Kapitel 1

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Still lag er auf seinem Bett. Der Blick starr an die Decke gerichtet. Die Musik aus seinen Kopfhörern, dröhnte schon fast unerträglich in seinen Ohren. Doch es interessierte ihn nicht. Wie immer... dachte er sich. Immer das Selbe, nichts ändert sich. Jeden Tag lag er so in seinem Bett, ohne jegliches Gefühl, außer der ständig anwesenden Leere. Er schloss die Augen. Und wie jeden Tag fragte er sich, wieso? Warum fühlt er so? Er verstand es nicht. Eigentlich sollte es ihm doch gut gehen...

Sein Leben verlief normal... wie bei jedem anderen 0815-Menschen auch. Nichts auch nur ansatzweise Bedeutsames ist je passiert.

Okay, Chase wurde bis zum Abschluss der Realschulklasse gemobbt, was aber nichts besonderes war. Es blieb immer bei verbalem Dünnschiss.

Seine Eltern trennten sich vor drei Jahren und waren nun auch geschieden. Nicht einmal das fand er schlimm. Nein. Damals half er sogar seiner Mutter, sich heimlich mit ihrem neuen Typen zu treffen und sich schlussendlich von seinem Vater zu trennen. Sein Vater war sowieso nie da und wenn doch, war er in seinem heiligen Schuppen mit einer Bierflasche und Zigarette in der Hand vorzufinden.

Pfff. entkam es Chase verächtlich, als er sich an den Auszug erinnerte. Nicht einmal dort hat er geholfen, SEINEN Schuppen (oder war es doch ein riesiger Pfandautomat?) von seinem Müll und den ganzen Bierflaschen, sowie dem anderen alkoholischen Konsummitteln zu befreien. Allerdings fanden seine Mom und Chase so heraus, dass es anscheinend des Öfteren nicht nur bei dem Bier geblieben ist. Bei nur einem Feierabendbier, blieb es sowieso nie.

Auch das ist alles nur halb so schlimm wie es sich anhört, denn es interessierte Chase nicht. Okay... für ihn war es nicht schlimm, aber die Ehe seiner Eltern hatte es doch zerstört. Trotz allem hatte er immer noch Kontakt zu seinem Vater, wenn auch nicht regelmäßig.

Ein Seufzen entfloh ihm. Natürlich hatte seine kleine Schwester mehr Kontakt zu ihm. Ist doch klar, das junge Mädchen ist die kleine, unschuldige und überaus liebenswerte Prinzessin. So war es schon immer und wird es wahrscheinloch auch immer bleiben. Allerdings ist dieses kleine Persönchen alles andere als unschuldig und liebenswert. Sie besitzt ein viel zu großes ,verlogenes Mundwerk und ist einer der egoistischsten Personen, die er kannte. Jedenfalls offensichtlich, denn manchmal war er selbst nicht anders. Aber das wusste niemand. Ist das eigentlich noch schlimmer als offensichtlicher Egoismus? Vielleicht, aber wie auch bei so vielem anderen in seinem Leben, wurde er durch diese Frage nicht Feuer und Flamme. Chase brauchte vorerst keine Lösung. Wozu auch?

So! Genug rumgejammert! Schließlich dachte er sowieso jeden gottverdammten Tag über sein gottverdammtes Leben nach.

Müde setzte er sich auf. Heute war Montag. Es ist 16 Uhr. Im 21. Jahrhundert.

Gegessen hatte er heute noch nichts, wie ihm einfiel, als sein ebenso gottverdammter Magen knurrte. Er wollte nicht Essen. Er wusste wie es endete. Er wollte das aber nicht. Blanke Wut packte ihn. Kurzerhand schlug er mit aller Kraft seine Faust gegen die Betonwand, an welcher sein Bett stand. Er hasste es. Sein Magen gab Ruhe und er verfiel wieder seinen Gedankengängen...

Die Trennung seiner Eltern brachte einige große Veränderungen mit sich und da sein Leben vorher ziemlich langweilig war, freute ihn das eigentlich sehr. Vermutlich der Grund, weshalb er seiner Mutter half. Purer Egoismus. Hmm

So kam es schließlich dazu, dass sie ungefähr zwei Stunden der alten Heimat entfernt wegzogen. Soll heißen, ihm stand ein Schulwechsel zur zehnten Klasse bevor. Vorfreude pur. Zudem zogen nicht nur seine Schwester, seine Mutter und er selbst um. Nein, natürlich zogen sie in ein Haus , abseits der Landeshauptstadt, zusammen mit benannten Personen, dem Hund, den zwei Katzen und dem liebenswerten neuen alten Freund meiner Mom, sowie meiner damaligen Freundin. Neuer alter Freund? Schon erwähnt, dass sie einer kitschigen Liebesromanze entsprungen sind, in welcher sie die große, wahre Liebe nach 25 Jahren wieder treffen und das ach so große Glück der Liebe erneut füreinander verspüren dürfen? Nein? Was eine Schande...

Das Leben eines Schein-OptimistenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt