernst. Bei ihm fühle ich mich sicher, er gibt mir das Gefühl nicht alleine zu sein. Außerdem sieht er gefährlich gut aus, was mir zum Verhängnis werden könnte. "War es gut? Was habt ihr gemacht? Behandelt er dich gut?" Sophie quetschte mich förmlich aus. Sie schaute mich schief an, da ich ihr keine Antwort gegeben hatte. Sie stubste mich an, ich zog leicht die Luft ein und kehrte von der Schwärmerei wieder in die Realität zurück. Ich grinste und zuckte mit Schultern, daraufhin sah sie mich empört an und fiel in schallendes Gelächter, ihr Lachen war ansteckend so fingen wir also beide an zu lachen. "Mrs. Brooks und Mrs. Corrdry, könnten sie während des Aufenthaltes im Klassenraum bitte Anstand besitzen und zuhören?" Mit dieser überaus nervigen Frage widmeten wir uns somit wieder dem Unterricht. Meine High School war an sich aber sehr bequem, die Zeit lief wie im Fluge davon und den Schulstoff fand ich nie besonders schwer. Ich habe Justin hier kennengelernt, da er auf das Sommerfest vor circa einem halben Jahr seinen besten Freund besuchte. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und so gab er mir seine Handynummer. Wir hatten mehrmals in der Woche telefoniert und vereinbarten ein Date. Das Date mit ihm war einfach wundervoll, er stellte mir seine Freunde vor, wir hingen ein bisschen mit ihnen ab und gingen danach essen. An dem Tag haben wir viel gelacht, bis er mich dann schließlich küsste. Mein Herz sprang in tausend Teile und innerlich fing ich an mich auf und ab zu bewegen. Als es dunkel wurde fuhr er mich mit seinem Mercedes nachhause, er hatte nicht vor mit rein zu kommen doch ich bestand darauf. Ich wollte mich nicht von ihm verabschieden. Meine Eltern waren momentan bei Bekannten in Portland und übernachteten dort für ein paar Tage, es hätte keine bessere Chance geben können ihn bei mir über Nacht zu haben. Wir schauten uns ein paar Filme an, hörten Musik und tanzten dazu und ich muss sagen dass er ein echt guter Tänzer ist. Wir kochten Pasta, machten Salat und alberten dabei ein wenig herum. Als ich müde wurde zog ich mich im Bad um und legte mich in mein Bett, Justin war noch in der Küche und bekam davon nichts mit. Es war komisch und eigentlich auch überhaupt nicht gut dass ich ihn nach so kurzer Zeit schon so viel anvertraute. Es ist zwar nichts passiert doch ich bekome heute noch ein paar Gewissensbisse. Als er ins Zimmer kam und sah dass ich im Bett lag schmollte er, darauf hin fing ich an zu kichern. Er zog sich aus, erst seine Hose und dann sein Tshirt, bis er schließlich nur noch in Boxershorts vor mir stand. Ich schluckte laut und wurde rot, er hatte einen perfekten Körper. Er ging ins Bad während ich mich zur Wand drehte. Ich schlief für einen kurzen Moment bis ich merkte dass es unter meinen Beinen sehr kalt wurde. Es waren Justins Hände, meine Augen weiteten sich sofort. Justin hob mich mit einem Ruck hoch und trug mich in das Schlafzimmer unserer Eltern, er schmiss mich ins Bett "Hier haben wir mehr Platz." Ich konnte mir so gut vorstellen was er als nächstes tun wird und das schreckte mich ein wenig ab, doch er legte sich zu meiner Verwunderung hinter mich, schlang einen Arm um mich und schlief mit mir ein. "Ey, pass auf!" Erneut wurde ich von Sophie in die Realität zurück geholt. Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl herum, auf Grund der Gedanken die ich hatte. Ich hatte nur noch eine Schulstunde, die ich heute mit Mühe überstand.

Sophie ist meine beste Freundin, meine Nachbarin und eine gute Seelenberaterin. Sie wohnt in meiner Nähe also gingen wir das Stück gemeinsam nachhause. "Sophie, wie läuft es eigentlich mit Derrick?" Ihr Freund gefällt mir keines weges. Er ist unhöfflich, schmutzig und irgendwie Frauenfeindlich, so kommt es mir jedenfalls vor. "Ganz gut, er hatte mir letzte Woche einen Blumenstrauß geschenkt, als Entschuldigung für seine unhöffliche Art gegenüber meiner Eltern." Da haben wir es schon wieder, nicht einmal bei ihren Eltern kann er sich benehmen. "Und du hälst es für Richtig dass er dir den Blumenstrauß schenkt? Ich könnte darauf wetten dass er deinen Eltern nach der Peinlichkeit nicht mehr unter die Augen getreten ist." es fiel mir schwer ruhig zu bleiben, er machte mich verdammt wütend. "Hailey Brooks, reiß dich zusammen, du warst nicht dabei und hast somit nicht das Recht dazu, es zu beurteilen." Wir verabschiedeten uns und ich lief mit einem Seufzer nachhause. "Jamie" rief ich lachend als ich meinen Hund sah, der im Vorgarten spielte. Er reagierte und rann auf mich zu, schwangvoll warf ich meine Tasche auf den Rasen und spielte mit ihm. "Wie war die Schule?" fragte meine Mutter als ich in die Küche kam. Ich war außer Puste und so trank ich erstmal einen Schluck Wasser bevor ich ihr antworten konnte. "Ach, ganz normal wie jeder andere Tag" sagte ich leicht genervt. Jedes mal das Gleiche, es passierte nie etwas spannendes, das müsste sie langsam wissen. "Hast du Hunger?" sie küsste mich auf die Stirn und ging an mir vorbei. Ich schüttelte den Kopf und ging in mein Zimmer. Das erste was ich machte wenn ich in meinem Zimmer war, war Musik auf meiner Anlage anzumachen und laut aufzudrehen, meine graue Jogginghose anzuziehen und erst einmal etwas zu relaxen, ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz und tanzte dabei rhytmisch. "Hey babe" seine Stimme verbesserte meinen Tag. Ich drehte mich um und sah ihn in meinem Zimmer stehen. Meine Mutter wird ihn wohl reingelassen haben und ich hatte wahrscheinlich wegen der Musik das Klingeln nicht gehört. "Was machst du heute Nacht?" Ich überlegte ob ich wieder meine Hausaufgaben in die Ecke schmeißen soll um schnell bei ihm zu sein oder ob ich ihm sagen soll dass ich was für die Schule tun muss. Ich zögerte ein bisschen bevor ich ihm eine Antwort gab "Ich komm zu dir" sagte ich und grinste verlegen. "Oh babe,ich kann heute nicht, bin mit den Jungs verabredet" seine Stimme klang traurig, ich runzelte die Stirn, konnte ihm aber nicht böse sein. Wir unterhielten uns ein wenig bis er nach einer Zeit ging. Ich legte den Kopf zur Seite und hopste kurz darauf auf meinen Schreibtischstuhl, der dabei etwas knarrte. Ich begann die Hausaufgaben zu machen die Mr. Werrington uns aufgegeben hatte. Sophie hatte mich während des Unterrichtes zu sehr abgelenkt daher verstand ich sie größtenteils nicht. "Ach wen interessiert's" ich schob meine Hefte zur Seite und beschloss einen Film zu gucken. Meine Film Sammlung ist riesig, ich überflog die Titel und entschied mich für 'The Last Song'. Ich machte die Musik aus und schob die DVD in das Laufwerk.

Ich öffnete leicht meine Augen als ich von einem Geräusch geweckt wurde. Vorsichtig rieb ich meine Augen und stieg aus meinem Bett, jemand muss den Fernseher ausgemacht und mich zugedeckt haben. Das Licht meines Handys ist grell und ich konnte kaum die Uhrzeit erkennen. Es war mitten in der Nacht, ich öffnete die Tür meines Zimmers und blinzelte in den Flur. Ich sah das im Wohnzimmer das Licht an war, ich ging vorsichtig runter und versuchte so leise wie möglich zu sein. Als ich endlich unten angekommen war, ging ich durch die Küche bis ins Wohnzimmer. Dort brannte zwar Licht, dennoch war keiner zu sehen oder zu hören. Ich umschlang meine Strickjacke um meinen Oberkörper und ging ins Büro meines Vaters. Die Tür war leicht geöffnet und ich hörte leises Geflüster. Ich überlegte ob ich mich bemerkbar machen sollte doch blieb verharrt vor der Türe stehen. "Ich habe damit jetzt schon viel Gewinn gemacht und werde es auch weiterhin tun." die Stimme meiners Vaters klang angespannt. "Es ist ein zu großes Risiko, ich will nicht dass du weiter mit so undurchdachten Dingen viel Geld machst." hörte ich meine Mutter sagen mit einem klaren ton. Meine Augen weiteten sich, ich hatte keine Vorstellung worüber sie reden könnten, ich blieb noch etwas stehen. Mein Vater brach das Schweigen mit einem lauten Atemzug. "Miley, du weißt dass ich vorsichtig bin, mir und vorallem euch wird nichts passieren. Dafür werde ich sorgen und davon abgesehen wird uns das Geld gut tun, denk mal darüber nach wieviele Rücklagen wir jetzt schon haben und es werden um einige mehr. Damit können wir unsere Schulden abbezahlen unsere Zukunft sichern und ein wundervolles Leben führen." Ich konnte nicht glauben was ich hörte, alles kam mir gespielt vor, jedoch überwältigte mich die angespannte Stimmung. Der Holzboden im Büro meines Vaters begann zu knarren, ich lief mit großen und leisen Schritten schnellst möglich die Treppe in mein Zimmer hinauf. Ich schmiss mich ins Bett nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte. Nach kurzer Zeit zog ich endlich meinen Schlafanzug an und putzte mir die Zähne. Erneut widmete ich mich die Welt der Träume allerdings welzte ich mich von einer zur anderen Seite. Das Gespräch meines Vaters und meiner Mutter lief mir immer und immer wieder durch den Kopf. Ich hätte nie gedacht das wir Schulden hätten, doch das sorgsamste war dieser Job über den sie geredet hatten. Ich trank einen Schluck aus der Wasserflasche die neben meinem Bett stand und tastete meinen Nachttisch nach der Fernbedienung ab. Schließlich schaltete ich den Fernseher auf eine langweilige Dokumentation und stellte den Timer. Die Dokumation über irgendwelch unnötiges Wissen über Pudel brachte mich dann doch in einen tiefen und festen Schlaf.

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