Wie sich die Dinge ändern

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Mit 13 Jahren:
Wird das jemals aufhören? Werden diese Erinnerungen mich jemals nicht vollkommen aus der Bahn werfen? Dieses Geschrei, das tiefer geht als jede körperliche Wunde. Diese niemals wahrgemachte Drohung. Wird sie jemals weniger beängstigend sein? Die Wut, die Hilflosigkeit, die Angst, der Hass. Wird all das jemals weichen? Werde ich irgendwann klarkommen? Mich nicht mehr so fühlen, als hätte ich nicht genug getan um ihm zu helfen? Werde ich jemals meinen Frieden finden? Diese Worte, wie Messerstiche in meine Seele. Diese Drohung, ein beängstigendes Schreckensgespinst. Nie wissen ob und wann er sie wahrmacht. Diese ständigen Provokationen. Diese Fragen an mich selbst: Habe ich genug getan? Was habe ich ihm getan? Warum liebt er mich nicht? Warum bin ich ihm so egal? Wenn er mich nicht liebt, kann mich jemals jemand lieben? Er ist und war nie eine Vater obwohl er doch mein Vater ist.

Mit 17 Jahren:
Er ist so hilflos. All seine Gewalt gegen mich war nur die Folge der Gewalt, die er in seiner Kindheit erfahren hat. Er hat es nicht anders gelernt. Das entschuldigt sein Verhalten nicht, aber es erklärt es und gibt mir die Freiheit in Frieden weiterzuleben. Ich kann ihm nicht helfen und es ist auch nicht meine Aufgabe ihm zu helfen. Er braucht professionelle Hilfe und den Schritt diese anzunehmen muss er selbst gehen. Die Erinnerungen verschwinden nicht, aber sie rücken aus dem Vordergrund und zerstören mich nicht mehr. Ich habe einen Weg, meinen Weg, gefunden damit umzugehen. Manche Dinge brauchen einfach Zeit und Zeit und noch mehr Zeit.

Eine PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt