one shot

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Ich sitze hier ein letztes Mal auf meinem Bett.






Unsere Wohnung ,in der meine Mutter mit mir lebte solange ich denken kann , wird aufgelöst.

Ich bin mit meinen 15 Jahren zu jung um hier alleine wohnen zu dürfen.
Alle unsere Sachen werden eingelagert und wenn niemand die Sachen raus holt werden sie verbrannt. Und ich kann nichts dagegen machen. Wie denn auch?

Ich bin froh das Luna , eine Freundin meiner Mutter, die wichtigsten Sachen die ich nicht mit nehmen kann in ihrem Lagerraum gebracht hat. Das sind die Erbstücke meiner Mutter , ihre Klamotten und Schuhen von denen ich mich noch nicht trennen will ,ein paar von meinen Klamotten von denen ich mich ebenfalls nicht trennen kann  und unsere Fotos, Bastelarbeiten und alles wo Erinnerung dranhängen. Meine Zeichenblöcke die nicht mehr in meinen Koffer gepasst haben sind auch hier, mit den Büchern von denen ich mich nicht trennen kann , die restlichen haben wir verschenkt. Luna hat einige von Mamas Dokumente mit genommen  ,sie meinte das ich diese vielleicht gebrauchen könnte. Alle Sachen die ich nicht behalten wollte , haben Luna und ich verkauft, verschenkt und gespendet. Das Geld landet auf ein extra Konto für mich.
Die Hälfte hab ich Luna gegeben.
Rückblickend war vieles merkwürdig.

Am liebsten währe ich zu Luna gezogen,aber das geht nicht da sie zu viel mit ihren eigenen Kindern zu tun hat. Ein weiteres würde sie finanziell und psychisch nicht schaffen,auch wenn ich ihr helfe wo ich nur kann. Sie hat Zwillinge ,Jungs die 5 Jahre alt sind.
Ein paar Mal war ich Babysitter für die beiden.

Alles was ich mit nehmen darf ist das was ich tragen kann und wirklich brauch.
"Nur das nötigste." Hatte die Frau vom Jugendamt gesagt.

Im meinem Koffer sind meine Krücken,wer weiß wann ich die Mal brauche, T-Shirt , Pullover und Hosen platzsparend verpackt für 2 Wochen und 2 Sommer-Kleider,sowie alle meine Socken und Unterwäsche,ohne waschen reichen Socken und Unterwäsche für einen Monat aus. In der inner Tasche ist noch ein Fotoalbum mit den wichtigsten Bilder von uns drinnen und ein leerer Zeichenblock. In einer Mappe sind Zeichnungen von Mama und mir.
In der Koffertasche Außen sind meine Zahnbürste, Haarbürste, und alles was ich auch auf einer Reise mit nehmen würd.

Irgendwie hab ich es geschafft das alles in den riesigen Koffer zu bekommen , mit einem kleinen Schmuckschatulle.
Mein Handyladekabel und der Rest befinden sich in meiner Umhängetasche.


Phantomschmerzen machen sich in meinem nicht mehr vorhandenen Bein breit.
Ich hab vor zwei Jahren mein rechtes Bein oberhalb meines Knies verloren.

Meine Mutter müsste für einige Tage aus der Stadt.
Katy, eine andere Freundin von ihr,hatte Währenddessen auf mich aufgepasst.
Wir saßen im Auto auf den Weg zu ihr.  Blitzeis sorgte dafür daß wir ins schleudern geraten. Aus Panik bremste sie was dafür sorgte das sie sie Kontrolle komplett verlor.
Der Waagen krachte seitlich in einem Baum, dieser gewann gegen die Karosserie.
Ich saß auf dem Beifahrersitz. Mein Bein wurde dabei eingeklemmt.
Katy war mehrere Wochen im Koma.
Die Rettungskräfte mussten es amputieren.
Ich hätte meinen beinahe Tod nicht so gut verarbeitet ,wenn meine Mutter nicht gewesen wäre.Meine schnelle Genesung und meinen kurzen Reha besuch ,sowie schnell verschwundene Phantomschmerz hab ich ihr ebenfalls zu verdanken. Sie konnte mir besser als die Ärzten bei allen helfen.
So sah es sogar der Psychologe zu den ich gehen sollte.



Sie war die Stütze in meinem Leben.











Und jetzt ist meine einzige Stütze eingestürzt.




Wegen Krebs.















Ich sitze ein letztes Mal auf meinem Bett umgeben von den wenigen Möbeln die Luna und ich hier gelassen haben.

Im Türrahmen der Wohnungstür wartet Frau Meier vom Jugendamt.
Ungeduldig wartet sie auf mich.

Ich steh vom Bett auf und humpeln geh ich zum Fenster wo mein Kaktus auf mich wartet.
Allen anderen Pflanzen habe ich ein neues Zuhause bei Schul-Freunden oder Bekannten gefunden.

Ein letztes Mal Laufe ich durch unsere Wohnung.

Tränen kullern mein Gesicht hinab bei den Erinnerungen.

Dies hier war unser Zuhause. Es wirkt so fremd jetzt wo es halb leer ist.

In ihrem Zimmer breche ich fast zusammen.

Laut heulend Falle ich hin.

Für immer verloren.
Alles was bleibt sind Erinnerungen.



Unterdrückt schreie ich.

"Das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr."


Die Frau kommt angerannt.
Sofort will sie mich tröstend in den Arm nehmen, aber ich drücke sie weg.


Ich muss in eine Pflegefamilie.
Die Blutsverwandtschaft mütterlicherseits hat uns verstoßen als sie mit 18 Schwanger wurde.

Und meinen Vater?

Ich weiß nicht Mal ob er noch lebt.
Nicht Mal seinen Namen weiß ich.

Es gab nur meine Mutter und mich.
Mehr war nicht nötig.

Jetzt muss ich die Wohnung verlassen ohne Möglichkeit zurück.

Es wird nie wieder so wie es eins war.

Alles weg, wegen Krebs.

Es dauerte bis ich mich beruhigt hab.

Gemeinsam gehen wir raus.

Ich dreh mich um und sag:"Leb wohl."

Und ein letztes Mal schließe ich die Tür.

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