Kapitel 2:

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„Okay Kinder, kommt ihr auch wirklich alleine zurecht?" Fragte Manuel, nachdem Felix, Max und Kacey ausgestiegen waren. „Ja, wir nehmen einfach den Bus zurück, es ist ja nicht weit." Sagte Max, welcher noch am Auto stand und mit Manuel sprach. Kacey stand bereits auf dem Parkplatz und sah zu dem großen Krankenhaus vor ihnen. „Falls ihr irgendwas braucht meldet euch einfach." Manuel startete den Motor und man hörte wie er weg fuhr. Ihr Blick war auf das Krankenhaus gerichtet. Es war ein großes, weißes Gebäude. Kacey schluckte schwer. Sie hatte keine Angst vor Krankenhäusern, sie konnte sie nur nicht leiden. Max tippte ihr auf die Schulter und riss sie aus ihren Gedanken. „Kommst du?" Fragte er und ohne ein Wort zu sagen, lief sie mit den beiden über den großen Platz zu dem Gebäude. Sie liefen durch den Eingang und obwohl Kaceys Nase noch blutete und sie ein Taschentuch fest darauf drückte, hatte sie sofort diesen unangenehmen Krankenhausgeruch aufgenommen. Kacey verzog das Gesicht. Die Wände des Flures waren steril und weiß, während helles Licht diese erleuchtete. Es gab viele Türen und Gänge und die drei folgten einem Schild, auf welchem „Notaufnahme" stand. Einige Ärzte und Schwestern kamen ihnen zwischendurch entgegen und nach einer Weile kamen sie an einer Rezeption an. Eine Dame mit Brille und Dutt saß dahinter und hatte ihren Blick auf einen Bildschirm gerichtet, wobei Kacey sich nicht sich war, ob sie arbeitete oder nur heimlich im Internet surfte. Als die drei vor ihr standen, schien sie sie nicht zu bemerken. Max sah Kacey an, sie zog nur eine Augenbraue hoch und nickte zu der Frau. „Mach schon." Zischte sie und Max räusperte sich kurz, die Dame sah auf und Kacey konnte einen Blick auf das Namensschild an ihrem Rollkragenpullover erhaschen. „P. Goc" stand darauf. Sie rückte kurz ihre Brille zurecht und sah danach Felix, Max und Kacey verwirrt an. „Guten Abend, was macht ihr drei denn so spät noch hier im Krankenhaus?" Fragte sie und Kacey verkniff sich, sie mit einem bissiges „Ist das nicht offensichtlich?!" anzublaffen. Max nickte in ihre Richtung. „Sie hat sich bei einem Eishockeyspiel unserer Schule verletzt und der Sanitäter meinte, wir sollten das mal untersuchen lassen." Die Frau sah zu Kacey und zog die Augenbrauen hoch. „Nasenbluten also...? Na gut, nehmen Sie kurz platz, ich werde gleich eine Krankenschwester rufen, die sieht sich das mal an. Haben Sie ein Krankenkärtchen dabei?" Kacey kramte eine blaue Karte aus ihrer Hosentasche. Die hatte jeder Schüler in Verbindung mit dem Internat bekommen, falls sie sich bei einer der Sportarten verletzen sollten. Kacey gab der Frau die Karte und sie gab irgendwas in den Computer ein. „Ah, ihr seid von dem Internat hier in der Nähe." Sagte sie mehr zu sich selbst als zu den dreien, dennoch nickten allesamt. Sie gab die Karte zurück. „Es wird gleich jemand kommen." Wiederholte sie noch einmal und mit einem leisen „Danke" liefen Max, Kacey und Felix in den Wartebereich. Außer ihnen befand sich dort niemand, sie nahmen platz. Eine unangenehme Stille breitete sich aus und Kacey sah sich um. An den Wänden hingen verschiedene Bilder und Texte von irgendwelchen medizinischen Dingen, welche sie sowieso nicht interessierten. Niemand wusste was er sagen sollte, weswegen einfach alle drei über ihre eigenen Sachen nachdachten. Kacey fühlte sich unwohl, dieser Raum erinnerte sie zu sehr an vergangene Zeiten aus ihrer Kindheit und brachte ungewollte Erinnerungen zurück.

Als sie neun Jahre alt war, waren ihre Eltern bei einem Autounfall verunglückt. Sie erinnerte sich noch gut an diesen einen Abend... Sie hatte den Tag mit ihrer Tante verbracht, da ihre Eltern zu einem Musical eingeladen wurden. Sie hätte damals nie geahnt, dass sie eventuell niemals zurückkommen würden. Kacey war bereits im Bett, da es spät war. Später als gewöhnlich wenn ihre Eltern weg waren. Sie waren sonst nie so lange weg, da sie genau wussten, dass Kacey nicht schlafen konnte, wenn sie nicht zu Hause waren. Sie lag wach im Bett und fragte sich immer wieder, wann Mama und Papa endlich wiederkommen würden. Sie hatte damals alles mitbekommen... Wie die Polizei an der Türe klingelte, wie sie mit ihrer Tante sprachen und sie baten mit ihnen zu kommen. Kacey hatte sich heimlich nach unten geschlichen, verstand allerdings nicht was los war. Waren Mama und Papa in Schwierigkeiten? War etwas passiert? Ihre Tante hatte ihr versucht zu erklären, dass sie jetzt ins Krankenhaus fahren mussten, doch Kacey wusste von vorn herein das etwas nicht stimmte. Die Polizei hatte sie mitgenommen und sie erinnerte mich noch zu gut daran, wie sie durch die sterilen, weißen Flure gerannt waren. Kacey hatte ihre Tante mehrmals flehend darum gebeten stehen zu bleiben, ihre Hand loszulassen und ihr zu erzählen, was los war, doch sie schien sie gar nicht zu hören. Ihr Blick war nur stur nach vorne gerichtet, in ihren Augen erkannte Kacey Sorge und Angst, doch sie verstand nicht warum. Während sie weiter rannten, stolperte Kacey unbeholfen hinterher, versuchte irgendwie Schritt zu halten. Sie liefen schon fast zu schnell, um das ihre damals kleinen Füßchen sie tragen konnten. Ihre Tante zog sie schon fast, wobei die beiden Polizisten ihre Seite nicht verließen. Plötzlich blieben sie stehen. Sie standen vor einem Behandlungszimmer und während ihre Tante mit dem einen Polizist das Zimmer betrat, musste Kacey mit dem anderen Polizist im Wartebereich bleiben. Trotz dass er versucht hatte sie von der ganzen Situation abzulenken, war es dieselbe unangenehme Stille wie jetzt gerade. Sie musste eine gefühlte Ewigkeit mit dem Polizisten warten, bis sie plötzlich bitterliches Weinen aus dem Zimmer hörte. Es war ihre Tante, dass erkannte sie. Es dauerte ewig, bis ihr erklärt wurde was los war. Zuerst hieß es, Kacey müsse mit ihrer Tante nach Hamburg kommen und fürs erste bei ihr bleiben, dass tat sie auch. Doch auf ihre Frage, was mit Mama und Papa sei, konnte ihr nie eine Antwort gegeben werden. Sie fragte immer und immer wieder... Erst nach einer Weile wo sie bei ihrer Tante lebte, erklärte sie ihr, dass Mama und Papa nicht wieder kommen würden. Sie wusste noch genau wie sehr sie damals geweint hatte. Kacey hatte sich in ihrem Zimmer eingesperrt und konnte die Welt nicht mehr verstehen. Sie wollte mit niemandem mehr sprechen, nicht mal mit ihrer Tante. Sie schloss die Außenwelt aus. Sie wollte nicht akzeptieren, dass ihre Eltern aus ihrem Leben verschwunden waren. Sie redete sich selbst ein, wenn sie es nicht akzeptieren würde, wäre es auch nicht wahr, doch nach einer Weile wurde ihr schmerzhaft klar, dass das so nicht ging. Aus der Wut und dem Schmerz, wurde Trauer und nach langer Zeit Akzeptanz. Mit zehn wurde ihr klar, dass ihre Tante damals nur ins Krankenhaus musste, um zu bestätigen, dass es wirklich ihre Eltern waren, welche den Unfall hatten. Helfen konnten die Ärzte ihnen nicht mehr. Ein Falschfahrer hatte sie auf der Autobahn frontal erwisch. Jede Hilfe kam für sie zu spät...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 18, 2022 ⏰

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