-8. Kapitel-

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Bild: Pochendes Herz in starken Händen

„Kyla? Öffnest du bitte die Tür?", ruft meine Mutter von unten nach oben in mein Zimmer. Lustlos erhebe ich mich von meinem bequemen Bett, neben dem auf dem Nachttisch mein Handy in einer Schüssel mit Reis vor sich her trocknet. Wenn das funktioniert, fresse ich einen Besen. Wie soll das bisschen Reis mein Handy retten?

„Kyla!", kreischt meine Mutter, die wahrscheinlich noch mit dem Essen beschäftigt ist, sonst würde sie die Tür nämlich lieber selbst öffnen.

„Komme schon." Ich poltere die Treppen hinunter und öffne mit einem aufgezwungenen Lächeln die Tür, vor der mich eine Frau mit einem perfektionierten Dutt und ein Mann mit teueren Lackschuhen, erwarten. Miss Lancaster strahlt mir mit einem so eklig falschem Lächeln entgegen, dass mir beinahe übel wird. Förmlich hält sie mir ihre Hand wie die einer Prinzessin hin.

„Guten Abend, Kyla. Wie geht es dir denn?", fragt sie, obwohl es sie bestimmt nicht mal im Geringsten interessiert. Der einzige Grund, wieso sie das macht, ist ihr gepflegtes Image als Geschäftsfrau, das sie sich durch ihr Verhalten aufrecht erhalten will.

„Gut. Danke und Ihnen?" Anstandshalber nehme ich die Hand entgegen. Stelle mir in Gedanken vor, dass ich sie zerquetsche. Muss mir anschließend ein ehrliches Lachen unterdrücken.

„Du kannst uns ruhig duzen. Wir sind doch privat. Mir geht es sehr gut. Danke der Nachfrage", sie geht an mir vorbei ins Haus und zieht ihren edlen Mantel aus. Mit zusammengepressten Lippen nicke ich ihr zu. Ich werde sie nicht duzen. Das „Sie" ist mir weitaus lieber. Mit dem „du" geht man Nähe ein, die ich liebend gerne vermeide. Zumindest bei denen.

Als Nächstes wird mir die Hand eines Mannes entgegengestreckt, die ich ebenfalls annehme. Diese drücke ich so fest, dass die Finger bereits blau anlaufen. Natürlich alles nur in meinem Kopf.

„Kommen Sie rein", bitte ich sie, die Worte der Dame nicht beachtend und schließe die Tür hinter dem Ehepaar. Wenigstens ist Jayden nicht mit dabei. Seine Laune hätte ich jetzt kaum ertragen können. Ginge es nach mir, wäre ich an diesem Abend lieber bei Lawrence oder Riley, doch meine Mutter hat mit all ihrer Kraft dahinter gestanden, dass ich bleibe. Im Kompromiss darf ich mich nach dem Essen in meinem Zimmer verkriechen.

„Holst du bitte deinen Vater aus seinem Arbeitszimmer." Meine Mutter kommt hinter mir aus der Küche heraus, um unsere Gäste zu begrüßen. Mit ihren Händen schiebt sie mich in Richtung der Treppe, da das Büro oben ist. Langsam komme ich mir vor wie eine Gehilfin. Soll ich vielleicht noch das Essen servieren und mir ein Handtuch über den Arm hängen?

„Schön, dass ihr da seid Javier und Frances", quasselt sie die beiden zu, die diese Höflichkeitsfloskeln eingeübt erwidern. Kein Wunder, sie haben schließlich den ganzen Tag damit zutun.

„Was kochst du uns denn leckeres?", erkundigt sich Mister Lancaster, was den typischen Interessen eines Mannes entspricht. Leicht lächelnd, da ich dabei an meinen eigenen Vater denken muss, öffne ich seine Bürotür und schiebe meinen Kopf hindurch.

Auf einen Blick erkenne ich auf seinem Computer mehrere Immobilien, die er sich ansieht. Häuser, die hier in der Nähe zum Verkauf stehen.

„Dad, die Lancasters sind da und das Essen ist fertig", teile ich ihm mit und gehe auf meinen Vater zu, der die Ansicht des aktuellen Hauses vergrößert.

„Guck mal! Das ist hier ist schön. Es hat einen Pool im Keller und einen großen Garten", begeistert grinst er mich an und fährt sich durch sein dunkles Haar.

„Ich finde unser Haus auch schön." Mein ganzes Leben habe ich hier verbracht und bereit das jetzt zu ändern, bin ich nicht. Es wird immer das Haus sein, in dem mein Bruder und ich aufgewachsen sind und es wird immer das Haus bleiben, das er sein ganzes Leben als sein „Zuhause" bezeichnet hat.

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